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Katinka Pilscheur konzipierte für die Ausstellung unter anderem eine Serie von fünf Lackbildern. Ausgangspunkt der Serie war die Endeckung der Farbe „verde illusion“ in Buenos Aires, wo die Künstlerin während zahlreicher Auslandsaufenthalte wohnte. Obwohl die Farbe selbst recht unscheinbar ist – in Buenos Aires wird sie vor allem für Laternenmasten und Stromkästen verwendet –, war Pilscheur von ihrem Namen fasziniert. Beim Blick auf die gesamte Farbpalette der Herstellerfirma Albalux wurde sie auf weitere Farben aufmerksam, deren poetische Namen so gar nicht zu den eher graugrünlichen und gewöhnlichen Farbtönen passen wollten.

Pilscheur wählte schließlich fünf Farbtöne für eine Serie der für sie typischen Lackbilder, bei denen sie Lacke aus dem Alltag, wie Motorrad- oder Nagellacke, bewusst in einen künstlerischen Kontext transferiert, ohne dabei jedoch deren Herkunft aus den Augen zu verlieren: Ein kleiner Aufkleber am Bildrand trägt Namen sowie Strichcode der Farbe. Auch bestimmt die verwendete Farbmenge – hier jeweils genau ein Liter – das Format der Bilder. Einerseits entstand so mit der Serie eine eher formale Arbeit, die sich mit Farbe, seriellen Abweichungen, industriellen Oberflächen, Spiegelungen etc. auseinandersetzt. Andererseits verweisen die als Titel beibehaltenen Namen der Farben auf eine Poesie des Alltags, die den Bildern wie eine Geschichte anhaftet und sie in unserer Realität verortet. Beide Strategien haben gemein, dass sie die Materialität der Bilder fokussieren und ihnen, die Grenzen eines traditionellen Malereibegriffs hinter sich lassend, Objektcharakter verleihen.

Der Ausstellungsraum gegenüber den Lackbilder wird von einer Installation aus einem Baugerüst und weißen Styroporplatten eingenommen, die durch die seitlichen Beschriftungen der Platten in Schwarz und Rot im Zusammenspiel mit den Metallstreben einen subtilen farblichen Rhythmus aufweist. Auf der Rückseite der Installation ergänzt die Fangausrüstung eines Artenschützers, der die Frösche vom Flughafengelände in Berlin Schönefeld umsiedelte, mit ihren dunkelgrünen Netzen, leicht rostigen Zaunstangen, vergilbten Schaumstoffplatten sowie weißen und gelben Eimern die kühlen weißen Styroporblöcke. Auch hier geht es einerseits um die formale Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Farben, Materialen und Texturen, bei der jedoch andererseits zugleich die Herkunft und Geschichte der Objekte auf einer weiteren Ebene mitschwingt.

Die Installation ist so im Raum positioniert, dass die Serie der Lackbilder sich nicht mehr im Ganzen überblicken lässt. Vielmehr entsteht eine Art Gasse, durch die sich der Betrachter bewegen muss. Dabei verändern sich mit jedem Schritt die leicht spiegelnden Oberflächen der Bilder sowie das Beziehungsgeflecht zwischen den Arbeiten. Diese Gegenüberstellung und das bewusste Einteilen und Nutzen des Ausstellungsraums kennzeichnet Pilscheurs Bestreben, den Raum als Referenzsystem für ihre Arbeiten zu begreifen und ihn selbst, sowohl installativ, durch das Zusammenspiel der Objekte, als auch malerisch, durch das Gegeneinanderstellen der Farbflächen, zu inszenieren. So bewegt sich die Künstlerin, die bei Rebeccca Horn und Frank Badur an der UdK Berlin studierte, auf der Schnittstelle von Malerei und Skulptur.

Katinka Pilscheur lebt und arbeitet in Berlin. 2004 schloss sie als Meisterschülerin ihr Kunststudium an der UdK Berlin ab. Seitdem war sie an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt, so etwa in Buenos Aires und Paris sowie in der jüngeren Vergangenheit in Einzelausstellungen im Dortmunder Kunstverein und in Köln. 2010 gewann sie den Förderpreis des Westfälischen Kunstvereins.

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Katinka Pilscheur . 10-09-2010