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It’s All an Illusion ist ein Spaziergang durch einen fiktiven Park durch eine Welt der Erinnerungen an die Jugendliebe, der Idee von Landschaft, von einer romantischen Flucht aufs Land, einer Spiegelung eines Sonnenuntergangs auf dem See. Bilder, die dem Aussenraum zugeschrieben werden und nun dem Ursprungsort und ihrer Zeit enthoben im musealen Raum die Illusion eines schwebenden Zustandes hinterlassen.

It’s All an Illusion nimmt sich dem Begriff der Skulptur an. Einer Skulptur, die sich aus der Malerei in eine Dreidimensionalität entwickelt hat. Einer Skulptur, die im Ansatz zu neuen Ufern aufbricht – sich aus dem Modus von Zeit & Raum befreit hat und sich trotzdem aus den Wurzeln seiner Tradition nährt. Einer Skulptur, die dem Begehren nach einer romantisierten Vorstellung von Natur erliegt, die eine Umkehrung vom Objekt im Aussen- in den Innenraum erfährt und so entkontextualisiert im white cube ihre Brüchigkeit und Offenheit preisgibt. Es zeigt die Entwurzelung des minimalistischen Duktus auf zu seiner Wandlung zum Design-Zitat und seiner Rückführung in die Kunst. Es ist ein kaleidoskopischer Versuch feste Zuschreibungen zu entwurzeln, ihre Konstruiertheit zu thematisieren und sie in einem beweglichen und losgelösten Prozess zu präsentieren.

Olaf Nicolais Werk landschaft, metaphysisch und konkret (1998) kann durch seine stark analytischen und kontextuellen Aspekte charakterisiert werden. Die Skulptur ist eine Neuinterpretation eines Gemäldes von Max Bill. Bills zwei gruppen aus doppelfarben (1958-62) beinhaltet die Lösung für ein geometrisches Problem: Wie viele Quadratpaare können auf einer quadratischen Oberfläche sein? Für die Quadratpaare hat Max Bill je zwei Doppelfarben gewählt, so kommen 4 Farben zur Anwendung. Olaf Nicolai transformiert wiederum das Gemälde zu einer riesigen Landschaftssitzskulptur. Vito Acconcis Arbeit Bodies in the Park (1985), welche ursprünglich als Aussenraumskulptur für eine Landschaftsgartenausstellung konzipiert wurde, besteht aus drei mit Efeu überwachsenen Menschen, die eine schützende Pergola bilden – Natur und Mensch scheinen zu einer esoterischen Einheit zusammenzuwachsen. Bei näherer Untersuchung entpuppt sich der Efeu jedoch als artifiziell. Manfred Pernice überführt in seinem Schaffen funktionale Architektur in die Form der Skulptur. Ein bestimmtes Element wird aus einer Architektur isoliert und dann in verschiedenen Variationen ausgetestet. Die Betonklötze (2004), welche an Sitzmöglichkeiten in Fussgängerzonen erinnern, werden in verschiedenen Variationen ausgeführt und mit Fliesen, die an objets trouvés erinnern, komplementiert. Wie ein Memorandum an eine Fahrt ins Grüne mit der grossen Jugendliebe, an eine Zeit jeglicher Ernsthaftigkeit des erwachsenen Lebens steht Mark Handforths verlassene und mit Kerzenwachs überwachsene Vespa (2001) im Raum. Durch seine grelle Farbe sticht auch der neon-gelbe Heuwagen (2001) von Anselm Reyle in die Augen, welcher zwischen der Sehnsucht nach einem bäuerlichen und harmonischen Leben auf dem Land und dem technoiden und tobenden Grossstadtleben oszilliert – eine schizophrene Alltäglichkeit wird mit einer Portion Selbstironie vermischt. Gleich neben dem Wagen steht einsam und zerbrechlich ein Fire Weed (2002/2003) von Keith Edmier, welches aus Vinyl, Polyester und Vulkanasche gefertigt wurde. Ein Werk, welches die Grenzen zwischen Künstlichkeit und Natur aufhebt und die Kunst der „technischen Reproduzierbarkeit“ der Natur huldigt und bei einem näheren Blick sich als unangenehm fahler Trugschluss erweist – die Pflanze scheint von einem Pilz befallen zu sein, scheint sich zu häuten und ihre abnorme Oberfläche abzuschotten. Bei der Skulptur Valaigle (2004) von Valentin Carron handelt es sich um eine Replik einer Aussenskulptur, welche im Vorgarten eines Möbelladens in der Heimatstadt des Künstlers steht. Der mächtige, nach Freiheit strebende Adler, ultimatives Symbol einer folkloristischen Heimat-Ikonographie, dringt in den heiligen White Cube ein. Die Werke von Katja Strunz sind zwischen einem formalen Konstruktivismus und einer romantisierten Idee der Land-Art anzusiedeln. Beim Werk Rheingold (1998/2004) handelt es sich um ein altes Ruderboot, welches auf einer abstrakten Konstruktion aus Glas und Holz, auf kaleidoskopische Art und Weise die Illusion eines Sees vermittelnd, gestrandet ist. Jetzt fliesst das Wasser aus der Vase (1986) lautet der Titel einer Latex-Skulptur der Künstlerin Heidi Bucher (1923-1993) und weist auf das Ereignis schon hin – eine Vase mit einer über acht Meter langen skurrilen Wasserlache. Bei den phantastischen und zugleich trashigen Skulpturen Pony (2003) und Venice Witch (2003) von Liz Craft handelt es sich um klassische Bronzeskulpturen, jedoch mit einem „hippiesken“ Bildinhalt, welche auch im Aussenraum stehen könnten. Im Stil der écriture automatique, eine Erfindung des Surrealismus, schwirren die neonfarbenen Acrylglasskulpturen von Berta Fischer durch den Raum. Anleihen an den Surrealismus macht Marc Camille Chaimowicz mit seiner Arbeit Desk… On decline (1982/2003) eine Mischung aus Skulptur, Architektur und Möbelstück mit Stilelementen des Art Déco, welche ihre Ursprünge gleichzeitig affirmiert und ironisiert. Verführerisch steht Tom Burrs Folding Screen (2003) im Raum – ein klassischer Paravent aus verspiegeltem lilafarbenem Glas. Ebenfalls getarnt wie ein Möbelstück steht diskret die Skulptur Sans titre (2003) des Künstlers Karim Ghelloussi, welcher sich in seinem Schaffen immer wieder mit dem traditionellen Kunsthandwerk beschäftigt. Auf einer aus Holzlatten konstruierten, weiss gestrichener Kommode steht eine weisse Keramik, zwei Hunde, die um die Wette rennen. Auf poetische Art und Weise verwertet, sind Gary Webbs Arbeiten ein buntes Zitieren des Designs der 80er Jahre. Die Arbeit Bob & Question (2003) und Untitled (2004) zeichnen sich durch einen wilden Farben-, Form und Stilmix aus – ein Wechselspiel zwischen Abstrahierung und subjektiver Halluzination. Auch Jonathan Monk zitiert immer wieder Kunstgeschichte. Im Besonderen die Conceptual Art und deren Zugpferd Sol LeWitt. Das Werk Untitled (Rolled Up) aus dem Jahr 2002 ist ein kleiner Kreis mit einem Radius von nicht ganz 30 Zentimetern. Im Kreisumfang, welcher genau 177,5 Zentimeter misst, liegt der Humor der Arbeit – es handelt sich dabei um die Körperhöhe des Künstlers. Pressetext

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It´s All an Illusion. A Sculpture Project

mit Liz Craft, Olaf Nicolai, Anselm Reyle, Marc Camille Chaimowicz, Katja Strunz, Tom Burr, Mark Handforth, Valentin Carron, Berta Fischer, Karim Ghelloussi, Keith Edmier, Heidi Bucher, Vito Acconci, Gary Webb, Manfred Pernice, Jonathan Monk