press release only in german

Eröffnung Sa 09.05.2009, 18:00 Uhr

Diese beiden Fotoserien zu Joseph Beuys des Fotografen Manfred Tischer sind die jüngsten Neuerwerbungen für das Joseph Beuys Archiv der Stiftung Museum Schloss Moyland. Sie werden in dieser Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Beide Serien beziehen sich auf zwei Ereignisse in der ersten Hälfte der 1960er Jahre.

Die Fotoserie »Joseph Beuys – Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet, 1964«:

In der Sendereihe »Drehscheibe« strahlte das ZDF live aus seinem Landesstudio Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf am 11.12.1964 um 19.00 Uhr eine Veranstaltung unter dem Titel »FLUXUS-Gruppe« aus. Die Gruppe setzte sich aus Joseph Beuys, mit »Fluxus Demonstrationen«, Bazon Brock mit »Agit Pop« und Wolf Vostell mit »Dé-coll/age Happening« zusammen. Alle drei Künstler agierten simultan, jedoch völlig unabhängig voneinander. Die Live-Sendung wurde damals vom Sender nicht aufgezeichnet, so dass die Fotografien von Manfred Tischer die einzigen existierenden Bildquellen sind, die diese Veranstaltung dokumentieren.

In dieser frühen Aktion, die im Mittelpunkt der Fotoserie von Manfred Tischer steht, schuf Joseph Beuys unter anderem in einer aus Brettern konstruierten Ecke einen Fettwinkel aus Margarine, der sich heute als Aktionsrelikt im Block Beuys im Hessischen Landesmuseum Darmstadt befindet. Während der Aktion schrieb Joseph Beuys mit

seiner typischen Braunkreuzfarbe, die hier mit Schokolade versetzt war, den Satz »Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet« auf einen auf dem Boden ausgebreiteten großen Bogen Papier. Dieser ist heute Teil des gleichnamigen Plastischen Bildes aus der Sammlung des Museums Schloss Moyland.

Die Aktion »Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet« ist die erste theoretisch ausgerichtete Aktion von Joseph Beuys und eine, die einen kunsthistorischen Bezug offenbart. Vor dem Hintergrund der damals aktuellen Duchamp-Debatte unter den Fluxus-Künstlern formulierte Beuys mit seinem Satz seine Kritik an Duchamps Anti-Kunstbegriff, ebenso wie an dessen Schweigen und seiner Kultivierung des Schweigens, nachdem er die Kunst aufgegeben hatte. Joseph Beuys stellte diese ›Verweigerung‹ Duchamps seinem eigenen auf den Menschen bezogenen erweiterten Kunstbegriff entgegen.

Die Fotoserie »Ausstellung Kleve, 1961«:

Ebenfalls von dem Fotografen Manfred Tischer wurde 1961 die erste umfassende Museumsausstellung mit Werken von Joseph Beuys fotografisch festgehalten. Am 7. Oktober 1961 wurde die Ausstellung »Josef Beuys – Zeichnungen, Aquarelle, Ölbilder, Plastische Bilder, aus der Sammlung van der Grinten« im Städtischen Museum Haus Koekkoek in Kleve in Gegenwart von Joseph Beuys und seiner Frau Eva Beuys im Beisein zahlreicher Besucher eröffnet.

Es wurden in dieser Ausstellung insgesamt 239 Werke von Joseph Beuys aus den Jahren 1935 bis 1961 aus der Sammlung der Brüder Franz Joseph und Hans van der Grinten gezeigt. Beide hatten auf Wunsch des Künstlers die Ausstellung zusammengestellt, organisiert und vorbereitet.

Mit dem Erwerb dieser beiden bedeutenden Fotoserien von Manfred Tischer kann das Joseph Beuys Archiv nicht nur einen wichtigen Sammlungszuwachs im Bereich der Fotografie verzeichnen. Die Ausstellung macht die Öffentlichkeit mit einer der wichtigsten frühen Aktionen von Joseph Beuys 1964 bekannt und verdeutlicht mit der Ausstellung 1961 nicht nur ein entscheidendes Ereignis in der einzigartigen Sammler-Künstlerbeziehung, sondern auch damit in der Sammlungsgeschichte des Museums Schloss Moyland.

Joseph Beuys Archiv / Fotografie:

Mit dem künstlerischen Agieren von Joseph Beuys in den sog. »Aktionen« seit Beginn der 1960er Jahre wurde die Fotografie mit ihrem ›auf-zeichnenden‹ Charakter zum zentralen Mittel der Dokumentation dieser ephemeren Arbeiten. Zahlreiche Fotografen begleiteten Joseph Beuys bei unterschiedlichen Anlässen, so auch Manfred Tischer. Im Joseph Beuys Archiv der Stiftung Museum Schloss befinden sich heute ca. 5.800 Fotografien zu und über Joseph Beuys und sein künstlerisches Werk und Wirken.

Informationen zum Fotografen Manfred Tischer:

Als einer der wichtigsten Chronisten der internationalen Rheinischen Kunstszene der späten 1950er bis 1980er Jahre begleitete und porträtierte der Fotograf Manfred Tischer (1925 – 2008) mit seiner Kamera viele bedeutende Künstler und dokumentierte wichtige Ereignisse. Manfred Tischer war ab 1959 als Fotograf für den Kunstverein und die Kunsthalle in Düsseldorf tätig. Künstler wie Joseph Beuys, Bazon Brock, Nam June Paik, Gerhard Richter, Wolf Vostell oder Andy Warhol ließen sich von ihm fotografisch beobachten.

only in german

Joseph Beuys - Unveröffentlichte Fotografien von Manfred Tischer:
"Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet, 1964"
und "Ausstellung Kleve, 1961"
Kurator: Bettina Paust