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Eröffnung: 16. November 2012, 19:30 Uhr

Wie sieht es in Europas Flüssen aus? Welche Geheimnisse und Gefahren lauern in diesen dunklen Zonen, in die sich nur wenige Menschen wagen? Mit diesen Fragen begann die Arbeit an Klara Hobzas jüngstem Werkkomplex. Auf der Landkarte entdeckte die Künstlerin eine natürliche, ge-schichtsträchtige Verbindung, einen Wasserweg, der ganz Europa durchzieht. Hieraus entwickelte sich ihr Vorhaben Europa durchtauchen (Diving Through Europe), das auf 25 bis 30 Jahre angelegt ist. Klara Hobza plant von der Nordsee über den Rhein, den Main, sowie den Main-Donau-Kanal und die Donau zum Schwarzen Meer zu gelangen, indem sie diese Flüsse in Etappen durchtaucht. Ihre Route wird sie durch die Niederlande, Deutschland, Österreich, Slowakei, Ungarn, Serbien, Bul-garien, entlang an Kroatien, Moldawien, Ukraine bis nach Rumänien führen und damit eine Stre-cke von mehreren tausend Kilometern nachzeichnen. Auf diesem langen Weg taucht die Künstle-rin nicht nur in das Wasser, sondern auch in die Gesc hichte und Kultur Europas ein. Die individu-elle physische Herausforderung geht einher mit Begegnungen verschiedener Kulturen sowie dem Durchquerung historischer Landstriche. Für Klara Hobza bildet Europa durchtauchen darüber hinaus auch einen Weg sich wieder in Europa einzuleben, nachdem sie viele Jahre in New York verbracht hatte. Das Grundelement Wasser und ihre ganz persönliche Biografie beschäftigten Hobza schon in früheren Arbeiten wie Departing Ame-rica (2009), bei der sie ihren Umzug von New York nach Hamburg auf dem Wasserweg vollzog. Das Tauchen wiederum öffnet ihr das Tor zu faszinierenden Unterwasserwelten und neuen Wahr-nehmungsebenen. In dieser trüben, geräuschlosen Welt muss der Mensch seine Sinne auf eine neue Umgebung einstellen. Der Körper erlebt erste Anzeichen der Schwerelosigkeit sobald er sich zu Wasser begibt. So fließen auch die festgestellten Auswirkungen des Tauchens auf den Körper in den Werkkomplex Europa durchtauchen ein. Ebenso ist die natürliche Verlangsamung der Bewe-gungen unter Wasser kennzeichnend für das gesamte Vorhaben. Fernab von Effizienzerwägungen, folgt Klara Hobza ihrem Entschluss, stellt sich Konfrontati onen oder Gefahren und und bietet sich selbst als Reibungsfläche für ihr Vorhaben. Die Ausstellung Erste Anzeichen der Schwerelosigkeit im Künstlerhaus Bremen widmet sich dem sta-tus quo von Europa durchtauchen und wird die Vorbereitungen, Begegnungen, Gespräche bis hin zu den ersten Tauchgängen mittels unterschiedlicher Medien wie Video, Text, Fotografie oder Zeich-nung präsentieren. Im vergangenen März unternahm Klara Hobza ihren Tauchgang bei Rotter-dam, wo der Rhein in die Nordsee fließt und geriet bald in große Gefahr, denn Europa durchtauchen ist auch ein Zusammenstoß von Mensch und Natur. Dennoch setzt die Künstlerin der unbändigen Kraft des Wassers ihren starken Willen entgegen und arbeitet sich Schritt für Schritt auf ihr selbst-gesetztes Ziel zu. Dabei erprobt sie die Grenzen des Möglichen und auch ihrer eigenen physischen und psychischen Fähigkeiten aus. Die scheinbare Unlösbarkeit von Klara Hobzas Vorhaben trifft immer wieder auf das Erreichen von Zwischenetappen und ist charakteristisch für ihre Arbeitswei-se. Mit völliger Entschlossenheit rea lisiert Klara Hobza ihre Projekte nicht bloß, sie lebt sie.

In einer Lecture, die während der Ausstellungslaufzeit stattfindet, wird Klara Hobza einen Ein-blick in ihre weiteren Schaffensbereiche und andere frühe Projekte geben. Zudem erscheint beglei-tend zu der Ausstellung Erste Anzeichen der Schwerelosigkeit im Künstlerhaus Bremen im Distanz Verlag eine Publikation, welche die zentralen Werkgruppen der Künstlerin vorstellt und von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ermöglicht wurde.

Erste Anzeichen der Schwerelosigkeit wird gefördert von der Stiftung Kunstfonds und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung. Herzlichen Dank an Raab Karcher Stuhr, Geier-Tronic Videotechnik GmbH.

Klara Hobza Erste Anzeichen der Schwerelosigkeit 17.11.2012 – 10.02.2013

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Klara Hobza
Erste Anzeichen der Schwerelosigkeit
Kuratorin: Stefanie Böttcher