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Eröffnung 13. Juni 2007 um 18.00 Uhr Es spricht Dr. Achim Sommer, Max Ernst Museum Brühl

Das graphische Oeuvre von Joan Miró wurde museal erstmalig in Deutschland erst in den letzten Jahren gewürdigt. Die Ausstellung mit dem Titel "Joan Miró – Fantastische Welten" rekrutierte sich aus den Beständen der Fundació Joan Miró in Barcelona, und war zunächst vom 29. November 2005 bis zum 15. Januar 2006 im Sinclair-Haus, ALTANA Kulturforum, in Bad Homburg v.d. Höhe, danach in der Kunsthalle Emden vom 28. Januar bis zum 2. April 2006 zu sehen.

Nach ihrer ersten Miró-Ausstellung im Frühjahr 2000 zeigt die Galerie Boisserée nun zum zweiten Mal eine Präsentation von über 70 ausgesuchten druckgraphischen Arbeiten sowie einigen Arbeiten auf Papier. Joan Miró gehört ohne Zweifel zu den populärsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Dass der Katalane nicht nur Maler, sondern leidenschaftlicher Graphiker war, ist weniger bekannt. Das Werkverzeichnis seiner Druckgraphik verzeichnet über 1300 Radierungen und über 1200 Lithographien. Für Miró hatte die Graphik immer eine besondere Bedeutung, kann sie auf Grund ihrer Verbreitungsmöglichkeit innerhalb ihrer Auflage eine Vielzahl von Menschen begeistern, während das Unikat meist nur in Museen dem Besucher zugänglich ist.

Die Kunst der Graphik entdeckt Miró für sich in den dreißiger Jahren. Während seine frühen, meist mit der kalten Nadel entstandenen Radierungen noch von der Stimmung des spanischen Bürgerkrieges beeinflusst sind, was in der Deformation von Körpern und Gegenständen ersichtlich ist, so entsteht ab den fünfziger Jahren die für ihn bekannte, stark farbige, gestisch abstrakte Formensprache. Hier entwickelt der Künstler eine wahre Leidenschaft für die Lithographie und die Radierung, kombiniert mit einer ungeheuren Experimentierfreudigkeit, was den Bereich der graphischen Umsetzung betrifft (siehe Nr. 10), und schafft so ein beeindruckendes graphisches Oeuvre.

Die Technik für seine ersten Radierungen erlernt Miró im Atelier des Künstlers Marcoussi. In den vierziger Jahren versucht er sich an ersten farbigen Radierungen und lernt u.a. die Weiterentwicklung dieser graphischen Technik im Atelier 17 von Stanley William Hayter in New York (siehe Nr. 6 und 7). Im Jahr 1948 entdeckt Miró für sich in Paris zunehmend die Möglichkeiten der Farblithographie im Atelier der Brüder Mourlot. Seine Liebe zur dunklen, schwarzen Kontur, zum Schwarz als für ihn ultimative Farbe, nimmt zu. Ebenso wie Antoni Tàpies erlernt Joan Miró die von Henri Goetz in den 50er Jahren erfundene "Carborundumtechnik", die im Bereich der Radierung neue Wege hin zu einer plastisch wirkenden Schwarzplatte öffnet, die haptisch wahrnehmbare Reize beinhaltet. Beispiele für die mit Carborundumtechnik entstandenen Blätter in der Ausstellung sind das großformatige Blatt "Équinoxe" (Nr. 33) sowie die etwas kleinformatige Farbradierung "La demoiselle à bascule" (Nr. 35). Auch wenn gewisse Kompositionen seiner Graphiken zahlreiche Skizzen zur Grundlage haben, so entstand die eigentliche Druckplatte meistens in einem freien, spontanen und schnellen Schaffensakt.

Die Themen vieler seiner Blätter entnimmt Miró – wie in seiner Malerei – der Realität, aus dem Gesehenen. Dieses wird auch durch zahlreiche Titel untermauert, die einen Hinweis auf die vorhandene gegenständliche Thematik geben. Neben der Vielzahl abstrakter Formen findet der Betrachter immer wieder Tiere oder Pflanzen, Figuren oder Himmelskörper, die der Künstler zu phantastischen Bildwelten zusammenschmelzen lässt. Beispiele hierfür sind die Arbeiten "L’oiseau comète" (Nr. 9) und das gesuchte Blatt "Famille d’Oiseleurs" (Nr. 13).

Miró war als Graphiker auch immer wieder als Illustrator für bibliophile Bucheditionen tätig. Zahlreiche seiner kleinformatigen Radierungen und Lithographien erschienen in Zusammenhang mit Bucheditionen. Die Ausstellung zeigt zum Beispiel vier Lithographien zu Patrick Waldbergs Buch "La Mélodie acide" (Nr. 68-71) und die frühe winzige Radierung "Chemin Faisant" (Nr. 19), die als Frontispiz zu einem kleinen Buch von Pierre André Benoit entstand. Ebenfalls die farbige Radierung "Ponts suspendus" zum Buch von Hélène Prigogine (Nr. 27). Als Beispiel einer besonders gelungenen bibliophilen Schöpfung befindet sich in der Ausstellung das Buch "Adonides", für das Miró 46 farbige Radierungen mit Blindprägung zu Gedichten von Jacques Prévert schuf (Nr. 53).

Mirós graphische Welt sind Landschaften, in denen der Betrachter spazieren gehen und dabei reiche Entdeckungen und Erfahrungen machen kann. Sei es das Lyrische im Spiel zweier einfacher, aufeinander treffender, abstrakter Formen (z.B. Nr.1), sei es das ursprünglich Kindhafte und Verspielte seiner Figuren, sei es die Fröhlichkeit der Farben, die einen spontan und emotional berühren. Zum Teil lässt sich Miró von Kinderzeichnungen oder Figurendarstellungen aus alten Kulturen anregen, was besonders schön an den beiden Blättern aus "L'enfance d'Ubu" (Ubu’s Kindheit) deutlich wird (Nr. 48 und 49), wo sich Miró mit der Jugend des Königs Ubu auseinandersetzt, der Hauptfigur des Theaterstücks von Alfred Jarry.

Obwohl in der Ausstellung schwerpunktmäßig das Spätwerk der 60er und 70er Jahre beleuchtet wird, so versucht sie doch durch die Auswahl der Blätter, das Image des Künstlers aufzubrechen, welches sich durch eine einseitige Kommerzialisierung in einigen Köpfen festgesetzt hat. Denn gerade die weniger spektakulären, zart farbigen Aquatintaradierungen zeigen die hohe Sensibilität und Leichtigkeit, die ebenfalls in Mirós Werk zu finden sind. Beispiele in der Ausstellung sind hier die Nummern 15, 26 und als großformatiges Blatt ""L'astre de labyrinthe" (Nr. 30).

Zu den letzten graphischen Arbeiten gehört die Serie "Gaudí", die dem gleichnamigen katalanischen Architekten gewidmet ist. Die Ausstellung beinhaltet sechs der gesuchten, dichten, farbigen Radierungen (Nr. 61-66). Kurz vor seinem Tode entstanden 1981 in Paris Graphiken, die von Miró in seinem Atelier in Calamayor signiert wurden, und dort eingelagert blieben, bis nach seinem Tod die testamentarische Regelung getroffen war. Hierzu gehört die großformatige Radierung "La Marchande de Couleurs" (Nr. 72), ein Blatt von extremer Ausdruckskraft. Mit Hilfe der Carborundumradierung entstand ein barocker Kopf in Form eines kraftvollen Pinselstriches, verstärkt durch die reinen Spektralfarben der Aquatintaradierung. Die späten Lithographien aus der Serie "Allegro Vivace" (Nr. 74-78) zeigen noch einmal Mirós musikalischen und spielerischen Sinn und seine Freude am graphischen Schwarz, welches vermischte und verschlungene Figuren entstehen lässt.

Qualität und Quantität der Sammlung, die als Verkaufsausstellung derzeit in Europa eine Besonderheit darstellt, machen diese Ausstellung in Köln zu einem Muss für jeden Freund der farbintensiven Kunst Joan Mirós.

Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog mit über 90 meist farbigen Abbildungen sowie Fotos des Künstlers bei der Arbeit an seinen Graphiken in Zusammenarbeit mit seinen Druckern. Die Fotos stammen von dem 1923 in Rorschach (Schweiz) geborenen Fotografen Ernst Scheidegger. Das Vorwort im Katalog schrieb Dr. Achim Sommer, Direktor des Max Ernst Museums Brühl. Der Katalog mit allen Abbildungen kann ab Ausstellungsbeginn über die Homepage der Galerie Boisserée virtuell durchgeblättert werden.

Joan Miró

1893 Joan Miró wird am 20. April um neun Uhr abends in der Passatge del Crèdit 4 in Barcelona geboren. Der Vater Miquel Miró Adzeries ist Goldschmied und Uhrmacher und stammt aus der Nähe von Tarragona. Die Mutter Adzeries i Dolores Ferrà di Oromi ist die Tochter eines Kunsttischlers aus Palma de Mallorca. Joan verbringt die Kindheit in Barcelona und macht verschiedene Ferienreisen nach Tarragona und Montroig, der Heimat des Vaters, und nach Palma de Mallorca.

1897 Geburt der Schwester Dolores.

1900 Mit wenig Interesse besucht er die Grundschule in der Calle Regomir. Nimmt privaten Zeichenunterricht bei Señor Civil.

1901 Es entstehen die ersten erhaltenen Zeichnungen Mirós, die realistisch gearbeitet sind und überwiegend Gegenstände, Tiere und Pflanzen zeigen.

1905 Während der Ferien in Cornudella und Palma de Mallorca entstehen die ersten Zeichenhefte.

1907 In Barcelona studiert er an der Handelsschule und an der Kunstakademie La Lonja, die schon von Picasso 1895 besucht wurde. Seine Lehrer sind Urgell und Pasco.

1910-1911 Nach Abschluß seines Studiums an der Handelsschule beginnt er als Gehilfe des Handelshauses Dalmau in Barcelona zu arbeiten und bricht dabei seine künstlerischen Studien ab. Depressionen und innere Auflehnung gegen den kaufmännischen Beruf führen zum Nervenzusammenbruch, dem ein typhusartiges Fieber folgt. Die Eltern kaufen ein Landhaus in Montroig bei Tarragona, wo er sich wieder erholt. Er beschließt, den Handelsberuf aufzugeben und Maler zu werden.

1912 Wieder genesen, tritt er in Barcelona in die avantgardistische Kunstschule des Francisco Galí ein. Hier herrscht, im Gegensatz zu La Lonja, eine geistige Offenheit, die seinem Naturell sehr entspricht. Er schließt Freundschaft mit Prats, Ricart und Artigas. Erste Ölbilder entstehen und Zeichnungen nach dem Tastsinn (mit verbundenen Augen). Interessiert sich für die Impressionisten, Fauvisten und Kubisten, die in der Galerie Dalmau ausgestellt sind.

1913 Am Cercle Artistic de Sant Lluc nimmt er Zeichenunterricht. Begeisterung zeigt er für den französischen Fauvismus.

1915 Nach Beendigung des Studiums besitzt er in Barcelona ein gemeinsames Atelier mit Ricart. Miró wird vom Oktober bis zum Dezember zum Militärdienst eingezogen, den er jährlich bis 1917 ableisten muß. Nachdem er die Schule von Francisco Galí verlassen hat, schließt er sich bis 1918 den Künstlerkreis von Sant Lluc an, wo er wieder Joan Prats begegnet, der sein bester Freund und später bester Sammler werden wird.

1916 Der Kunsthändler Josep Dalmau ermutigt Miró künstlerisch weiterzuarbeiten. Begeistert zeigt er sich von der Ausstellung im Palast der Schönen Künste, die französische Kunst (Manet, Monet, Renoir, Matisse etc.) zeigt. Liest von Reverdy herausgegebene Zeitschrift „Nord-Sud“.

1917 Lernt Francis Picabia kennen, der in Barcelona die dadaistische Revue „391“ herausgibt. Miró nimmt mit Regelmäßigkeit an Treffen mit dadaistischer Gruppe teil. Er zeichnet ein Titelblatt für die Zeitschrift „Arc Voltaic“ des Dichters Salvat Papasseit. Landschaftsbilder und Porträts.

1918 In der Galerie Dalmau werden 60 Zeichnungen und Gemälde von Miró gezeigt, überwiegend Landschaften und Stilleben. Die Ausstellung bringt aber keinen Erfolg. Er wird zusammen mit Ricart, Fancisco Domingo und Rafael Sala Artigas Mitglied der Gruppe Courbet. Miró arbeitet in den folgenden zwei Jahren oft auf Mallorca. „Bildnis Juanita Obrador“, „Gemüsegarten mit Esel“ und andere detaillistische Landschaften.

1919 Befreundet sich auf erster Parisreise mit Picasso, der Mirós Selbstbildnis behält. Malt „Montroig, Kirche und Dorf“.

1920 Verbringt die Sommer in Montroig, die Winter in Paris. Lernt Reverdy auf Dada-Veranstaltung kennen. „Der Tisch (Stilleben mit Kaninchen)“ entsteht. In Paris besucht Miró fast jeden Tag den Louvre sowie andere Museen und Galerien und nimmt an verschiedenen Gruppenausstellungen teil.

1921 Zum zweiten Mal in Paris, zieht Miró in das Atelier des Bildhauers Gargallo in der Rue Blomet 45 ein, wo André Masson sein Nachbar ist. Es treffen sich dort beständig Künstler und Literaten, darunter Michel Leiris, Robert Desnos, Antonin Artaud, Jacques und Pierre Prévert, Yves Tanguy. Er lernt die Dichter Tristan Tzara, Pierre Reverdy und Max Jacob kennen sowie Paul Klee. Miró kontaktiert zum ersten Mal die Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler und Pierre Rosenberg. Erste Einzelausstellung in Paris in der Galerie La Licorne von Josep Dalmau, die aber keinen Erfolg hat.

1922 Malt das Bild „Der Bauernhof“, das Hemingway später kauft.

1923 Lernt Hemingway, Henry Miller und Ezra Pound kennen sowie die spätere Surrealistengruppe um Breton, Aragon, Eluard, Prevert und Péret. Die surrealistische Poesie beeinflußt Mirós Bilder. Beginnt „Gepflügte Erde“ und „Katalanische Landschaft“, die noch einen weiteren Wendepunkt in seinem Werk bilden. Stellt im Herbstsalon aus.

1924 Miró schließt mit André Breton, Paul Eluard und Louis Aragon und den restlichen Mitgliedern der surrrealistischen Gruppe Freundschaft. „Das 1. Manifest der surrealistischen Malerei“ erscheint im November. Entstehung seiner ersten poetischen Bilder mit lesbaren Wörtern. Malt „Karneval der Harlekins“.

1925 Ausstellung in der Galerie Pierre in Paris mit 13 Gemälden und 15 Zeichnungen wird zu einem surrealistischen Höhepunkt und zu einem großen Publikumserfolg. An der Ausstellung nehmen auch Arp, de Chirico, Ernst, Klee, Man Ray, Masson und Picasso teil. Bildgedicht „Der Körper meiner Brünetten...“.

1926 Entwirft zusammen mit Max Ernst Bühnenbild für das Ballett „Romeo und Julia“, das unter Diaghilew vom Russischen Ballett in Monte Carlo aufgeführt wird. Bei der Eröffnung des Theaters in Paris (18. Mai) verteilen Surrealisten eine Protestschrift, in der die Arbeit Mirós und Ernsts an dieser klassischen Inszenierung als Verrat an der surrealistischen Idee bewertet wird. Malt im Sommer 1926 und 1927 eine Reihe imaginärer „Landschaften“. Miró beteiligt sich in Brooklyn an einer internationalen Ausstellung. Sein Vater stirbt in Montroig.

1927 Zieht in die Rue Tourlaque in der Cité des Fusains am Montmartre, wo auch Ernst, Arp, Eluard und Magritte leben. Einladung der „Société Anonyme“ zu Ausstellung in Brooklyn.

1928 Miró reist im Frühling nach Holland und besucht etliche Museen. Seine „Holländischen Interieurs“ entstehen nach Postkartenabbildungen. Er begegnet Alexander Calder und Alberto Giacometti. Erste Collagen und Objekte entstehen. Eine erfolgreiche Ausstellung hat er in der Galerie Bernheim in Paris, in der über 40 Werke gezeigt werden.

1929 Am 12. Oktober heiratet Miró in Palma de Mallorca Pilar Juncosa, die aus einer mallorquinischen Familie stammt. In Brüssel zeigt die Galerie Le Centaure Mirós Werke.

1930 In Barcelona wird Mirós Tochter Maria Dolores geboren. Die ersten Lithographien von Miró werden von Christian Zervos, einem französischen Verleger, herausgegeben. In der Galerie Goemans in Brüssel und in der Galerie Pierre in Paris folgen Ausstellungen seiner Collagen. Weitere Ausstellung in der Valentine Gallery in New York. Mit André Masson, Max Ernst, Yves Tanguy und Man Ray stellt er gemeinsam anläßlich der Präsentation des Films „L’Age d’or“ von Luis Buñuel und Salvador Dalí in Paris aus.

1931 Miró arbeitet an Skulpturen, die in der Galerie Pierre ausgestellt werden. Ausstellung im Arts Club in Chicago. Es entstehen Arbeiten auf Ingres-Papier.

1932 Dekorationen und Kostüme für „Jeux d’Enfants“, das vom Russischen Ballett in Monte Carlo und Paris aufgeführt wird. Gemeinschaftsausstellung mit den Surrealisten im Salon der Surindépendants. Erste Ausstellung in New York in der Galerie von Pierre Matisse. Matisse vertritt ab dem Zeitpunkt regelmäßig Mirós Werke in den USA. Alexander Calder besucht Miró in Montroig. Er begegnet dem Architekten Josep Lluis Sert.

1933 In der Galerie Bernheim in Paris wird eine Serie großformatiger, nach Collagen entstandener, Bilder ausgestellt. Miró realisiert erste Radierung „Daphnis und Chloe“ für die Zeitschrift „Minotaure“. Für den Gedichtband „Enfances“ von Georges Hugnet stellt Miró Radierungen her. Begegnung mit Wassily Kandinsky, der ihn auf Mallorca 1935 besuchen wird.

1934 Miró beginnt mit Pastellen auf Velours-Papier seine „wilde“ Periode, die den bevorstehenden Spanischen Bürgerkrieg schon erahnen lassen. Ausstellung in der Galerie Cahiers d’Art in Paris. Zum ersten Mal präsentiert das Kunsthaus Zürich eine Einzelausstellung von Miró. Malt „Schnecke Frau Blume Stern“ und „Schwalbe Liebe“.

1935 Beteiligt sich an Surrealistenausstellungen auf Teneriffa, in Luzern und Kopenhagen. Er entwirft für die Juniausgabe der Zeitschrift „Minotaure“ das Titelbild.

1936 Es entstehen in Montroig viele Bilder, bei denen Miró Teer, Sand und andere Materialien verwendet. Bei Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieges im Juli verläßt er Montroig und zieht nach Paris. Er kehrt mit seiner Familie erst 1940 nach Spanien zurück. In der von Alfred J. Barr organisierten Ausstellung „Fantastic Art, Dada, Surrealisme“ im Museum of Modern Art in New York, ist Miró mit 15 Werken vertreten.

1937 Miró erhält von Josep Lluis Sert und Lluis La Casa den Auftrag, ein Wandgemälde für den Spanischen Pavillon bei der Weltausstellung in Paris herzustellen. Er malt das Gemälde „Der Schnitter“, welches auf ungeklärte Weise nach der Weltausstellung verschwindet. Miró entwirft die Graphik „Helft Spanien“. In dieser Ausstellung waren auch u.a. die Werke „Guernica“ von Picasso und der „Merkur-Brunnen“ von Calder zu sehen.

1938 Teilnahme an internationaler Surrealistenausstellung in der Galerie des Beaux-Arts in Paris. Verbringt Sommer und das folgende Jahr in Varengeville-sur-Mer in der Normandie, wo er Wandmalereien für seinen Freund , den Architekten Paul Nelson, erstellt.

1939 Miró veröffentlicht in der Zeitschrift „Verve“ den poetischen Text „Le Carneval d’Arlequin“, Bezug nehmend auf gleichnamiges Werk von 1924/25. General Franco siegt über die Republikaner und regiert Spanien diktatorisch bis in die 70er Jahre. Miró bleibt bis Mai 1940 in der Normandie. Die zwei Serien „Varengeville“ entstehen.

1940 In Varengeville beginnt Miró 23 Gouachen der Bildserie „Konstellationen“, die er ein Jahr später in Spanien abschließt. Kehrt nach Paris zurück, wo er aber wegen des Vormarsches der deutschen Truppen nicht lange bleiben kann. Miró siedelt im Juli mit seiner Familie nach Palma de Mallorca über. Unterschlupf finden sie bei seiner Schwester.

1941 Erste Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art. Anläßlich dieser großen Schau veröffentlicht der Kurator der Ausstellung, James J. Sweeney, eine Monographie über den Künstler.

1942 Zieht in sein Geburtshaus in Barcelona ein. Hier und in Montroig, wo er die Sommermonate verbringt, entstehen viele Arbeiten auf Papier, Aquarelle, Gouachen und Zeichnungen zum Thema „Frau, Vogel, Stern“.

1943 Im Arts Club in Chicago findet eine Einzelausstellung statt.

1944 Tod der Mutter. Im Atelier seines Freundes Artigas in Barcelona beginnt er mit den ersten Keramikarbeiten. Es entstehen erste Bronzeskulpturen und fünfzig Lithographien der „Serie Barcelona“. Er schafft es, von Lissabon aus seine Serie der „Konstellationen“ sowie sieben Graphiken und 250 Lithographien nach New York an das Museum of Modern Art zu schicken. Am 25. August wird Paris von den alliierten Truppen befreit.

1945 Pierre Matisse zeigt in New York Keramiken und „Konstellationen“. Miró arbeitet an Terrakottaskulpturen und einer Reihe schwarz- oder weißgrundigen Gemälden. Im Mai endet der II. Weltkrieg.

1946 Mirós Werke werden im Institute of Contemporary Art in Boston in der Ausstellung „Four Spaniards: Dalí, Gris, Miró, Picasso“ präsentiert.

1947 Erste USA-Reise. Hier trifft er viele Freunde wieder: Alexander Calder, Yves Tanguy, Max Ernst, Josep Lluis Sert u.a. Miró erhält den Auftrag für eine 3 x 10 m große Wandmalerei für das Plaza-Hotel in Cincinnati. Er begeistert sich für die neue amerikanische Malerei und lernt Jackson Pollock kennen. Über Miró entsteht der erste Film.

1948 Miró kehrt nach Paris zurück. Er trifft wieder mit Aimé Maeght zusammen, der ihn in Europa als Galerist vertritt. In der Druckerei Fernand Mourlot entstehen erste Farblithographien. Miró lernt Antoní Tàpies kennen.

1949 Miró verbringt die überwiegende Zeit in Barcelona, besucht aber immer wieder Paris und Montroig. Seine erste Einzelausstellung in Barcelona wird in der Galerie Layetans gezeigt. In Basel, Stockholm und in der Kunsthalle Bern finden Retrospektiven statt.

1950 Zieht in Barcelona um, behält jedoch das Atelier in seinem Geburtshause. Auftrag der Harvard University, ein Wandgemälde für den Speisesaal von „Harkness Commons“ herzustellen. Die Arbeit wird ein Jahr später installiert und befindet sich heute im Museum of Modern Art.

1952 Ein freier, kräftiger Stil setzt ein, wie ihn das Wandbild im New Yorker Guggenheim Museum zeigt. Retrospektive in der Kunsthalle Basel. Pierre Matisse widmet dem Künstler in New York eine Einzelausstellung.

1953 Die Galerie Maeght organisiert zum 60. Geburtstag des Künstlers eine große Ausstellung, in der ca. hundert Werke präsentiert werden.

1954 Miró erhält Großen Internationalen Graphikpreis auf der Biennale in Venedig. Graphik und Keramik bestimmen für vier Jahre sein Werk. Erste Miró-Ausstellung in Deutschland im Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld. Miró erwirbt Grundstück in Palma de Mallorca und plant, später einmal hier ein großes Atelier zu bauen. Er arbeitet bis 1956 intensiv mit Josep Llorens Artigas an Keramikskulpturen, wobei mehr als 200 Objekte, Vasen , Geschirr etc. entstehen.

1955 Beginn einer zweiten Werkgemeinschaft mit Artigas. Die Keramiken werden in Paris und New York ausgestellt. Miró nimmt an der ersten Documenta in Kassel teil.

1956 Miró wird veranlaßt, zwei Wandkeramiken für das Hauptquartier der UNESCO in Paris zu entwerfen. Miró verläßt Barcelona endgültig im Herbst und zieht nach Cala Mayor unweit der City von Palma de Mallorca in die Villa „Son Abrines“. In dem von Josep Lluis Sert entworfenen Atelier hat er seine optimale Arbeitsstätte.

1957 „Miró, das graphische Werk“ wird in Krefeld, Berlin, München, Köln, Hannover und Hamburg gezeigt. Bei der Neuorganisation seines Ateliers nimmt Miró eine Bestandsaufnahme seines Werkes vor.

1959 USA-Reise zur zweiten großen Retrospektive im Museum of Modern Art, die anschließend im Los Angeles County Museum of Art gezeigt wird. Präsident Eisenhower verleiht Joan Miró den „Guggenheim International Award“ für die UNESCO-Wandkeramiken. Zum zweiten Mal ist er auf der Documenta in Kassel vertreten. Miró erwirbt im September „Son Boter“, eine Villa aus dem 17. Jh., die sich auf seinem Nachbargrundstück in Palma de Mallorca befindet. Später arbeitet er hier an Skulpturen und großformatigen Gemälden.

1960 Die Unesco-Wandkeramik wird vor der endgültigen Installation in Barcelona, Paris und New York gezeigt. Miró entwickelt neuen, großzügig-abstrakten Stil, die „Peinture Nouvelle“. Für die Harvard-Universität entwickelt er zusammen mit Llorens Artigas eine Wandkeramik.

1961 Malt Triptychon „Blau I-III“. Dritte Reise in die USA. Die große Monographie von Jacques Dupins: „Joan Miró - Leben und Werk“ wird veröffentlicht.

1962 Große Retrospektive mit 250 Werken im Museé National d’Art Moderne in Paris wird gezeigt.

1964 In Saint- Paul-de- Vence wird das Gebäude der Foundation Maeght eingeweiht, zu dem der Garten „Le Labyrinthe“ mit eigens dafür entworfenen Skulpturen und Keramiken Mirós gehört. Wichtige Retrospektive in der Tate Gallery, London, und im Kunsthaus Zürich. Nimmt mit 16 Werken an „Documenta III“ in Kassel teil.

1966 Miró reist anläßlich einer Retrospektive in den Museen von Tokyo und Kyoto erstmals nach Japan. Arbeitet an ersten monumentalen Bronzeskulpturen. Der „Skikurs“.

1967 Erhält Carnegie-Preis für Malerei in Pittsburgh. Erneute USA-Reise. Malt „Das Gold des Himmelsblau“; fertigt Skulpturen. Eine Retrospektive im Palais des Beaux-Arts in Brüssel findet statt.

1968-1969 Nimmt an der Wanderausstellung „DADA, Surrealism and their Heritage“ in New York, Chicago und Los Angeles teil. Es finden große Ausstellungen anläßlich seines 75. Geburtstages in der Fondation Maeght, im Alten Hospital von Santa Creu in Barcelona und im Haus der Geschichte in München statt. Die Stadt erteilt dem Architekten Sert den Auftrag zum Bau eines Miró-Museums und erhält vierzig Bilder des Künstlers als Geschenk. Von der Harvard-Universität erhält er die Ehrendoktor-Würde.

1970 Eine monumentale Keramikinstallation für den Flughafen von Barcelona wird von Miró entworfen. Er protestiert mit Tàpies und anderen Künstlern gegen den Prozeß von Burgos. Wandgemälde für die Weltausstellung in Osaka. Auf Mallorca findet seine erste Einzelausstellung statt.

1971 Wanderausstellung von Skulpturen in Minneapolis, Cleveland, Chicago und Boston. Gründet in Barcelona die „Stiftung Miró“.

1972 Das Solomon R. Guggenheim Museum in New York zeigt unter dem Titel „Magnetic Fields“ die „Traumbilder“ der zwanziger Jahre. Das plastische Werk Mirós wird im Kunsthaus Zürich präsentiert.

1973 Anläßlich seines 80. Geburtstages erhält Miró zahlreiche Ehrungen.

1974 Große Retrospektive mit fast 350 Werken im Grand Palais in Paris. Das Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris zeigt das graphische Werk.

1975 Eröffnung der Miró-Stiftung in Barcelona mit einer Ausstellung von Gemälden, Skulpturen und Zeichnungen.

1977 In der Wichita-University entsteht das erste große Mosaik-Dekor. Die National Gallery in Washington erhält einen großen Wandteppich Mirós. In Barcelona wird die Bodenkeramik für die Rambla Santa Monica eingeweiht. Das IBM-Gebäude in Barcelona und das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen erhalten jeweils eine Wandkeramik.

1978 Im Museo de Arte Contemporaneo in Madrid findet Mirós erste Museums-Retrospektive statt. Anläßlich seines 85. Geburtstages verleiht ihm das spanische Königspaar das Große Kreuz der Isabel la Católica. In La Défense in Paris wird eine monumentale Skulptur Mirós aufgestellt und das Musèe d’Art de la Ville de Paris zeigt eine Ausstellung von 100 Skulpturen.

1979 Miró entwirft Kirchenfenster für Saint-Frambourg in Senlis. Er erhält die Ehrendoktor-Würde der Universität Barcelona. Wandbehang für die Miró-Stiftung. Retrospektiven in Florenz, Siena und Prato finden statt.

1980 Retrospektive in Mexico City im Museo d’Arte Contemporaneo. Monumentalkeramik für neuen Kongreßpalast in Madrid. Gemäldeausstellung des Künstlers wird im Hirshhorn-Museum in Washington gezeigt. Die Bellas Artes-Goldmedaille wird ihm von König Juan Carlos verliehen.

1981 In Palma wird die „Fundación Pilar i Joan Miró a Mallorca“ gegründet. Die Ateliers und die darin enthaltenen Werke schenkt Miró der Gemeinde von Palma. Das Ballett „Ucello Iuce“ wird in Venedig mit Bildentwürfen und Kostümen Mirós aufgeführt.

1982 Ausstellung „Miró in America“ im Museum of Fine Arts in Houston. Aufstellung der Skulptur „Frau und Vogel“ in Barcelona. Die Miró Stiftung widmet ihm eine große Ausstellung. In Palma wird eine große Wandkeramik von Miró eingeweiht.

1983 Mirós 90.Geburtstag wird in der ganzen Welt mit Ehrungen und Ausstellungen gefeiert. Die Miró-Stiftung in Barcelona zeigt Werke der zwanziger Jahre. Im Winter verschlechtert sich Mirós Gesundheitszustand. Er stirbt am 25. Dezember in Palma de Mallorca und wird in Barcelona begraben.

1986/87 Große Retrospektive im Kunsthaus Zürich, in der Düsseldorfer Kunsthalle und im Solomon R. Guggenheim Museum, New York. Die Witwe des Künstlers, Pilar Juncosa, schenkt die Grundstücke, auf denen die Ateliers Mirós stehen, und versteigert eine Serie von Gouachen, um den Bau der Stiftung auf Mallorca zu finanzieren. Mit der Durchführung des Projektes wird der renommierte Architekt Rafael Moneo beauftragt.

1988 Die Schirn Kunsthalle in Frankfurt zeigt Werke Mirós, die als Ausgleich für Erbschaftssteuer in den Besitz des spanischen Staats gelangt sind. Die Arbeiten waren bereits 1987 im Centro de Arte Reina Sofia in Madrid zu sehen.

1992 Am 19. Dezember wird der neue Gebäudekomplex der Stiftung „Pilar i Joan Miró a Mallorca“ eingeweiht.

Miró prophezeite, daß die Graphik, als originale und multiple Arbeit, dazu beitragen könnte, eine Gesellschaft anzusprechen, die noch der Kunst bedarf. Außerdem könne die Graphik erzielen, daß die Kunst für jeden ein erreichbares Gut würde. Miró studierte die traditionellen Techniken der Graphik und schon bald bereicherte er sie, indem er eine eigene persönliche und eigenwillige Methodik kreierte. Joan Miró und Joan Barbarà lernten sich in Paris im Jahre 1957 kennen und arbeiteten bis zu ihrem Tod zusammen. Sie bildeten eine Arbeitsgemeinschaft, die sich immer noch an alten Traditionen orientierte, wie z.B. der Künstler- und Handwerker-Ateliers des Mittelalters. Im Jahre 1975 realisierten sie die Serie „Quatre colors aparien el món“, die anlehnend an einen Text des Dichters und guten Freundes Mirós J.V. Foix entstand. Im Jahre 1977 trafen sich Miró und Barbarà erneut. Dieses Mal in Mirós Atelier in Son Abrines auf Mallorca, mit der Absicht eine Serie von Graphiken zu schaffen, als Hommage an den Architekten Antoni Gaudí. Bevor Miró aber mit diesem Projekt begann, trainierte er die Techniken der Graphik wie ein Boxer vor dem Kampf, eine Sportart, die Miró übrigens selbst ausübte. Er versuchte sich in Radierungen, Aquatinta und Collagen und schaffte dabei die Serien „Eurajolats“, „Els gossos“, „Comedia dell’arte“ und „Rupestres“ und die Kaltnadelradierung „Sóc un insecte“. Letztere war eine Technik, die Miró als die größte Ausdrucksform der Graphik ansah und bei der die Seele des Künstlers miteinfließen würde. Die Kaltnadelradierung wäre eine spontane Arbeit, die keinerlei Nachbesserung zulasse. Johannes Schilling und Thomas Weber haben Arbeiten von Miró ausgewählt, die repräsentativ für das Gesamtwerk sind und haben der Ausstellung dadurch einen plastischen und pädagogischen Sinn gegeben. Die Ausstellung, davon bin ich überzeugt, hätte Miró über alle Maße gefallen.

Tristan Barbarà Barcelona, 24.2.00 Joan Miró 1893 Miro wird am 20. April in Montroig bei Barcelona geboren. Vater ist Goldschmied und kommt aus einer Töpferfamilie. 1907-10 Neben dem Besuch einer Handelsschule, Kunstkurse an der Akademie La Lonja in Barcelona. 1910 Ausbildung zum Buchhalter. 1912-15 Studium an der Kunstakademie Francisco Gali. Ab dann arbeitet er als freier Künstler. 1917 Zusammentreffen mit Picabia. 1918 Erste Ausstellung bei Dalmau in Barcelona. 1919 Geht nach Paris. Bekanntschaft mit Picasso und seinem Kreis. Auseinandersetzung mit dem Kubismus. Kurze Zeit Teilnahme an der Dada-Bewegung. 1920 Übersiedlung nach Paris. Regelmäßige Sommeraufenthalte in Montroig. Begegnung mit Pierre Reverdy, Tristan Tzara, Max Jacob und André Masson. 1924 Bekanntschaft mit Aragon, Breton und Eluard. Anregungen durch Paul Klee und Kandinsky. Entstehung seines ersten ungegenständlichen Bildes "Terre Labourèe". 1925 Unterzeichnung des surrealistischen Manifests und Beteiligung an der ersten surrealistischen Ausstellung bei Pierre in Paris. 1925-31 Entwurf von Kostümen und Dekorationen fürs Ballett. 1928 Reise nach Holland, erste Collagen. 1930 Arbeit an Plastiken. 1937 Führt auf der Weltausstellung in Paris für den spanischen Pavillon Wanddekorationen aus. Engagierte Plakate für die spanische Republik. 1938/39 Beginn der Reihe "Constellations" 23 Gouachen gleichen Formats). 1940 Wohnsitz in Palma de Mallorca. 1941 Erste große Retrospektive im Museum of Modern Art in New York. 1942 Rückkehr nach Barcelona. 1944 Erste Keramiken in Zusammenarbeit mit J.G. Artigas. 1947 Beteiligung an der internationalen Ausstellung der Surrealisten in New York. 1948 Wieder in Paris. 1950 Wandmalerei für die Harvard University. 1954 Großer Preis für Grafik der Biennale in Venedig. 1957/58 Keramikreliefs für das UNESCO- Gebäude in Paris. 1959-61 Reisen in die USA. 1960 Mit Artigas Wanddekorationen für die Harvard University. 1964 Keramikwand für die Handelshochschule in St. Gallen. 1983 Stirbt in Palma de Mallorca.

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Joan Miró
Radierungen, Lithographien und Arbeiten auf Papier