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In ihrer jüngsten Arbeit für die Reihe Standpunkt in der Hamburger Kunsthalle reflektiert Ingrid Beckmann (*1954) Vorstellungen von Schönheit, die im Internet auf den Seiten der weitverbreiteten Single-Chats verhandelt werden. Sie zeichnet Gesichter nach Photographien, mit denen Frauen sich selbst im Netz anpreisen – jede lockt so gut sie kann. Auf blauen Bildgründen, die an den leuchtenden Bildschirmhintergrund erinnern, erarbeitete sie mit Gouachefarben eine Serie von zwölf Frauenköpfen. Wiederum mit wenigen gekonnten Strichen seziert sie deren formelhafte Posen. Die Gesichter dieser durchschnittlichen Frauen sind nicht unbedingt nur hübsch. Betreten und auch etwas traurig blicken sie den Betrachter an, während ihre Kopfhaltung kokett wirkt. Diese Bilder, die Männern (und Frauen) als Projektionsfläche für die Kontaktaufnahme dienen, konfrontiert Ingrid Beckmann mit Texten, die in diesen Internetforen zur Selbstdarstellung dienen. Diesen Texten stellt sie auf einer zweiten Ebene Dialogfetzen aus Chat-Unterhaltungen gegenüber, die Zeugnis ablegen von einer Sehnsucht nach Kommunikation, sowie von Einsamkeit, Verkrampfung und Begehren. Was im Schutz der Anonymität des Mediums entstand, legt Ingrid Beckmann offen. Sie analysiert die Mechanismen der virtuellen Balz – die Zeichnungen spiegeln aber auch ihre Faszination für die virtuelle Welt und ihre oberflächliche Schönheit, die sich in diesen Frauenporträts manifestiert. Pressetext