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Im Januar 2009 starteten BBM ihr Projekt "embedded art. Kunst im Namen der Sicherheit". Sie beauftragten nahezu 50 Künstler, Auftragsarbeiten über Gegenwart und Zukunft der Kontrollgesellschaft beizusteuern. Die Resonanz war überwältigend. Eine 500-seitige Pressemappe dokumentiert dies eindrucksvoll. 15.000 Besucher kamen an den Pariser Platz in Berlin, um "embedded art" in der Akademie der Künste zu sehen.

"embedded art" legte den Grundstein für "Krise. Einübungen in den Ausnahmezustand." Schönenbach und Arndt wählten sieben Künstler aus und baten sie, neue Werke zum Thema beizutragen.

Das Thema

Auslöser für die neue Aufgabenstellung ist ein Hintergrund-Artikel in den US-Medien. In ihm wird ein enger Zusammenhang zwischen der aktuellen Finanzkrise und aufwändigen Vorbereitungen auf zivile Unruhen hergestellt.

Der russisch-kanadische Globalisierungskritiker und Ökonom Prof. Michel Chossudosky spricht - ebenso wie der bekannte Soziologe und Urbanist Mike Davis - statt von "Krise" von einer planvollen wirtschaftlichen Maßnahme: der "größten Umverteilung von Arm zu Reich in der Geschichte der Menschheit". Beide halten in Folge dessen Aufstände in den USA nicht für ausgeschlossen.

Die Trainingsprogramme für Polizei und Militär, die daraufhin nun anlaufen, finden nicht allein in den USA, sondern mit deutscher und britischer Unterstützung beispielsweise auch in Deutschland und im Irak statt.

Jedoch sieht Chossudosky die derzeitigen Vorbereitungen auf einen militärischen Einsatz im Innern und die Einrichtung von insgesamt 800 Notinternierungslagern in den USA weniger als Katrophenschutz-Szenario. Er versteht die Programme eher als einen weiteren Schritt in Richtung "Gentrifizierung": ein Begriff, der einen sozialen Umstrukturierungsprozess eines Stadtteiles beschreibt und im Volksmund "Yuppiesierung" heißt.

Die Umsetzung Zwei der sieben Künstler, Mosse und Rowell, gehen an die Orte des Geschehens. Sie filmen und fotografieren in Ausbildungscamps im Irak, wo Einheiten der US-Nationalgarde den Häuserkampf trainieren; oder zuhause in den USA, wo der berüchtigte Privatdienstleister Blackwater mit Mitteln der Homeland Security künstliche Dörfer anlegt nach dem Modell der amerikanischen Vorstädte, aus denen jetzt die "Gefahr droht".

Schneider von Maydell verwendet dokumentarisches Material von Workshops der deutschen Polizei, in denen der Einsatz der Elektroschockpistole TASER trainiert wird. Dabei entstehen großformatige Acrylgemälde von Bacon-hafter Intensität, die den unvorstellbaren Schmerz bei der Anwendung der Waffe, den Sekundenbruchteil des Horrors, festhalten.

Das Hörspiel "Über den Umgang mit gefährlichen Hunden" weitet das mediale, ebenso wie das inhaltliche Spektrum einmal mehr. Der mehrfach prämierte Regisseur Hans-Werner Kroesinger, zuletzt aufgefallen mit der Produktion "Ruanda Revisited", holt den Alptraum der "Inneren Sicherheit" näher heran an Europa. Der Stoff des Stückes ist ein EU-Gutachten über die sog. Geheimgefängnisse der USA in Masuren, Polen, wo vermeintliche Spitzen der Al Kaida von 2002 bis 2005 gefangen gehalten wurden. So klingt die 70-minütige Inszenierung, die in voller Länge zu hören ist, wie eine Illustration zu dem legendären Satz des ehem. deutschen Innenministers Gerhart Baum: "Die Gefahr geht vom Menschen aus."

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Krise. Einübungen in den Ausnahmezustand

Künstler: Richard Mosse, Steve Rowell, Omar Vulpinari, Timm Ulrichs, Adam Broomberg & Oliver Chanarin, Korpys / Löffler, Ivana Spinelli, Moritz, Hans-Werner Kroesinger, Angelika Schneider-von Maydell