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Das migros museum für gegenwartskunst präsentiert vom 16. Mai – 16. August 2009 zwei Einzelausstellungen von Karla Black (1972 in Alexandria, lebt und arbeitet in Glasgow) und von Christoph Ruckhäberle (1972 in Pfaffenhofen, lebt und arbeitet in Leipzig). Für beide Künstler ist es ihre erste Einzelausstellung in der Schweiz.

Gipspulver und Farbpigmente, Vaseline oder Substanzen wie Gesichtspuder, Lippenstift und Nagellack bilden die Rohstoffe für die Skulpturen Blacks. Die ephemeren Arbeiten – seien es transparente Zellophanschichten, die skulptural angeordnet von der Decke hängen, oder fragile Bodenarbeiten, aus hauchdünnen Puderschichten auf den Boden gestreut – stellen Referenzen auf die Minimal Art und Konzeptkunst der 1960er und 1970er Jahre dar. Gleichzeitig erweitert Black aber den klassischen Skulpturbegriff durch einen prozessorientierten, performativen Umgang mit kulturell konnotierten und untypischen Materialien. Die Oberfläche mancher Objekte lassen den rohen Karton oder das feine, durchsichtige Cellophan erkennen – andere Partien sind mit sanften Pastellfarben überzogen. Brüche und Knicke in den Trägermaterialien lassen die Farbschicht aufbrechen. Die fragilen Werke Blacks sind nie in einem vollständig stabilen Zustand, droht ihnen doch ständig der Zerfall. Die Künstlerin versucht, diesen natürlichen Prozess ihrer Arbeiten zu unterbrechen und sie in einen zeitlosen Status möglichst nahe an der Perfektion zu überführen. Die Hoheit über das Werk erlaubt der Künstlerin, den jeweiligen Zustand der Arbeit nach ästhetischen Kriterien zu beurteilen und gegebenenfalls durch gezielte Eingriffe ähnlich der Arbeit eines Konservators die Spuren der Zeit zu eliminieren. Dennoch haben manche Skulpturen nur die Lebensdauer einer Ausstellung und werden anschliessend zerstört.

Die Bildwelt Ruckhäberles, der vor seinem Studium an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst am California Institute of the Arts Zeichentrickfilm studierte, wird bevölkert von kuriosen Gestalten, die schnittmusterhaft vor farbig rhythmisierten Hintergründen stehen. Bunte Zeichnungen von Gesichtern erinnern an geschnitzte Masken, die aus einem reichhaltigen Formenvokabular spielerisch zusammengestellt wurden. Dieser Formen- und Farbenreichtum wird bei Ruckhäberle nicht nur durch schräge Blickwinkel oder andere perspektivische Ungereimtheiten durchbrochen, sondern auch durch expressionistische und surreale Anleihen. Christoph Ruckhäberle präsentiert in der Ausstellung zwei Werkgruppen seiner jüngsten Arbeiten. In der ersteren Werkgruppe beweist eine Vielzahl von Zeichnungen überlanger, verfremdeter, farbiger Gesichter die Experimentierfreude des Künstlers. Die bunte Farbigkeit sowie die geschnitzt und schematisch wirkenden Gesichtszüge geben den Gesichtern etwas Maskenhaftes. Die flächige Bildaufteilung durch scharf abgetrennte Farbfelder unterstreichen Ruckhäberles Affinität zum Linolschnitt, mit dem sich der Künstler seit langer Zeit beschäftigt.

Die gebürtige Schottin Karla Black lebt und arbeitet in Glasgow, wo sie in den Jahren 1995 bis 1999 den BA in Skulptur und 2004 den Master of Fine Art an der Glasgow School of Art absolvierte. Bisherige Ausstellungsorte neben zahlreichen weiteren Ausstellungen in Europa und den USA sind die Scottish National Gallery of Modern Art (2008), die Teilnahme an der Brüssel Biennale (2008) und der Art Now in der Tate Britain sowie an der Gruppenausstellung Poor Thing (2007) in der Kunsthalle Basel.

Der im bayrischen Pfaffenhofen geborene Ruckhäberle studierte 1991 bis 1992 am California Institute of Arts Valencia Zeichentrickfilm und absolvierte im Jahr 2000 das Meisterschülerstudium in Leipzig bei Professor Arno Rink. Die Teilnahme an der Manifesta 7 in Trentino, Italien, im Jahr 2008, die Life After Death-Ausstellung im Frye Art Museum, Seattle (2007), die Ausstellung Triumph of Painting in der Saatchi Gallery in London (2006) und ein Jahr zuvor im Mass MoCA, Massachusetts (2005), sind nur einige wenige seiner zahlreichen Ausstellungsorte.

Kuratorin der Ausstellungen: Heike Munder

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Karla Black
Christoph Ruckhäberle
Kurator: Heike Munder