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Mit der Ausstellung von Joachim Grommek setzt der Kunstverein Springhornhof seine Reihe zu Positionen aktueller Malerei fort und stellt die Arbeiten des aus Niedersachsen stammenden Künstlers erstmals in einer größeren institutionellen Einzelausstellung vor.

2001 hat die Ausstellung von Anna Gudjonsdottir Sichtweisen auf Natur und Landschaft in der Malerei thematisiert und tradierte Grenzen von Gegenständlichkeit und Abstraktion unterlaufen. Mit Susanne Paesler wurde 2002 eine Künstlerin vorgestellt, die sich das Ausdrucksrepertoire des Informel, des Abstrakten Expressionismus und der Op Art, aber auch den Retro-Look von CD-Hüllen aufgreift und damit den Moment des zum Klischee Werdens von Bildern austestet. In der Ausstellung der Malerin Agnès Thurnauer 2004 wurde das zeitgenössische Bild zu einem Raum des Dialogs, im dem unterschiedliche, oft konträre Elemente modernen Alltagslebens collagenhaft miteinander verknüpfen wurden.

Auch Joachim Grommeks montagehaften Arbeiten, die sich im Grenzgebiet zwischen Malerei und raumbezogener Installation ansiedeln, zeichnet ein analytischer Ansatz aus. Für ein Ausstellungs projekt im Harz (Museum Aschersleben, 2005) konstruierte er aus einem alten Tisch, einer bemalten Spanplatte und einem einzelnen Tischbein das Modell eines 1007 m hohen Aussichtsturms für den Ort Aschersleben, dessen Spitze den Besucher auf Augenhöhe mit dem Brockengipfel bringen sollte. Daneben hängte er ein gemaltes Wärmebild eines Tannenwaldes, eine abstrakte Komposition mit dem Titel "Harzer Kreuz" und lehnte eine leere Spanplatte als Bildträger für künftige Harzbilder an die Wand.

Scheinbar beiläufig wird hier der malerisch romantische Blick auf den Harz thematisiert und wieder aufgehoben, denn in Grommeks Arbeiten ist nichts wie es scheint. Die hellbraun gesprenkelte Oberfläche der Spanplatte entpuppt sich bei näherem Hinsehen als raffiniertes Trompe L'oeil, Die farbigen Flächen als sichtbare Teile des kunststoffbeschichteten Bildträgers.

Joachim Grommek nimmt in seiner Arbeit eine konsequente Um- und Neubewertung nicht nur der künstlerischen Grundlagen vor. Die komplexen Verhältnisse von Bild und Bildträger sowie die von Materialität und Motiv dreht Grommek dabei ebenso um wie die vermeintlichen Gegensätze von Fake und Faktizität oder von Alltäglich- und Künstlichkeit. So erkenntnisreich wie kritisch, so spielerisch wie konzeptionell setzen sich diese ästhetischen Wendungen dann in seinem Werk in Szene. "Alle Kunst ist auch Fälschung, ihre gefälschten Emotionen, gefälschten Objekte entstehen aus Sehnsucht, sie will das wirkliche Leben sein, aber das kann nie sein", beschreibt der Künstler im Interview mit seinem britischen Kollegen Damien Hirst die eigene Strategie." (Raimar Stange)

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Joachim Grommek