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Harald Kunde Jeppe Hein - Distance Wo der in Kopenhagen geborene (1974) und heute in Berlin lebende Installationskünstler Jeppe Hein auftritt, gehören Bewegung, kinetische Phantasie und interaktive Überraschung zum Vokabular seiner Arbeit und zum Wahrnehmungskanon der Betrachter. Ob im Frankfurter Kunstverein, im Kunstverein Heilbronn, auf der Biennale di Venezia, im PS 1 in New York oder im De Appel Amsterdam, überall während seiner noch kurzen, aber rasanten künstlerischen Laufbahn hat Jeppe Hein für Furore gesorgt und die Axiome seines Skulpturverständnisses eindrucksvoll begründet. Besonders faszinierend daran ist der Umstand, daß theoretische Fragestellungen hinsichtlich etwa des white cube, der site specific sculpture oder der social contexts spielerisch verarbeitet werden und letztlich populär geläutert scheinen: also nicht verkopft, sondern körperbetont, nicht deklamatorisch, sondern leichtfüßig daherkommen, ohne je ihren Anspruch leugnen zu müssen. Mit anderen Worten: Jeppe Hein ist einer der wenigen heute arbeitenden Künstler, die ihre Position fest im selbstreflexiven Betriebssystem der Gegenwartskunst verankert haben und dennoch weit in die Lebenswirklichkeit des Alltags, eines Massenpublikums mit entsprechendem Ereignis-Hunger, hineinwirken können.

Dafür sprechen Bänke, die sich durch das Gewicht des daraufsitzenden Besuchers plötzlich in Bewegung setzen und den Ausstellungsraum quasi neu vermessen; Wasserfontänen, die sich dem mutig auf sie zuschreitenden Erkunder öffnen und ihn darauf im Geviert der plätschernden Mauern umschließen; Lichtskulpturen, die sich der Nähe der Erkenntnis durch Verlöschen entziehen; oder auch Nebelmaschinen, die der Kontemplation des sich spiegelnden Betrachters ein jähes Ende bereiten. Immer geht es um das dynamische Verhältnis des Wahrnehmenden, um Nähe und Ferne zwischen Menschen und Dingen, um Bewegung aufeinander zu und voneinander weg.

Für das Ludwig Forum Aachen hat Jeppe Hein unter dem Titel "Distance" ein Kugelbahn-Projekt konzipiert, das sich über zwei Etagen, durch mehrere Wände und insgesamt über 400 Meter erstrecken wird. Weiße PVC-Kugeln mit einem Durchmesser von jeweils 25 Zentimetern, ausgelöst durch die Bewegung der Besucher und in ihrem Streckenverlauf orientiert an deren höchst unterschiedlicher Verweildauer in Museen, werden dann ihren Weg finden: Höhenunterschiede überwinden, durch Beschleuniger jagen, Salti schlagen, um Ecken schießen, Serpentinen durchrollen und somit die schöne Utopie des perpetuum mobiles, der immerwährenden Bewegung, zumindest im musealen Rahmen aufscheinen lassen. Sie werden also das Gegenteil von Distanz erzeugen: Euphorie. Pressetext

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Jeppe Hein - Distance