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Josef Kramhöller
vorgestellt von Amelie von Wulffen, Stephan Dillemuth und Axel John Wieder

siehe auch:
'Josef Kramhöller' im Kunstverein Düsseldorf, 2004
Kiron Khosla, Der seltsame Herr Josef Kramhöller 1968-2000
https://kunstaspekte.art/special/josef-kramholler-koshla

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Das Werk von Josef Kramhöller (*1968 in Wasserburg/Inn, † 2000 in London), der in den 90er Jahren als Maler, Zeichner und Performer in München und London lebte und eine aktive Figur der Kunstszene war, ist bisher fast unbekannt geblieben. Seine Bilder, Fotografien, Performances und Texte sind eine existenzielle Auseinandersetzung mit der Welt und speziell mit der Position des Künstlers im Leben. Sie bestechen durch ein außergewöhnliches, unbedingtes künstlerisches Wollen und eine unabgeschlossene, nie-endgültige Offenheit.

In den informellen, gestisch, manchmal expressiv gezeichneten kleinen Papier- und großen Leinwandarbeiten tauchen immer wieder Bühnen und Figuren auf, Räume für Auftritte, für performative Akte – ein Motiv, das Kramhöller in Performances konsequent weiter geführt hat. Die Bilder zeichnet eine unmittelbare, ‚schnelle‘ Herangehensweise aus, sie zeigen oft fast beschwörende Wiederholungen und sind von einer skizzenhaften, aggressiven Unbedingtheit. Das gilt ebenso für die Performances, deren Grundlage Texte von Kramhöller bilden – eine Mischung aus verfremdeten Textfragmenten, aus politischer Philosophie und eigenen Gedichten, Beschreibungen und theoretischen Analysen, die in theatralen Aufführungen deklamiert, manchmal sogar gesungen werden.

Der Vielfalt der von Kramhöller benutzten Medien steht eine inhaltliche Fokussierung auf immer wiederkehrende Themen und Fragestellungen entgegen: im Zentrum stehen dabei die Möglichkeiten des Einzelnen in der kapitalistischen Gesellschaft bzw. die des Künstlers in der Kunstszene. Kramhöllers analytische und poetische Wahrnehmung der Realität führte zu eindringlichen Arbeiten, in denen autobiografische ebenso wie gesellschaftspolitische Elemente relevant werden.

Josef Kramhöller hat sich in London, wo er seit 1994 lebte, mit 31 Jahren das Leben genommen.

Die Künstler Amelie von Wulffen, Stephan Dillemuth und Axel John Wieder, die mit Josef Kramhöller befreundet waren und seinen Nachlass betreuen, haben die Ausstellung für den Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen konzipiert. Sie versammelten die teilweise weit verstreuten Arbeiten und installierten eine Auswahl vor Ort. Dass der Kunstverein nun die Arbeit von Josef Kramhöller, einen für seine Generation einflussreichen Künstler, einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen kann, freut uns sehr.

Der vom Kunstverein herausgegebene Katalog ist die erste Publikation zum Werk von Josef Kramhöller. Er enthält neben zahlreichen Abbildungen ein Gespräch von Amelie von Wulffen, Axel John Wieder und Stephan Dillemuth über den Künstler, Texte von Helmut Draxler, Josef Strau und Susanne Prinz. 120 Seiten (deutsch/engl.) 19 € /15 € für Mitglieder. Die Publikation wurde von Wolfgang Tillmans großzügig unterstützt.