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Die Galerie Wolfgang Gmyrek eröffnet die Herbstsaison mit einer Einzelausstellung von K.H. Hödicke. Der Titel Verschleppte Farbe bezieht sich auf Hödickes Technik, mit einem großen Rakel die Farbe über die Leinwand zu ziehen. Seit den 60er Jahren hat er dieses Verfahren immer wieder aufgegriffen. Nach den Stillleben aus Küche und Klo, die wir vor zwei Jahren präsentiert haben, schießt die aktuelle Auswahl also wieder an den Zyklus der Notturnos an, die 1996/97 in Düsseldorf und Berlin gezeigt wurden.

Hödickes Notturnos entstanden wie viele seiner bekannten Bilder im Atelier mit Aussichtsturm an der Dessauer Straße. Während von hier aus in den 60er, 70er und 80er Jahren der Blick frei nach Osten schweifen konnte, über den Gropius-Bau und Potsdamer Platz (Hödickes Gobi) bis zum Brandenburger Tor und Reichstag, ist dieser Rundblick in den letzten Jahren immer mehr durch die schnell in den Himmel wachsenden Gebäude und Dutzende von Kränen versperrt. Hödicke hatte in den Bildern der nächtlich beleuchteten Baukräne und der Reflektionen im Regenwasser seine Geschichte vom Potsdamer Platz weiter geschrieben.

Auch in den neuen Bildern finden sich diese Verweise, in denen "die Lichter der Großstadt" eine wichtige Rolle spielen. Im Mittelpunkt der Ausstellung werden monolithisch die großen Formate wie Partitur, Pratatatam oder Bagdad. Maltechnisch stellt K.H. Hödicke ein von ihm immer wieder erprobtes Werkzeug in den Mittelpunkt: Den Rakel. Der Farbrakel weist zurück auf die Tradition der informellen Malerei, die für Hödicke künstlerischer Ausgangspunkt war. Er gehört als „gelernter Tachist“ zu den wichtigsten deutschen Vertretern einer neuen Figuration seit den 60er Jahren. Sein Einfluss als Mitbegründer der Galerie Großgörschen 35 und seit 1974 als Professor für Malerei an der Hochschule der Künste Berlin kann nicht hoch genug eingeschätzt werden.

Hödickes Bilder sind an der Grenze zur Abstraktion zu sehen, bleiben aber stets als Stadtbilder lesbar. Die Lichterketten der Verkehrswege und Baustellen geben den Anlass für die erste Notation in gelber oder roter Farbe auf der Leinwand. Die dunkle Farbe wird mit dem Rakel über die gesamte Fläche „geschleppt“ und ist als Himmel interpretierbar. Professor Jochen Hörisch hat für die Einladung einen kongenialen Text zu den neuen Bildern verfasst.

Die Galerie Wolfgang Gmyrek wird mit der Eröffnung der Hödicke Ausstellung ihr Jubiläumsjahr zum 25-jährigen Bestehen einleiten. K.H. Hödicke gehörte seit Anfang der 80er Jahre als einer der wichtigsten Künstler der Galerie zum Programm und wird seitdem regelmäßig in Einzelausstellungen präsentiert.

Pressetext

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Karl Horst Hödicke - Verschleppte Farbe