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Imi (eigentlich: Wolf) Knoebel, geboren 1940 in Dessau, lebt und arbeitet in Düsseldorf. Er zählt zu den wichtigsten und konsequentesten deutschen Künstlern der Generation nach Joseph Beuys. Sein mittlerweile drei Jahrzehnte umfassendes Werk läßt sich der Richtung eines abstrakten Formalismus zurechnen, doch widersprechen dem spröden kunsthistorischen Begriff eine Vielzahl unterschiedlichster Ausdrucksformen nahezu aller Bildgattungen, die Gleichzeitigkeit geometrischer wie gestisch-expressiver Elemente sowie der üppige Reichtum in der Verwendung von Materialien und Farben.

Knoebels Werk ist geprägt von der Rezeption der russischen Avantgardekunst sowie von den internationalen Strömungen der Minimal Art, des Neokonstruktivismus und der Monochromie. Die Anfänge datieren in die 60er Jahre. Bereits an der Werkkunstschule in Darmstadt legt sich Knoebel zusammen mit seinem Künstlerfreund Rainer Giese (1942-1974) den Künstlernamen IMI zu, eine Mischung aus dadaistischem Logo und ironischer Pop-Geste: Das gleichnamige, in der DDR noch bis in die 80er Jahre gebräuchliche Waschmittel - Garant für kompromißlose Reinheit - dient dem Künstlerduo IMI + IMI als Motto für die radikalen Ansprüche seiner künstlerischen Ideen. 1964 tritt Knoebel in die Klasse von Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie ein. Sein Kunstbegriff ist wie der seiner Freunde und Künstlerkollegen Gerhard Richter, Sigmar Polke oder Palermo von der politischen Aufbruchsstimmung jener Jahre stark beeinflußt. Zu den frühesten, noch in der Studienzeit entstandenen Arbeiten gehört der "Raum 19" (1968), benannt nach seinem Atelierraum an der Akademie. Bei dieser zentralen Arbeit handelt es sich um eine Art dreidimensionales Bild, das die damals vorherrschenden Vorstellungen von einem Gemälde bzw. einer Skulptur konterkariert. Die Arbeit zeigt deutlich Knoebels Interesse an den Bedingungen der Bildentstehung und an der Entgrenzung des Bildes. Hier kreuzen sich die revolutionären Ideen der radikal reduzierten Bildsprache von Kasimir Malewitsch mit den prozessual-plastischen Vorstellungen des Lehrers Joseph Beuys.

In den 70er Jahren löst sich Knoebel von dem rechtwinkligen und überwiegend nichtfarbigen Purismus des Frühwerks. Doch weiterhin überschreitet Knoebel die herkömmlichen Gattungsgrenzen Malerei, Skulptur, Rauminstallation. Es geht ihm um eine harmonische Synthese aller Bildkräfte. Seine Arbeiten sind stets ortsbezogen, allerdings nicht in einem historisch-architektonischen Sinne, sondern vielmehr in rein ästhetischer Absicht. In den polygonalen Farbformen seiner Wandobjekte, die auf der weißen Wand wie in einem grenzenlosen Bildraum zu schweben scheinen - auch hier eine Weiterführung russisch-avantgardistischer Gedanken - verbinden sich Kriterien des Rationalen mit denen des Antirationalen. Im "Genter Raum" (1980) führt Knoebel die Werkideen des "Raums 19" mit denen seiner freien Farbformschnitte zusammen. 461 farbige und nicht farbige Holzplatten unregelmäßgen Zuschnitts ergeben in ihrer Stapelung und Schichtung die Bausteine zu einer zu vollendenden und gleichzeitig vollendeten Bildanordnung, verdichten sich zu einer Metapher des "Kunstmachens".

Die 80er Jahre stehen im Zeichen der intensiven Auseinandersetzung mit den Grundfarben Rot, Gelb, Blau, Weiß - für Knoebel eine Offenbarung innerhalb seines fundamentalen Maiereibegriffs. Das Atelier des Künstlers gleicht einem Laboratorium für Farben, in dem er mit geradezu wissenschaftlicher Akribie die unendlichen Möglichkeiten ihrer Kombination erforscht. Dabei bleibt immer Raum für die freie Assoziation und die Phantasie und nur so können die pastellfarbenen Porträtreihen der 90er Jahre (wie die der "Grace Kelly") gelesen werden. Berechnung und Zufall, Strenge und Zartheit fügen sich in dieser, der Schauspielerin gewidmeten Serie auf das Anmutigste.

Die Ausstellung - die erste große Retrospektive auf das Werk dieses Künstlers überhaupt - spiegelt sämtliche Werkphasen wider. Sie entstand - was Auswahl und Installation betrifft - in enger Zusammenarbeit mit Imi Knoebel und seiner Frau Carmen und ist nach der ersten Station in München in leicht abgewandelter Form auch im Stedelijk Museum in Amsterdam, im IVAM in Valencia, in der Kunsthalle Düsseldorf und im Musée de Grenoble zu sehen.

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Imi Knoebel
Retrospektive 1968-1996