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ERÖFFNUNG 03.07.2009 | 19 UHR

Von der Fußleiste bis zur Decke ist das Studio des Heidelberger Kunstvereins mit Zeichen übersät. Filigrane schwarze Linien, Pfeile, Zahlen, einzelne Wörter und rote Punkte überziehen die Wände. Bis wenige Tage vor Ausstellungseröffnung hat Jorinde Voigt an der aus 27 großformatigen Blättern bestehenden Serie gearbeitet, die nun Rahmen an Rahmen an den Wänden hängen und das Konzept fortführen, mit dem die in Berlin lebende Künstlerin 2006 sprunghaft bekannt geworden ist. Mit einem zarten, mit Bleistift und Tinte auf Papier notierten Zeichensystem hält Jorinde Voigt alltägliche Phänomene der Welt auf Papier fest. Die speziell für die Einzelausstellung geschaffene Arbeit erweitert die Notationen um physikalische Eigenschaften wie Räumlichkeit oder Bewegung, indem die Aufzeichnungen als dreidimensionale, teils um sich rotierende Gebilde wiedergegeben werden.

Überkommt den Betrachter auf den ersten Blick ein Eindruck der Fülle und Wahllosigkeit der Zeichen, so entdeckt er bei genauerem Hinschauen bestimmte Parameter, die sich auf mehreren Blättern wiederholen. „Beats“, „Blickwinkel“, „Rotationen“ und „Loops“ laden zur Entschlüsselung eines scheinbar zu Grunde liegenden Ordnungssystems ein. Man wird in einen irritierenden Zustand des Entzifferns, des Schauens und Verstehenwollens versetzt, ohne jemals das Gefühl zu haben, die eigentliche Struktur in ihrer Ganzheit erfassen zu können.

Während eines Aufenthalts 2003 im lauten Jakarta entstehen die ersten Aufzeichnungen, der Versuch, ein Notationssystem für das Nebeneinander, die Wiederholungen und Variationen von gehörten Eindrücken zu erschaffen. In diesen frühen Serien bringt Jorinde Voigt eine Eigenschaft auf Papier, die dem auditiven, nicht dem visuellen Sinn zuzurechnen ist – die Fähigkeit, gleichzeitig und von allen Richtungen Eindrücke aufzunehmen.

Jorinde Voigts jüngste all-over-Notationen versetzen nun die bereits in ihrer Zweidimensionalität dichten Aufzeichnungen in Bewegung und geben eine Ahnung von der Komplexität und dem Einfallsreichtum der Künstlerin. Jorinde Voigt, deren Arbeit in zahlreichen internationalen und nationalen Ausstellungen präsentiert und mit wichtigen Preisen gewürdigt wurde, wird zum Pressetermin anwesend sein. Die Ausstellung findet im Studio statt und läuft parallel zur Fluxusretrospektive INTERMEDIA 69 | 2009, welche die Halle noch bis zum 23. August bespielt.

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Jorinde Voigt