press release only in german

Deutschlandpremiere des photographischen Werkes von Jim Dine in der Photographischen Sammlung

Der Künstler Jim Dine (*1935) gibt mit dieser aktuellen Ausstellung zum ersten Mal einen umfangreichen Einblick in sein kaum bekanntes photographisches Werk. Die Ausstellung umfasst über einhundert, großformatige Exponate in unterschiedlichen photographischen Techniken, wie das heute nur noch wenig genutzte Heliogravüre-Verfahren, Gelatinesilberabzüge, Polaroids, chromogene und digitale Farbabzüge. Mitunter kombiniert Dine auch verschiedene Techniken in einem Bild.

"Meine gesamte Arbeit besteht aus Selbstportraits. Auch da, wo mein Gesicht nicht vorkommt, - C´est moi."

Jim Dine, der zu den herausragenden Künstlern der Gegenwart zählt, erregte bereits seit Ende der 1950er Jahre große Aufmerksamkeit in der New Yorker Kunstszene. Hierfür stehen unter anderem seine ungewöhnlichen Assemblagen, in die er Gebrauchsgegenstände wie Werkzeuge – als Symbol des künstlerischen Prozesses – oder Bekleidungsstücke – zum Beispiel der Bademantel als Ausdruck für das eigene Ich – integrierte. Eines seiner ersten Bilder mit dem Motiv des Bademantels entstand 1964 und geht auf ein gefundenes Werbephoto in der New York Times zurück. Des weiteren experimentierte Jim Dine schon früh im Bereich der Performance. Gemeinsam mit Claes Oldenburg und Allan Kaprow veranstaltete er erste Happenings. Mit Oldenburg, Tom Wesselmann und George Segal gehörte Jim Dine zugleich zum inneren Kreis einer Künstlergruppe, die regelmäßig in der Judson Gallery in New York zusammen ausstellte.

Viele von Jim Dines Motiven, darunter auch seine bildliche Auseinandersetzung mit dem Symbol des Herzens sowie seine kunsthistorischen Referenzen, wie beispielsweise auf die Venus von Milo, beziehen sich sowohl auf die eigene Person als auch auf grundlegende Fragen an das Menschsein. Seine Ressourcen sind weniger die Werbung und damit die Konsum- und Warenwelt, vielmehr resultieren seine Themen und Motive aus seiner intensiven Auseinandersetzung mit der klassischen Moderne, der Antike und der Poesie. Vor diesem Hintergrund versteht sich Jim Dine weniger als ein Protagonist der amerikanischen Pop Art, mit der sein Werk bis heute unmittelbar in Verbindung gebracht wird. In einem Gespräch mit Jean-Luc Monterosso, Direktor des Maison Européenne de la Photographie, Paris sagt Jim Dine: „Ich bin ein ‚Arbeiter der Kunst’, ich gebe mir Mühe mit dem ‚Machen’, das ist meine Art, den Zauber zu respektieren und sorgsam mit der Flamme umzugehen. So bewege ich mich durch die Welt – indem ich Informationen aufnehme, mich von ihnen inspirieren lasse und mich für sie interessiere, für die äußere wie auch für meine innere Welt.“

Neben der Malerei, der Graphik und der Skulptur nimmt in Dines Werk seit den 1990er Jahren die Photographie einen größeren Stellenwert ein. Auch sie ist Äquivalent der eigenen Vorstellungswelt und Sprache. Mittels symbolgeladener Gegenstände wie die literarische Pinocchio-Figur oder der Rabe und die Eule, die als ausgestopfte Tiere in seinen Bildern wieder zum Leben erwachen, komponiert Jim Dine eindrückliche Tableaus.

„Schon mein ganzes Leben bin ich ein Gefangener von Worten, der Sprache.“

Charakteristisch ist die Einbeziehung von Schrift und Sprache, zumeist handschriftlich skizzierte eigene Gedichte, die auf der Wand seines Ateliers entstehen und die sich in seinen Photographien, gewissermaßen als Verdichtung des zeichnerischen Prozesses, zu neuen Schriftzeichen formen. Der Poesie kommt bereits in der Frühphase seines künstlerischen Schaffens eine große Bedeutung zu. Mit der Photographie kehrt Jim Dine über die Verdinglichung des geschriebenen Wortes im Bild wieder zu seinen poetischen Wurzeln zurück.

Jim Dine kam Anfang der 1960er Jahre über Lee Friedlander in Kontakt mit der Arbeit von Garry Winogrand und Diane Arbus, er begann bald eine eigene Sammlung von Photographien und Photobänden. 1966 erhielt er den Auftrag, den Band „Le poète assassiné“ des französischen Dichters und Kunstkritikers Guillaume Apollinaire zu illustrieren, hierfür verwendete er eigene Photographien, Zeichnungen und Collagen. In den späten 1970er Jahren arbeitete Jim Dine im Rahmen des Kodak-Programms erstmals mit der großen 20“ x 24“-Polaroidkamera. 1994, mit seiner Gastprofessur an der Hochschule der Künste in Berlin, begann die im Grunde bis heute andauernde kontinuierliche Arbeit mit der Photographie.

Ein Ausstellungsprojekt des Davison Art Center, Wesleyan University, Middletown, Connecticut und des Maison Européenne de la Photographie, Paris. Die Ausstellung wird von einer vierbändigen Publikation gleichen Titels, erschienen im Steidl Verlag, Göttingen, begleitet. Pressetext

only in german

Jim Dine - The Photographs, so far