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Vom 7. Oktober bis 19. November 2011 zeigt die Kai Middendorff Galerie in Frankfurt unter dem Titel 4 Filme aus Oberhausen vier Arbeiten herausragender Filmkünstler aus Israel, Großbritannien und Deutschland, die bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen 2010 und 2011 zu sehen waren. Die Ausstellung ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen den Kurzfilmtagen und der Kai Middendorff Galerie. Erstmals kooperieren ein Filmfestival und eine Galerie für bildende Kunst in dieser Form.

Die Arbeiten der in Oberhausen zum Teil mehrfach preisgekrönten Filmkünstler sind während der Ausstellung parallel und permanent als Loops zu sehen. Ausgewählt wurden sie von Kai Middendorff aus knapp 300 Arbeiten, die in den letzten beiden Jahren in den Wettbewerben der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gezeigt wurden.

Bei aller Unterschiedlichkeit verbindet die ausgesuchten Arbeiten die Haltung ihrer Autoren. Alle vermeiden eine konventionelle, narrative Filmsprache und schaffen stattdessen Raum für spannende Reflektionen über das Medium Film, das Gesehene und das Sehen selbst, und zwar noch im Prozess der erstmaligen Betrachtung. Über diese hohe selbstreferentielle Qualität hinaus laden die Kunstwerke dazu ein, auch die massenmedialen, sozialen und politischen Horizonte, die in ihnen aufscheinen, kritisch mitzureflektieren.

Die Künstler und ihre Arbeiten

MICHEL KLÖFKORN (*1967 in Deutschland, lebt in Frankfurt), wurde für seine Arbeiten unter anderem mit dem Deutschen Kurzfilmpreis 2004 ausgezeichnet. In Oberhausen gewann er zuletzt 2009 für "n.n." den ersten Preis im Deutschen Wettbewerb. Für seine Animation "Liquid Paper", die für die Ausstellung in Frankfurt ausgewählt wurde, erhielt er dieses Jahr in Oberhausen eine "Lobende Erwähnung".

Wie aus einem Meer wild aufgewühlter Zeitschriftenseiten tauchen in "Liquid Paper" immer wieder abstrakte und figürliche Formen auf. Alle Formen für diesen erstaunlichen Trickfilm wurden mit einem Schneidemesser aus hunderten Magazinseiten herausgeschnitten. Da Positiv- wie auch Negativformen animiert sind, blicken wir bisweilen in dynamische, sich höhlengleich in die Tiefe staffelnde Formen, über die z.B. ein Militärflugzeug schwebt.

VANESSA NICA MUELLER (*1978 in Deutschland, lebt in Hamburg) erhielt in diesem Jahr in Oberhausen den ersten Preis im deutschen Wettbewerb für "Traces of an Elephant", den Kai Middendorff für die Ausstellung ausgewählt hat.

In Vanessa Nica Muellers Arbeit sehen wir eine Vielzahl permanent eilender Männer. Hin zum Ort ihrer Mordtat oder von diesem weg. Alle Filmszenen stammen aus dem Film "Elephant" von Allan Clarke (1989). Das wahllose, für den Zuschauer unmotivierte Morden in Nordirland hat Mueller in ihrer Aneignungs-Hommage herausgeschnitten. Stattdessen hat sie den Film mit Interviews aus dem Off unterlegt. Sie hat Nordiren interviewt, die den Film vor Jahren gesehen hatten und nun über ihre Eindrücke und Erinnerungen an diesen Film sprechen. Ein fesselnder Film über die Gewalt in Nordirland, das Verdrängen ... und die Wirkungsweise von Filmen.

LAURE PROUVOST (*1978 in Frankreich, lebt in London) erhielt in Oberhausen dieses Jahr zum zweiten Mal, nach 2010 für "Monolog", einen Hauptpreis der Internationalen Jury, und zwar für "The Artist", der in Frankfurt zu sehen sein wird. Für die diesjährige Frieze Art Fair, London, wird Laure Prouvost Arbeiten für das Rahmenprogramm auf der Messe entwickeln.

Die Künstlerin, von der man nur ihre Hände sieht, spricht die Zuschauer überraschend direkt an ("Look here ... not here!" zum Beispiel.). Atemberaubend schnelle Schnitte und aberwitzige Close-ups lassen den Atelierbesuch zur humorvollen, absurd-bizarren Irrfahrt durch ihren privaten Künstler-Kosmos werden.

ROEE ROSEN (*1963 in Israel, lebt in Tel Aviv) erhielt 2010 für seinem Film "TSE (OUT)" den Goldenen Löwen der Filmfestspiele in Venedig und einen Preis im diesjährigen Internationalen Wettbewerb in Oberhausen. In der Kai Middendorff Galerie zeigt Roee Rosen seine Arbeit "Hilarious", die 2010 in Oberhausen zu sehen war.

Eine völlig überdrehte Entertainerin unterhält in einem Fernsehstudio im Stile Lettermans (bzw. Harald Schmidts) das Publikum. Doch fehlen ihren leidenschaftlich vorgetragenen Gags über Juden, die Finanzkrise oder den Tod die Pointen. So wie das Studiopublikum findet sich auch der Betrachter des Films in einer unerträglich quälenden, beklemmenden, kafkaesken Situation wieder.

Die Partner

Kai Middendorff gründete seine Galerie 2008 in Frankfurt am Main. Er zeigt Künstler mit einem ausgeprägt eigenständigen Profil und vermittelt ihre Arbeiten auf Kunstmessen wie z.B. dem Art Forum Berlin oder der Art Cologne. Die Galerie ist medienspezifisch nicht eingeschränkt und präsentierte 2009 z.B. den jungen französisch-algerischen Filmkünstler Neïl Beloufa (2008 und 2011 Preisträger der Kurzfilmtage Oberhausen und mit einem siebenwöchigen Screening im New Museum, New York von Mai bis Mitte Juli 2011 zu sehen), den türkischen Maler Ekrem Yalcindag, aber auch Sound-Künstler wie Mark Schreiber oder Bernhard Schreiner.

Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen haben in den letzten Jahren einen hervorragenden Ruf in der Kunstwelt erlangt. Künstler wie Eija-Liisa Ahtila, Robert Breer, Pipilotti Rist oder Christof Schlingensief haben in Oberhausen Filme vorgestellt, lange bevor sie vom Kunstmarkt entdeckt wurden. Die Kurzfilmtage zeigen nach wie vor regelmäßig aktuelle Arbeiten von Künstlern wie Doug Aitken, Isaac Julien, Bjørn Melhus, Matthias Müller, Oleg Kulik u.v.a. Kuratoren und Sammler wie Catherine David, Ingvild Götz, Berta Sichel, Ruth Noack, Stuart Comer oder Barbara London haben bei den Kurzfilmtagen Arbeiten gesichtet.

Das Kooperations-Projekt wird vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Kulturamt der Stadt Frankfurt am Main gefördert und ist zunächst auf ein Jahr angelegt.

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Internationale Kurzfilmtage Oberhausen
4 Kurzfilme aus Oberhausen
Kooperation: Internationale Kurzfilmtage Oberhausen & Kai Middendorff Galerie, Frankfurt

Künstler: Michel Klöfkorn, Vanessa Nica Mueller, Laure Prouvost, Roee Rosen