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Mit der Ausstellung „on moons, maps and butterflies“ präsentiert der Kunstverein Tiergarten erstmals die beiden Künstlerinnen Katrin von Maltzahn (Berlin) und Ebba Matz (Stockholm) gemeinsam in einer umfangreichen Doppelausstellung. Eigens für diesen Dialog haben beide Künstlerinnen neue, auf die räumliche Situation der Galerie Nord zugeschnittene Arbeiten produziert. Ergänzt durch einige ältere Arbeiten werden die beiden künstlerischen Positionen in ihrer unmittelbaren Berührung thematisch wie ästhetisch neu erfahrbar.

Bei ihren Fragen nach der Aneignung von Welt legen Ebba Matz und Katrin von Maltzahn ihren Arbeiten seit langem geläufige Bilder und theoretische Konstrukte zugrunde. Katrin von Maltzahn geht in ihren druckgrafischen, zeichnerischen und malerischen Serien stets von Mustern oder Grundmodulen aus, die sie aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen löst und im künstlerischen Prozess neu auflädt. Formen wie Kreis oder Hexagon rufen dabei von molekularen Strukturen bis zu architektonischen Grundrissen vielfältige Kontexte auf, so dass sich die Arbeiten Katrin von Maltzahns wie polyphone Texte lesen lassen, die nicht selten, wie bei der grafischen Serie Silaub assijjipalinaninga, an sprachliche Realisierungen zurückgebunden werden. Gleichwohl thematisiert Katrin von Maltzahns immer auch dezidiert bildkünstlerische Fragen, wenn sie beispielsweise ein Stoffmuster mit Malerei überformt und auf diese Weise Landschaften generiert, die zugleich Bildstörungen sind.

Ebba Matz greift mit ihren Installationen visuelles Material auf, das sie Deutungsmodellen und Veranschaulichungen jenseits künstlerischer Praxis entnimmt. Von der Camera obscura bis hin zum Bleigießen transponiert Ebba Matz Interpretationen des Visuellen durch ebenso einfache wie eindringliche Perspektivwechsel. Geht das rituelle Neujahrsorakel von der Deutung einer zufällig entstandenen Einzelform aus, so fragt Ebba Matz mit Gruppen von Zinngüssen im Ausstellungsraum nach dem Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft. Dabei denkt die Künstlerin auch vorhandene Deutungen im Sinne eines Gegenüber mit: Viele ihrer Arbeiten, wie z. B. die mehrteilige Installation Venetian Blind, thematisieren visuelle Verhältnisse generell, indem sie den kontrollierenden und den kontrollierten Blick gleichermaßen einbeziehen.

Im dialogischen Zusammenspiel entfalten die Arbeiten von Ebba Matz und Katrin von Maltzahn ein visuelles Feld, in dem Form und Material auf unterschiedlichen Ebenen Spannungen erzeugen. Momente bildlicher Narration greifen ineinander, semantische Ebenen verschieben sich und werfen Fragen nach Deutung, Umdeutung und Erklärbarkeit immer wieder neu auf.