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Mit der Ausstellung 'Zähne und Krallen' präsentieren wir unsere erste Einzelausstellung der Malerin Justine Otto. In den letzten Jahren ist sie mit ihrer qualitätvollen Malerei über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt geworden und zeigt hier eine neue Bildserie, die für die Ausstellung entstanden ist. Der Titel ist frei entlehnt nach T.C. Boyles Roman „Zähne und Klauen“. Es geht um die kleinen Flügelschläge (=Zufälle), die klein und unbedeutend zu sein scheinen, dann aber doch Lebenswege verändern oder entscheidend prägen können. Auch in dieser Werkgruppe findet eines ihrer zentralen Themen „Kinder und junge Heranwachsende“ wieder Verwendung. Die jungen Frauen, die auf fast jedem Bild erscheinen, hat Otto zwar überwiegend nach lebenden Modellen gemalt, sie ist aber nicht bestrebt ein psychologisches Porträt der Personen zu erstellen. Vielmehr dirigiert sie -wie auch in früheren Bilderserien- ihre Akteurinnen (meistens Mädchen) wie eine Regisseurin und positioniert sie in bestimmten Szenen. Manche dieser Szenarien erscheinen trotz ihrer -auf den ersten Blick- Natürlichkeit bei genauerem Hinsehen eher surreal. So pflückt z.B. eine junge Frau Vögel aus einem Gebüsch und trägt sie aufgefädelt an einer Kette um den Hals. Viele ihrer Figuren bewegen sich traumwandlerisch in ihrem eigenen Bildraum, vertieft in ihr Handeln ohne vom Betrachter Notiz zu nehmen obwohl dieser von der Malerin oft sehr nah an ihre Gesichter herangeführt wird. Die Bildräume sind zumeist eng herangezoomte Ausschnitte einer unbestimmten Umgebung in der Natur oder einem Gebäude. In der titelgebenden Arbeit „Zähne und Krallen“ liegt ein toter Wolf hinter einem jungen Mädchen, das unter einer Pelzjacke ein blutrotes Kleid trägt. Sie schaut nachdenklich aber selbstbewußt in die Leere des Raumes. Immer wieder tauchen in Ottos Bildwelten Wildtiere wie Vögel und Wölfe auf, die gezähmt, aufgelesen oder auch getötet werden –die Beherrschung der (eigenen) Natur und Aneignung von Freiheit, Instinkt und Trieb? Besonders hinzuweisen ist auch auf Ottos enorme malerische Sicherheit. Die Behandlung von Licht und das feie Spiel mit Farbkontrasten bzw. –harmonien verleit den Arbeiten unabhängig vom Motiv eine hohe Qualität. Der Aufbau einer Hautfarbe aus zum Teil mehreren Dutzend Farbtönen ist meisterhaft. Gesichter und Körper werden dabei zu äußerst lebendigen und plastisch wirkenden „Landschaften“. Die zum Teil fast impressionistisch mit sehr sicheren und kraftvollen Pinselstrichen aufgebauten Flächen bieten in der Nahansicht ein abwechslungsreiches Farbspiel und ziehen sich bei einer Betrachtung aus der Ferne zum jeweiligen Motiv zusammen.

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Justine Otto - Zähne und Krallen