press release only in german

Eröffnung: 27. Mai 2016 / 6 - 10 Uhr

Die Ausstellung "Colour Garden" von Klaus-Martin Treder (geb. 1960 in Biberach; lebt und arbeitet in Berlin) präsentiert eine zusammenhängende Serie von acht gleichformatigen Leinwänden nebst einem die volle Raumhöhe ausnutzenden skulpturalen Arrangement verschiedenfarbiger und minimal gebogener Metallgestänge.

Indertat wandelt der Besucher und Betrachter zwischen den hohen schmalen und je von einem farbigen wie flächendeckenden Grundton bestimmten Malereien wie durch einen "Garten" so virtuoser wie vielschichtiger und verführerischer Bildschönheiten.

Jede Leinwand wartet mit einer monochromen, satten Allover-Farbschüttung auf, die mitunter einer Kraterlandschaft gleicht. Über diese Farblandschaft verteilen sich Tropfen und Spritzer, isoliert oder in konzentrierter Ansammlung, Ton in Ton oder farbig abgesetzt, außerdem – unvermutet, da von weitem rein malerisch in ihrer Wirkung – Gegenstände wie Kosmetika, Seife, Kunstnägel, Kaffeebohnen, Lakritze und andere Haribo-Süßigkeiten, Plastikverschlüsse oder ein Asthmaspray. Der verrutschte Nagellack zieht seine Spur durch die Farbfläche und wird hierüber indirekt zum Malwerkzeug. Die Farbtropfen hingegen gerieren sich künstlich abgehoben, aufgesetzt, überdeutlich mit Schattenwurf erkennbar appliziert, was zugleich bedeutet, dass sie unabhängig vom Bild hergestellt und nachträglich hinzugefügt wurden. Die Physis der Farbmaterie kommt in den unterschiedlich ausfallenden Tropfenformen plastisch intensiv zur Anschauung.

In den Bildern Treders tritt die Farbmaterie seit 2006 in Schüttungen, Drippings oder Malerei-Applikationen auf, die – wie hier – mal extrem augenfällig als synthetische Collage am Bild befestigt sind, mal – wie in anderen Werkgruppen – unerkannt im Bild verschwinden. Die künstlerische Praxis des sichtbaren Malprozesses, insbesondere des sogenannten Spontangestus', wird dieserart theoretisiert und ein zuvor unbekanntes Kalkül eingeführt. Der Farbauftrag versteht sich als konzeptuelles Malereizitat. Aus diesem Grund beginnt Treder, den Klecks zu simulieren, diesen wie auch die Schüttungen als Collageelement auf der Leinwand zu applizieren und diesen Elementen im bildnerischen Zusammenhang ihre spezifische Rolle zu übertragen.

Angesichts dieser Methode wird offenbar, Treders Verhältnis zur Geste ist zweifellos analytisch und eher rhetorisch. Als collagierte Geste ereignet sich die Malerei zweifach abstrahiert im Bild und bildet anhand von Applikationen und Attrappen eine Metaebene. Malerei wird zur Handlung, die ihre kalkulierten Spuren offenlegt.

Über die Gegenstände im Bild entsteht ferner eine Spannung: zwischen dem vermeintlich subjektiven Ausdruck der Malerei im Kunstwerk und dem fremden, vorgefundenen Material, zwischen Individualität und Massenprodukt, zwischen privat und öffentlich. Die Selbstbezogenheit und der Selbstausdruck der Malerei – obgleich nur vorgetäuscht, dennoch wirksam – prallen auf das Objektivierte des allgemein Verfügbaren, des Ready-mades. Doch geschieht über die Konfrontation hinaus die malerische Synthese: die Dreidimensionalität der Gegenstände geht über in das Zweidimensionale des Bildes, wird integraler Teil einer Inszenierung, deren Ziel das Bild ist und der zugleich Marcel Duchamps Auffassung zugrunde liegt: „Da die Farbtuben, die der Künstler verwendet, fabrizierte Fertigprodukte sind, müssen wir schließen, dass alle Bilder der Welt assisted Ready-mades und auch Assemblagen sind.“

Dass Klaus-Martin Treder die Malerei aus einem analytischen Impetus heraus reflektiert, zeigt sich auch daran, dass er seine malerischen Ansatzpunkte mit zahlreichen Versuchsreihen begleitet. Übergeordnet hierzu entstehen die Werkgruppen der Bilder und auch die der Skulpturen und Objekte, deren Genese aus dem Bild heraus seit 2004 zu einer eigenständigen Arbeitseinheit geführt hat.