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Die kestnergesellschaft stellt mit Jake und Dinos Chapman zwei der wichtigsten zeitgenössischen britischen Künstler aus. Bekannt geworden in den 1990er Jahren unter dem Label der Young British Artists, gilt ihre Kunst als skandalös und provokativ. Hinter einer vordergründig schockierenden Bildlichkeit, verbirgt sich jedoch die intensive Beschäftigung mit Themenkomplexen, die menschliche Erfahrung und moralisches Verhalten adressieren wie die Fähigkeit zu Gewalt, Barbarei und Krieg. Memento Moronika offenbart mit unterschiedlichen Werkgruppen die Vielfältigkeit der Bildsprachen und Techniken der Chapman Brüder. Neue skulpturale Arbeiten aus Toilettenpapierrollen, Pappe und Plakatfarbe wie Hell Sixty-Five Million Years BC (2004 – 2005) und Two Legs Bad, Four Legs Good (2007) erscheinen in ihrer ungewöhnlichen Materialität harmlos im Vergleich zu den bemalten Bronzeskulpturen der Little Death Machines (2008). Der Eindruck dilettantischer und infantiler Unbeholfenheit aber täuscht, denn die einzelnen Arbeiten reihen sich thematisch in den Kontext des Gesamtwerks ein. So bezieht sich Hell Sixty-Five Million Years BC schon im Titel auf das wohl ambitionierteste und exzessivste Werk im Oeuvre der Chapmans, das gleichsam als ihr Meisterwerk gilt und 2004 bei einem Großbrand zerstört wurde: Hell (1999), ein Tableau aus mehr als 30.000 kleinen Figuren, die - meist in Nazi-Uniformen gekleidet - fürchterliche Gräueltaten ausüben. Obwohl Hell Sixty-Five Million Years BC mit urzeitlichen Dinosauriern ein gänzlich anderes Motiv zeigt, erscheint ein Verständnis dieser Arbeit als Weiterführung von Hell plausibel. Auch Grafikserien wie Etchasketchathon (2005) und If you eat meat digest this II (2005) oszillieren zwischen einer Kontinuität mit dem bisherigen Werk und neuen Bildwelten. Während erstere auf Motive aus Malbüchern zurückgreift, sind es bei letzterer Bilder gequälter Tiere, die mit Ansichten früherer Werke kombiniert werden. Bezogen auf das eigene Schaffen, müssen vor allem die Arbeiten auf Papier als selbstreferentiell gelten. Auch die Viktorianischen Porträtbilder in Memento Moronika, die allesamt den Titel One day you’ll no longer be loved tragen, sind einerseits visuelle Novitäten, andererseits folgen sie einer schon berüchtigten und an Grafiken Goyas bereits erprobten Strategie der Chapmans: der Übermalung.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

Eröffnung am Donnerstag, 27. November 2008, 19 Uhr Ansprachen Veit Görner, Direktor Kristin Schrader, Kuratorin

Kuratorin Kristin Schrader

Katalog jake & dinos chapman memento moronika Ausstellungskatalog (dt./engl.) mit Texten von Jake Chapman, Veit Görner und Kristin Schrader

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Jake & Dinos Chapman
memento moronika
Kuratorin Kristin Schrader