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Ein Projekt der Freunde und Förderer des Museums der Stadt Ratingen im Rahmen der Reihe: Sammeln als Diskurs

Symposion 6. Mai 2006, 11-20 Uhr Ein Symposion zum Thema »Privates Kunst-Sammeln und Öffentlichkeit« soll in der Ausstellung über die verschiedenen Ansätze zum Privaten Kunst-Sammeln informieren, sie diskutieren und das Verhältnis zur Öffentlichkeit thematisieren.

Mit seiner Ausstellung »deep river - Sammeln als Diskurs«, in der sechs Positionen zeitgenössischer Kunst aus der Krefelder Sammlung Ralph Kleinsimlinghaus vorgestellt wurden, hat der Verein der Freunde und Förderer des Museums der Stadt Ratingen im Jahr 2005 ein Projekt zum Thema »Kunst-Sammeln« gestartet, dem weitere Ausstellungen folgen sollen.

Die Konzeption geht vor allem vom sammlerischen Aspekt der Kunst aus: der Ausbildung von Vorlieben für bestimmte Richtungen, für die eigene Generationen und der damit einhergehenden, oft freundschaftlichen, aber auch kontroversen Begleitung des Werdegangs eines Künstlers, aus denen sich im Laufe der Zeit Schwerpunkte herausbilden.

Eine genaue Typologie des Sammlers müsste unzählige Bände füllen. Diese Spezies unterscheidet sich von ihren Artgenossen weniger durch das Sammlungsgut, als durch seine individuelle Position innerhalb und außerhalb seines Sammelgebietes und durch die Motivation seines oft bis zur echten Obsession gesteigerten Sammeltriebes. Dieser »Trieb« ist nicht nur hinsichtlich seiner Intensität verschieden, sondern auch in seiner Zielrichtung. Mit dem programmatischen Titel »Sammeln als Diskurs« ist eine Kategorie des Kunst-Sammelns gemeint, die sich zu Künstler und Werk in einer Art ständigen Auseinandersetzens befindet.

Mit ausgewählten Werken aus der Sammlung Ingrid und Willi Kemp, Düsseldorf, setzen wir die Reihe fort. Die sammlerischen Bemühungen von Willi Kemp, dessen Frau Ingrid 1986 verstorben ist, sind ein überzeugendes Beispiel dafür, wie mit wachem Blick für das noch Unbekannte, mit ausgeprägtem Spürsinn für Qualität und eigenständiger Meinung die Kunst eines ganzes Zeitabschnittes durch intensives Engagement sammlerisch demonstriert werden kann.

Die parallel zu »ZERO - Internationale Künstler-Avantgarde der 50er/60er Jahre« im museum kunst palast, Düsseldorf laufende Ausstellung beschäftigt sich mit der Bedeu-tung der Impulse, die ›Informel‹ und ›Zero‹ auf die sammlerischen Entscheidungen des seit den 1960er Jahren bis in die heutige Zeit aktiven Kunstsammlers gehabt haben. So liest sich die Liste der ausgewählten Künstler wie ein »who is who in art« zur Kunst nach 1945, weil sie neben Vorläufern wie Carl Bucheister sowohl die wichtigsten Prota-gonisten des deutschen Informel (Peter Brüning, Winfred Gaul, Gerhard Hoehme, Karl Otto Götz, Bernard Schultze und Fred Thieler) als auch die der Gruppe Zero (Otto Piene, Heinz Mack und Günther Uecker) mit Arbeiten von Lucio Fontana, Jean Tinguely und Jan J. Schoonhoven sowie mit Antoni Tàpies, Gotthard Graubner, Walter Stöhrer, Arnulf Rainer und anderen verbindet.

In der Ausstellung sollen am Beispiel der Sammlung Kemp ›Informel‹ und ›Zero‹ nicht historisch, sondern phänomenologisch dargestellt werden. Intentional ist dies weder eine Ausstellung zur Geschichte des deutschen ›Informel‹ noch zur Geschichte von ›Zero‹ (dies leistet im Falle von ›Zero‹ parallel das ›museum-kunst-palast‹ in Düsseldorf), sondern es sollen vor allem Phänomene dieser beiden Richtungen aufgezeigt werden, die bis heute Gültigkeit haben und daher für deren Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte von Interesse sind.

Neben den Hauptprotagonisten von ›Informel‹ und ›Zero‹ wurden weitere Künstler aus der Sammlung ausgewählt, deren Werke selbstverständlich nicht unter ›Informel‹ oder ›Zero‹ subsummiert werden können und auch nicht sollen. Sie sind aber geeignet, diese Phänomene auf der Basis typologischer Gemeinsamkeiten in einem anderen Sinne und quasi auf einer anderen, weiteren Entwicklungsstufe zu ergänzen. Daher die Formulierung: »Impulse - Informel und Zero in der Sammlung Ingrid und Willi Kemp«. Die Sammlung scheint für ein solches Vorgehen und in dieser Hinsicht in geradezu vorbildlicher Weise prädestiniert, da hier keine »Stile« gesammelt wurden, sondern vor allem Erscheinungsformen in der Kunst nach 1945 mit einer Vorliebe für die abstrakte Malerei, die die Farbe als Form und Ausdrucksträger thematisiert.

So vereinigt die Ausstellung zunächst wertfrei und jenseits von einer wie auch immer vorgenommenen Rubrizierung zweiunddreißig Künstler, die sich erstrecken von Shusaku Arakawa, Erwin Bechthold, Francis Bott, Peter Brüning und Carl Buchheister über Ulrich Erben, Lucio Fontana, Winfred Gaul, Raimund Girke, Karl Otto Götz und Kuno Gonschior, von Gotthard Graubner, Michael Growe und Jochen Hiltmann, von Gerhard Hoehme, Ursula Kaechele und Hermann-Josef Kuhna, von Heinz Mack, Bernd Minnich und Otto Piene, Arnuld Rainer, Jan Schoonhoven, Bernard Schultze bis hin zu Walter Stöhrer, Antoni Tàpies, Fred Thieler, Jean Tinguely, Hann Trier, Günther Uecker, Max Uhlig, Winfried Virnich und Hermann de Vries.

Chronologisch gesehen spannen die ausgewählten zweiundachtzig Werke aus der Zeit von 1949 bis 2005 einen generationsübergreifenden Bogen beginnend mit Carl Buchheister (1949), Hann Trier (1951) und Karl Otto Götz (1953) bis hin zu Raimund Girke (1997/98), Michael Growe (1998), Otto Piene (2000), Hermann-Josef Kuhna (2001) und wiederum Karl Otto Götz mit einem fulminanten Spätwerk aus dem Jahr 2005.

Dr. Marie-Luise Otten, Kuratorin

Künstlerliste: Shusaku Arakawa, Erwin Bechtold, Francis Bott, Peter Brüning, Carl Buchheister, Ulrich Erben, Lucio Fontana, Winfred Gaul, Raimund Girke, Karl Otto Götz, Kuno Gonschior, Gotthard Graubner, Michael Growe, Jochen Hiltmann, Gerhard Hoehme, Ursula Kaechele, Hermann-Josef Kuhna, Heinz Mack, Otto Piene,, Jan J. Schoonhoven, Bernard Schultze, Walter Stöhrer, Antoni Tàpies, Fred Thieler, Jean Tinguely, Hann Trier, Günther Uecker, Max Uhlig , Winfried Virnich, Herman de Vries

Pressetext

only in german

Impulse
Informel und ZERO  in der Sammlung Ingrid und Willi Kemp
Kuratorin: Marie-Luise Otten

Werke von Shusaku Arakawa, Erwin Bechtold, Francis Bott, Peter Brüning, Carl Buchheister, Ulrich Erben, Lucio Fontana, Winfred Gaul, Raimund Girke, Karl Otto Götz, Kuno Gonschior, Gotthard Graubner, Michael Growe, Jochen Hiltmann, Gerhard Hoehme, Ursula Kaechele, Hermann-Josef Kuhna, Heinz Mack, Otto Piene, Jan Schoonhoven, Bernard Schultze, Walter Stöhrer, Antoni Tàpies, Fred Thieler, Jean Tinguely, Hann Trier, Günther Uecker, Max Uhlig , Winfried Virnich, Herman de Vries