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Unser fünfjähriges Galerie-Jubiläum möchten wir mit der von Ludwig Seyfarth kuratierten Ausstellung „Imaginäre Realitäten“ feiern. Wir freuen uns, Sie zur Eröffnung am Freitag, den 16. September ab 19 Uhr zu begrüßen.

Die Ausstellung "Imaginäre Realitäten" führt in die Grenzbereiche zwischen Wirklichkeit und Fiktion, die gerade heute auf viele Künstler wieder eine anhaltende Faszination ausüben. In bewusster Distanz zur nostalgischen Weltflucht einer vermeintlichen „neuen Romantik“ sowie zum gepflegten „Leipziger“ Ennui eines utopielosen Medienzeitalters werden künstlerische Positionen vorgestellt, die auch heute noch „Fiktion und Illusion als produktive Kraft“ begreifen, wie es im Untertitel des Buches „Imaginäre Realitäten“ von Jurgis Baltrusaitis heißt.

Zeichnung, Malerei, Fotografie, Video, Animation, Installation – mit unterschiedlichsten Medien, die oft auch parallel zum Einsatz kommen, werden verschiedene Ebenen der Wirklichkeit evoziert. Die historischen Bezüge, beispielsweise zur Epoche der Romantik, führen stets in die Gegenwart zurück und zu der Frage, welche Möglichkeiten die künstlerische Phantasie innerhalb des heutigen Überangebots vorfabrizierter medialer Realitäten überhaupt noch hat.

Die an Baumstämme oder Äste erinnernden Gebilde, die John von Bergen (1971) akribisch zu Papier bringt, entspringen nur teilweise der Beobachtung realer Objekte. Konkrete Assoziationen, etwa an gentechnisch geklonte Materie, bleiben in der Schwebe, denn die suggestive Verwandlung der Materie erfolgt im wesentlichen durch die Überführung in den Zeichenstrich.

Julia Oschatz (1970) spielt auf unterschiedlichen Ebenen mit der Projektion menschlicher Gefühle in die Natur. Ein Wesen mit Tierkopf und Menschenkörper taucht in unterschiedlichsten Naturszenarien auf, die Oschatz auf Gemälden, Zeichnungen oder in Videofilmen erscheinen lässt, bei denen sie Animation und Realfilm miteinander kombiniert. Es entsteht eine komprimierte Projektionsfläche für alles, was Klischeevorstellungen des Romantischen nähren könnte.

Michael Kunzes (1961) detailreiche Gemälde verbinden verschiedene Zeiten und Räume zu einer vielschichtigen bildlichen Imagination, in der nicht nur verschiedene Epochen der Kunstgeschichte, sondern auch Elemente verschiedener Computerspiele wie in einer Echokammer aufscheinen.

Lina Kim (1965) stellt bühnenhafte Szenerien her, die das Alltägliche in eine surreale Scheinwelt umkippen lassen. Wie bei Jean Cocteau oder René Magritte erscheint der Spiegel als Symbol des Übergangs in eine andere Realität, als Grenze zwischen psychischem und physischem Raum, die durch die reflektierende Projektion unauflöslich ineinanderfallen.

Bei Nedko Solakov (1957) dienen die Stilmittel des Phantastischen auch einer subtilen Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen und Gewohnheiten. In den „Romantic Landscape with Missing Parts“ nimmt Solakov die stereotypen Wahrnehmungsmuster der Natur im wahrsten Sinne des Wortes auseinander, was man auf den ersten Blick aber oft nicht bemerkt.

Pressetext

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Imaginäre Realitäten
kuratiert von Ludwig Seyfarth

mit John von Bergen, Lina Kim, Michael Kunze, Julia Oschatz, Nedko Solakov