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Eröffnung am Freitag, den 05. September 2008, 18-21 Uhr

Vielleicht ist es Folge von Jarosław Flicińskis Ausbildung in Architektur und Malerei, dass ihm die Idee, Malerei im freien Raum zu plazieren, selbstverständlich in den Sinn kommt. Er begann mit Öl auf Leinwand zu arbeiten, wechselte aber bald von Leinwänden zu Wänden.

Meine Gemälde entglitten den Leinwänden plötzlich. In diesem Moment wurden die Leinwandrahmen zu eng.

Um Flicińskis Arbeiten zu sehen, muss man zunächst Raum und Bewegung berücksichtigen. Die Gemälde reichen in eine Zeitspanne hinein. Der Künstler wählt die genaue Komposition für jeden Raum, entsprechend seiner Einschätzung der Raumbedingungen, so zum Beispiel welche Art von Licht er erhält. Das Wandgemälde wird zu einer Landschaft, die den Betrachter umgibt; es ist faszinierend und sogar überwältigend. Der Betrachter wird in das Auge des Sturms gesetzt. Es ist das Ausmaß, die Wiederholung eines simplen geometrischen Motives und Farbe, die diese Empfindung hervorruft. Die Farbe ist in Flicińskis Arbeiten besonders wichtig – Wir fühlen sie physisch, als ob sie eine Luftbewegung oder ein Temperaturwechsel wäre.

Fliciński sagt : Die Basis meiner Arbeit ist reine Malerei – bei meinen Arbeiten geht es darum, zu sehen. Der Zuschauer genießt es, zu untersuchen. Nachdem er wieder aus dem Spektakel herausgetreten ist, hat sich die Fähigkeit des Betrachters, zu sehen und aufzunehmen erhöht.

Seine geometrischen Wandmalereien, die aus Streifen und Ellipsen bestehen, bauen eine Brücke zwischen der flachen Oberfläche und dem dreidimensionalen Raum. Die Ellipse ist der Judas der Geometrie und seine Verbündeten sind das Sehen und die Perspektive. Steht man vor der Wandmalerei, kann man seinen eigenen Augen nicht trauen, da die Form beginnt, zu vibrieren und sich zu bewegen, wodurch der Betrachter tiefer hinein gezogen wird. Die Ignoranz der Ellipse gegenüber den traditionellen vertikalen und horizontalen Eckpunkten eines Gemäldes macht die Form für den Betrachter so attraktiv und verführerisch.

Wir werden Glauben gemacht, das die Ellipse sich nach oben und unten hin fortsetzt, bis in die Unendlichkeit erstreckt und die Ecken auf Decke und Boden ignoriert. Aufgrund dieser Brüche von traditionellen Grenzen sind Flicińskis Arbeiten für gotische Kathedralen genauso passend wie für Privaträume.

Wenn ich meine Wände in nur temporär zur Verfügung stehenden Räumen bemale, habe ich bereits in ihre zukünftige Nichtexistenz eingewilligt. Hieran zeigen sich die Themen des Vergänglichen und Zerbrechlichen, die von Natur aus menschlich zu sein scheinen. Je mehr die Gemälde einem Raum angepasst sind, desto mehr spüren wir ihr Verschwinden. Eigentlich sind meine Wandmalereien Arbeiten über das Vorübergehen und Verschwinden. Um ihnen nicht zu viele Bedeutungen zuzufügen, möchte ich sie mit dem Titel kippen.

„The Rest Is Up To You“, „Up, Up, And Away“, „As You Wish“, „Never Been Better“, „End Of The Summer“ and „A Kiss Is Not Enough“, sind Titel für seine Arbeiten, die mit Emotionen verbunden sind, die ihrerseits mit den Orten oder Momenten verknüpft sind, in denen er eine Entscheidung über die Arbeit getroffen hat. Dass wir Flicińskis Gemälde mit unseren Sinnen wahrnehmen, ist der Grund dafür, dass sie so langanhaltend in unserem Gedächtnis verbleiben. Letztendlich vollbringt es Flicińskis gesamtes Werk „No Matter Where It Happens“, sowohl das das Auge des Betrachters zu täuschen als auch seine Seele zu verführen.