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Nacht, Zwielicht und Tag - dies sind die Welten, in denen sich Jakob Mattners Kunst bewegt. Mattners Konstellation basiert hierbei auf einer alten Utopie, die unsere Welt in das Zentrum einer Kugel stellt, in der Erde, Himmel und Sterne ihren Platz unter einem gemeinsamen Dach finden. Die Unendlichkeit des Universums umgibt uns nicht länger, sondern fließt unter unseren Füßen hinfort, einer einzigen Strömung folgend. Obwohl weiterhin unermesslich und immens, ist diese Unendlichkeit nicht mehr allgegenwärtig. Stattdessen wird die sichtbare Welt messbar, trennbar und segmentierbar. Der Kosmos verwandelt sich in eine dehnbare Masse, aus dessen Substanz sich Skulpturen formen lassen. So kann die Nacht gefangen und gefaltet, der Tag zu einem Diamanten geschliffen und das Zwielicht zwischen Glas eingefangen werden. Das Leitmotiv Mattners ist das Untersuchen der Materie von Tag und Nacht. Verwendete Materialien wie Glas, Draht, Russ und Dispersion lassen bei ihm Kontraste und tiefe Dramatik entstehen. Auf seiner Reise von der Nacht zum Licht durchquert Mattner das Zwielicht, vereint in seinen Arbeiten Ratio mit Lyrik, Berechnung mit Zauber. Auflösung oder Verstärkung - der Einfall eines Lichtstrahls bestimmt die Wahrnehmung unseres Universums. Die Arbeiten aus den 1970er Jahren fokussieren meist das Dunkle, die Nacht. In der Mitte ist die Nacht (1978) verkörpert einen Hauptgedanken dieser Werkgruppe und Totes Licht (1978) steht in seiner Darstellungsart repräsentativ für die mit Ruß überzogenen Skulpturen, die der Künstler in dieser Zeit geschaffen hat. In seinen Skulpturen wie auch in seinen Zeichnungen verkörpert Mattner die dunkle Schönheit des Ursprungs aller Dinge. Wenn im alten Testament die Schaffung des Lichts aus der Dunkelheit, die über dem Land lag, beschrieben wird, dann ist es genau diese generative Kapazität der Nacht, der Dunkelheit, des Schwarz, die Mattner versucht einzufangen. In diesem Kontext ist die Ausstellung Schwarz (1981 in der Städtischen Kunsthalle Düsseldorf) wegweisend. Dort wurde Mattners Werk zusammen mit Arbeiten u.a. von Lucio Fontana, Jannis Kounellis, Kasimir Malevich, Mario Merz, Mark Rothko und Richard Serra gezeigt. „Schwarz“ als Zustand ultimativer Ort- und Zeitlosigkeit war Kernidee dieser Präsentation. In den Fächern der Nacht ist alles hell und klar. Den Zauber zurückgeben. Es ist einfach. Jakob Mattner In dieser Zeit hat sich der Künstler aber auch mit der Evolution der Nacht auseinandergesetzt, wie in den Zwielicht-Arbeiten deutlich wird. Sie sind ohne die Dichte der schwarzen, nächtlichen Präsenz in schlichtem, transparenten Glas ausgeführt. Die entstehenden Schatten sind hier die eigentlichen Kunstwerke, die verwendeten Materialien nur Mittel zum Zweck. „Glas ist wie die Zeit zwischen Nacht und Tag“, schreibt Mattner. Glas ist auch das verbindende Element zu den 1980er Arbeiten, wie Percussion oder Atlantis. Spiegel, Glas und Licht vereinen sich hier, um Raumerlebnisse zu erschaffen, die flüchtig und ätherisch sind, in ihrer Präsenz jedoch standhaft bleiben.