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Kajsa Dahlberg arbeitet mit Bildern, Text und Sound. Sie untersucht die Konstruktion und Vermittlung von Erzählstrukturen im Kontext von politischer Repräsentation, historischem Diskurs und individueller Identität und fragt dabei nach den Wechselbeziehungen zwischen kollektiven und individuellen Formen von Narration. Im Künstlerhaus Bethanien zeigt Dahlberg in leicht abgeänderter Form die 2011 bereits im Rahmen der Based in Berlin-Schau präsentierte deutsche Version ihres Buchprojekts Ein Zimmer für sich / Ein eigenes Zimmer / Ein Zimmer für sich allein / Vierhundertdreiunddreißig Bibliotheken. Die Arbeit basiert auf der deutschen Ausgabe des 1929 erschienenen Feminismus-Klassikers A Room of One’s Own von Virginia Woolf. In einem äußerlich an die bekannte Reclam-Reihe erinnernden Bändchen hat Dahlberg die Reaktionen der LeserInnen auf Woolfs Text kompiliert, indem sie sämtliche Anmerkungen, Unterstreichungen oder sonstigen handschriftlichen Vermerke aller in Berliner Bibliotheken verfügbaren Exemplare des Buches in ein einziges Exemplar übertragen hat, dessen Seiten sie nun im Rahmen einer Installation von Vitrinentischen ausstellt. Die vielen verschiedenen Handschriften dokumentieren ein Stück kollektiver Rezeptionsgeschichte und illustrieren ein zentrales Postulat Virginia Woolfs hinsichtlich der Entstehungsbedingungen von Literatur: „For masterpieces are not single and solitary births; they are the outcome of many years of thinking in common, of thinking by the body of the people, so that the experience of the mass is behind the single voice.“

Neben der Videoarbeit Female Fist von 2006 präsentiert Dahlberg eine weitere neue Arbeit: es handelt sich um die Dokumentation einer szenischen Lesung mit dem Titel In Godot’s Waiting Room (I Godots väntrum), die in Zusammenarbeit mit der schwedischen Dramatikerin Gritt Uldall-Jessen entstand und auf kongeniale Weise die Geschichte der Charaktere Vladimir und Estragon aus Samuel Becketts Stück Waiting for Godot mit dem Tagebuch einer Hausbesetzung durch Feministinnen 1983 in Umeå sowie dem Bericht über eine juristische Klage von Samuel Beckett zusammenführt, der 1988 eine Aufführung seines Stücks in den Niederlanden verbieten lassen wollte, da alle Rollen ausschließlich mit Frauen besetzt werden sollten – das Gericht wies Becketts Klage letztlich ab. Speziell für die Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien hat Dahlberg zudem ein Skript der Lesung editiert, das für die Besucher ausliegt.

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Kajsa Dahlberg