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Daniel Marzona freut sich, die erste Einzelausstellung mit neuen Arbeiten von Johannes Wald in den Galerieräumen in der Friedrichstraße anzukündigen.

Die Ausstellung mit dem Titel lending thought body, frei übersetzt „Den Gedanken einen Körper verleihen“, umkreist Fragestellungen, mit denen sich Wald seit einigen Jahren in seiner bildhauerischen Tätigkeit auseinander setzt. Die ausgestellten Fotografien und Objekte thematisieren auf unterschiedliche Weise die Beziehung von Form und Bedeutung einer Skulptur, den skulpturalen Prozess und die Manifestation eines Körpers im Material, sowie die Frage, inwiefern und auf welche Weise die Gedanken des Künstlers in diesen materiellen Formen Ausdruck finden können.

Die Schwarzweiß-Fotografien mit dem Titel broken entity sind in der Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin entstanden und zeigen Gussformen, die zur Herstellung von Gipsabgüssen der in der Sammlung der Berliner Museen vertretenen Skulpturen angefertigt wurden. Jede dieser Formen enthält in ihrem Inneren den Negativabdruck beispielsweise eines Antiken Kopfes, einer Figur oder einer Büste aus der Renaissance. Den von Wald dokumentierten Formen ist gemein, dass die Originalskulpturen – von denen sie teils schon vor 200 Jahren abgenommen worden sind – in der Zwischenzeit durch Brände oder Kriege zerstört wurden. Folglich erfahren die Gussformen einen Wertewandel: Waren sie zunächst selber nur Werkzeug zum Kopieren einer Skulptur, wandelte sich durch den Verlust ebendieser ihr Status und sie wurden selber zu einer Art Original. Indem Wald in seinen Fotografien die Gussformen zeigt und nicht einen möglichen Nachguss des verlorenen Originals, versucht er dieser Verwandlung gerecht zu werden. Er rückt in seiner Inszenierung ihre eigene abstrakte skulpturale Qualität in den Fokus und überlässt die Visualisierung des zerstörten Originals der Vorstellungskraft der Betrachter.

Den fotografierten Gussformen stellt Wald zwei Skulpturen mit dem Titel stone with no form gegenüber. Sie bestehen jeweils aus mehreren Papiersäcken, die mit Steinstaub gefüllt sind. Der aus Rüdersdorf bei Berlin stammende Kalkstein, der üblicherweise als Rohstoff in der Bauindustrie aber auch als Naturwerkstein in der Bildhauerei dient, wird hier als fein gemahlenes, formloses Material präsentiert. Zwar ist es physisch anwesend, entzieht sich durch die pulverisierte Konsistenz jedoch einer endgültigen Formgebung.

Mit der Arbeit grace is a volatile matter, die den in Bronze gegossenen Negativabdruck eines Armes zeigt, widmet sich Wald einem weiteren, von ihm in den letzten Jahren verstärkt thematisierten Aspekt des bildhauerischen Prozesses, der um die Frage kreist, ob und wie flüchtige („volatile“) Phänomene, etwa eine Bewegung, eine Geste oder ein Gefühl, in statisches Material übertragen werden können.

Johannes Wald
(geb. 1980 in Sindelfingen) lebt und arbeitet in Berlin. Er hatte Einzelausstellungen u.a. in der Kunsthalle Bielefeld (2015), im Museum Kurhaus Kleve (2014) und im Albertinum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden (2014). An folgenden Gruppenausstellungen war er unter anderem beteiligt: Kunsthalle Wilhelmshaven (2014), KölnSkulptur#6 und #7 (2011, 2013), Kunsthalle Bielefeld (2012), Kunsthalle Mannheim (2012), Städtische Galerie Sindelfingen (2011), Temporäre Kunsthalle Berlin (2010), Silkeborg Art Center, Dänemark (2008), Kunsthalle Basel (2007) und Kunsthalle zu Kiel (2005).