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Mit der Doppelausstellung “Joseph Beuys / Tobias Spichtig“, 28. Oktober - 5. Dezember 2009, setzt KATZ CONTEMPORARY die Reihe fort, in der eine junge künstlerische Position einem Wegbereiter der Gegenwartskunst gegenüber tritt. Gemeinsam mit Papierarbeiten von Joseph Beuys (1921 - 1986) präsentiert in Zürich lebende Künstler Tobias Spichtig (*1982, Luzern) Werkgruppen und Serien zweidimensionaler, wie auch skulptureller Arbeiten.

Joseph Beuys (1921 - 1986) ist eine der bedeutendsten KünstlerpersoÅNnlichkeiten der europäischen Nachkriegszeit. In seinem Werk nehmen Zeichnungen eine bedeutende Stellung ein – von Aktstudien bis hin zu handschriftlichen Tafeldiagrammen bestechen sie durch eine eigene Bildsprache. Für die Frauenakte (“Sennerin”) und Tierstudien der 1950er Jahre verwendete Beuys zumeist Mischtechniken aus Aquarell und Bleistift. In den 1960er Jahren setzte er sich mit erkenntnistheoretischen Fragen (“Audition Special”) sowie energetischen oder morphologischen Transformationen auseinander (“Gewitter”, “Energiefeldmasse”). Spätere Zeichnungen haben oft auch den Charakter von Studien für plastische Werke. (“Conzept: Fettstühle” zu “Stuhl mit Fett“).

Tobias Spichtig (*1982 in Luzern, lebt und arbeitet in Zürich) verwertet in seinem Werk Klassiker aus Kunst- und Kulturgeschichte der Moderne. Sein Interesse gilt dabei sowohl Kunstwerken als auch kunsttheoretischen Texten. Aus ihnen schält der junge Künstler das konzeptuelle Credo heraus, das zu früherer Zeit in Kunst oder Text seinen Ausdruck gefunden hat. Er arbeitet gern mit bekanntem Bildmaterial, etwa aus dem Surrealismus, der konstruktiven Kunst oder setzt die reduzierte Zeichenhaftigkeit des Minimalismus für seine Zwecke ein. Bildende Kunst, Design, Theorie und Politik funktionieren in Spichtigs Werk über- und miteinander, indem er Bilder, Skulpturen, Fotografien oder Texte zerlegt, gegenseitig überlagert oder neu zusammensetzt.

Tobias Spichtig trifft auf Joseph Beuys Das Erbe von Joseph Beuys bleibt bis heute eine wertvolle Quelle der Inspiration für nachfolgende Künstlergenerationen. Obschon sich Tobias Spichtig in einem seiner Werke direkt ("Portrait Series, Joseph Beuys" 2009) auf sein Gegenüber bezieht, bieten vor allem Unterschiede Stoff für eine Diskussionen. Auf den ersten Blick wird dies in der jeweiligen Ästhetik ersichtlich. Während Beuys' naturbelassene Werke für ihre rauhe, unbearbeitete Oberfläche und biologische Struktur bekannt sind, vermitteln Spichtigs Bilder und Skulpturen einen glatten und kühlen Eindruck. Diese Distanz rührt nicht zuletzt daher, dass der Künstler sich bewusst als Persönlichkeit aus dem Werk zurückzieht. Joseph Beuys' Schaffen hingegen steht in unauflösbarer Verbindung zu seiner eigenen Präsenz. Mit dem "Erweiterten Kunstbegriff" hat er jeden menschlichen Akt zur Kunst erklärt. Anders bei Tobias Spichtig, wo die Kunstproduktion klar abgesetzt von alltäglicher Tätigkeit als eigenes Feld besteht. Sein Hauptinteresse gilt den vielfach zitierten Kunstwerken, und dem weiteren Umgang mit diesen Zitaten. Des Weiteren wird selbst in den präsentierten Zeichnungen von Beuys der Unterschied in der verwendeten Technik erkenntlich. Wo für Joseph Beuys organische Prozesse grundlegend sind, setzt Tobias Spichtig auf modernste Technologie.

Einer zusätzlichen Bereicherung erfreut sich die Ausstellung durch die eindrucksvollen Fotografien von Leonardo Bezzola (*1929, CH), die Joseph Beuys in ungezwungenen Begegnungen und mit verschiedenen Persönlichkeiten der internationalen Kunstszene der 70er und 80er Jahre portraitieren.

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Joseph Beuys, Tobias Spichtig