press release only in german

Anlässlich des zehnjährigen Bestehens von Museum Schloss Moyland setzen sich zwölf international renommierte zeitgenössische Klang- und Lichtkünstler (USA, Japan, Deutschland, Frankreich, Spanien) erstmalig mit der Museumssammlung und deren Präsentation auseinander. Die Ausstellung Im Auge des Klangs I – The Eye of Sound I beinhaltet in insgesamt 17 Räumen des Schlossgebäudes eigens dafür entwickelte temporäre Arbeiten, die auf subtile Weise akustisch und visuell Irritationsmomente bewirken und dadurch das Bestehende auf völlig neue Weise erfahrbar machen. Sie sind künstlerische Intervention und Referenz zugleich.

Die Klang- und Lichtinstallationen der KünstlerInnen nehmen sowohl Bezug auf die architektonischen Besonderheiten des Gebäudes als auch auf verschiedene Exponate und Künstler der Sammlung – allen voran Joseph Beuys, der mit der Neudefinition des Skulpturbegriffs richtungsweisend für das Vordringen in immaterielle und akustische Bereiche war. Somit markiert jede der gezeigten Installationen eine ganz persönliche, für das eigene künstlerische Werk spezifische Position und eröffnet dem Hörbetrachter noch unbekannte Perspektiven auf das Museum Schloss Moyland und seine Sammlung.

Teil der Ausstellung Im Auge des Klangs I – The Eye of Sound I ist ein Musikfestival in der Reihe selten gehört SPEZIAL, bei dem zeitgebundene Werke der Ausstellungsteilnehmer konzertant präsentiert werden, ergänzt durch weitere wichtige künstlerische Positionen in der Auseinandersetzung mit Klang und Licht. Begleitend zur Ausstellung finden außerdem Künstler-Workshops von Ralf Schreiber und Erwin Stache statt.

Der Ausstellungskatalog erscheint zum Musikfestival Mitte August. Er umfasst 96 Seiten, Texte von Bettina Paust, Stephan Froleyks und Elodie Evers, Kurzbiografien der Künstler sowie zahlreichen Abbildungen der Installationen und eine Audio-CD, auf der ebenfalls alle Arbeiten erfasst sind.

Liste der teilnehmenden KünstlerInnen und deren Werke:

Maria de Alvear Utopias Básicas, 2007 Joseph Beuys Eurasienstab, 1968 Capri Batterie, 1985 Ja Ja Ja Ja Ja, Nee Nee Nee Nee Nee, 1968 Alvin Curran Gardening with John, 2005 Marianne Greve Zweigungen mit Tontauben, 2007 Christina Kubisch The Voice, 2007 Ronald Kuivila Castle, with Brothers, 2007 Skewed Lines, 2007 Benôit Maubrey Audio Suitcases, 2004/2007 Andreas Oldörp Bei Beuys / Erste Hilfe, 2007 Tony Oursler Director, 1994 Stefan Schneider Erweiterter Andachtsraum, 2007 Ralf Schreiber Living Particles # 51, 2007 Erwin Stache Saitenschaukeln, 2005/2007 Saiten-Klang-Matrix, 2007 Miki Yui Steps, 2007

Kurzbiografien der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler

Maria de Alvear (E )
wurde 1960 in Madrid geboren. Seit 1980 lebt sie in Köln, wo sie bei Mauricio Kagel Neues Musiktheater studierte. Maria de Alvear ist Komponistin und Interpretin (Klavier, Gesang). Bekannt wurde sie mit Orchesterwerken wie Sexo und World, Vagina für Stimme und Ensemble oder Raices für Stimme und Ensemble. Ihre Werke, neben Instrumental- und Vokalkompositionen auch Klanginstallationen und Videoarbeiten, wurden vielfach in europäischen Rundfunkanstalten und auf verschiedenen Festivals aufgeführt und gezeigt, etwa auf der Biennale in Venedig, den Donaueschinger Musiktagen oder dem Festival Frau Musica (nova) in Köln. Weitere Informationen unter: http://www.mariadealvear.com/

Joseph Beuys (D)
(geboren 1921, gestorben 1986 in Düsseldorf) ist einer der wichtigsten deutschen Künstler der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sein vielschichtiges und umfangreiches künstlerisches Werk umfasst Arbeiten auf Papier, Plastiken, Installationen, Aktionen und Multiples und sein theoretisches Konzept der Sozialen Plastik. Auf der Basis seiner Erweiterung des Kunstbegriffs und seiner Plastischen Theorie führte Beuys künstlerisches Denken und Handeln weit über traditionelle Vorstellungen hinaus. Sein Ziel, durch Kunst gesellschaftliche Veränderungen im Sinne seiner Sozialen Plastik zu bewirken, in deren Mittelpunkt der Mensch steht, suchte er auch mit Gründungen wie der Deutschen Studentenpartei oder Free International University zu verwirklichen. Darüber hinaus ist sein Werk gekennzeichnet durch medienübergreifendes künstlerisches Arbeiten und Agieren und damit auch eines der wichtigen Motoren für die zeitgenössische Kunst.

Alvin Curran (USA)
wurde 1938 in Providence, Rhode Island, geboren. Er lernte früh Klavier und Posaune, wuchs auf mit Marschkapellen, synagogalen Gesängen, Jazz und der Tanzkapelle seines Vaters. Komposition studierte er bis 1963 bei Elliott Carter an der Yale School of Music und in Berlin. Von 1966 bis 1971 war er Mitglied des Improvisationensembles Musica ElettronicaViva in Rom. Dort wurde Giacinto Scelsi sein Freund und Mentor. Von 1991 bis 2006 war Curran Milhaud-Professor für Komposition am Mills College in Oakland, Kalifornien. Seine Kompositionen wurden international aufgeführt, produziert und gesendet. Auszeichnungen und Stipendien erhielt Alvin Curran u.a. durch den DAAD und die Guggenheim Foundation. Weitere Informationen unter: http://www.alvincurran.com/

Marianne Greve (D)
absolvierte nach einem Studium der Biologie ein Studium der freien Kunst an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg. Seit 1978 entstehen Arbeiten in Grenzgebieten zwischen bildender Kunst, Musik und Biologie, seit 1982 auch Rauminstallationen. Bereits in den 1980er Jahren inszenierte sie von Tieren (z.B. Stachelbeerqualle, Salinenkrebse oder Kaulquappen) geschaffene Kompositionen. Von 1998 bis 2000 schuf sie als EXPO-Projekt den Eine-Erde-Altar in der Eine-Welt-Kirche, Schneverdingen/Niedersachsen. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen, Privatsammlungen, Museen und öffentlichen Institutionen vertreten.

Christina Kubisch (D)
gehört zur ersten Generation der Klangkünstler. Die ausgebildete Komponistin hat zur Umsetzung ihrer Installationen unter anderem Techniken wie die magnetische Induktion künstlerisch weiterentwickelt. Seit 1986 tritt in ihren Arbeiten das Licht als gestalterisches Element zur Arbeit mit Klang hinzu. In ihrem künstlerischen Werk sind die Entdeckung des Klangraumes und der Dimension der Zeit in den visuellen Künsten einerseits und die Neubestimmung des Verhältnisses von Material und Form in der Musik andererseits von großer Bedeutung. Mit ihren Arbeiten ist sie international auf Ausstellungen und in privaten wie musealen Sammlungen vertreten. Seit 1994 ist sie Professorin für Plastik/Audiovisuelle Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken. Christina Kubisch lebt in Berlin und Saarbrücken. Weitere Informationen unter: http://www.christinakubisch.de/

Ron Kuivila (USA)
wurde 1955 in Boston geboren und lebt heute in New York. Er gehört zu den ersten Klangkünstlern, die in Live-Performances mit Ultraschall und Sampling arbeiteten. Seine Klanginstallationen basieren auf ungewöhnlichen instrumentalen und elektro-nischen Selbstbauinstrumenten und der eigenen Entwicklung oder Modifikation elektronischer Geräte. In den letzten Jahren arbeitet er bevorzugt mit musikalischen Algorithmen, Sprachsynthese und besonderen Starkstromphänomenen. Kuivila hatte zahlreiche Aufführungen und Installationen in den USA, Kanada und Europa, er arbeitete u.a. zusammen mit Anthony Braxton, Nicolas Collins und Merce Cunningham. Ronald Kuivila ist Professor an der Wesleyan University.

Benoît Maubrey (F)
wurde 1952 in Washington/DC geboren und lebt seit 1980 in Berlin, wo er DIE AUDIO GRUPPE gründete – eine Künstlergruppe, die mit mobilen, multi-akustischen Skulpturen im öffentlichen Raum auftritt. Dabei handelt es sich um elektronische Kleidung, so genannte Audio-Uniformen, die in der Interaktion mit ihrer Umgebung Töne erzeugen. Uniforme oder ortstypische Kleidungsstücke, z.B. Berufskleidung, wird mit elektronischem Equipment kombiniert und von Darstellern getragen, die durch die „sprechenden Kleider“ mit dem Publikum kommunizieren. Seit 1985 führt Maubrey seine ortspezifischen Performances auf internationalen Festivals und Konferenzen auf, u.a.: ARS ELECTRONICA, (Linz, Austria), ISEA (Chicago, Sydney, Helsinki), Intercommunication Center NTT-ICC (Tokio), SONAMBIENTE (Berlin). Weitere Informationen unter: http://home.snafu.de/maubrey/

Andreas Oldörp (D)
wurde 1959 in Lübeck geboren und studierte in Hamburg Kunst und Philosophie. Von der Objekt- und Installationskunst kommend, beschäftigt er sich mit den Wechselwirkungen von Klang und Raum. Seit 1988 entwickelt er für Innen- und Außenräume Klanginstallationen und -skulpturen mit konstanten Klängen, die komplexe und räumlich-variable Klanggewebe erzeugen. Dabei verwendet er Orgelpfeifen, die durch ein gläsernes Luftleitungssystem verbunden sind oder Singende Flammen, bei denen butan- oder wasserstoffbetriebene Brenner die Luftsäulen in Glaszylindern zum Schwingen bringen. Zahlreiche seiner Arbeiten finden sich in Privatsammlungen, Museen und im öffentlichen Raum. Weitere Informationen unter: http://www.oldoerp.de/

Tony Oursler (USA)
wurde 1957 in New York geboren. Er studierte am Rockland Community College, Suffern, New York, und am California Institute for the Arts, Valencia. Seit 1992 arbeitet er bevorzugt mit Stoffpuppen, auf deren Köpfe er per LCD-Projektion reale Gesichter projiziert. In seinem künstlerischen Schaffen verbinden sich Video, Skulptur, Film, Performance, Zeichnung, virtuelle Technologie und physische Realität. Künstlerisch von besonders großer Bedeutung ist seine Auseinander-setzung mit der Mediengesellschaft und daraus resultierend die Thematisierung von Realitäten und Fiktionen. Oursler wurde in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Vertreter der amerikanischen zeitgenössischen Kunst. Er lehrt am Massachusetts College of Art in Boston. Weitere Informationen unter: http://www.tonyoursler.com/

Stefan Schneider (D)
wurde 1961 in Düsseldorf geboren. Er studierte visuelle Kommunikation an der FH Krefeld und wechselte dann an die Kunstakademie Düsseldorf, wo er von 1987 bis 1993 bildende Kunst mit Schwerpunkt Fotografie studierte. Als Musiker und Mitglied von to rococo rot, gemeinsam mit Robert und Ronald Lippok, veranstaltete er etwa 400 Konzerte in Europa und den USA und war an der Produktion mehrerer CDs beteiligt. Er komponierte Filmmusiken und Hörstücke für den Bayrischen Rundfunk. Stefan Schneider ist auch unter dem Namen Mapstation bekannt – ein Soloprojekt, das er 2000 ins Leben rief und mit dem er international auftritt. Weitere Informationen unter: http://www.mapstation.de/

Ralf Schreiber (D)
studierte von 1993 bis 2002 an der Kunstakademie Münster und der Medienkunst-hochschule Köln. Seit 1999 arbeitet und experimentiert er mit einfachen analogen, elektronischen Schaltungen und baut mit diesen Miniaturroboter, die sich über Solarzellen mit Energie versorgen und autonom arbeiten. Schreibers Objekte er-zeugen leise, variable Klänge und kleinste Bewegungen, die auf unterschiedliche Art und Weise präsentiert werden. Parallel zu seiner künstlerischen Arbeit gibt er regel-mäßig Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene im musikalischen Roboterbau, wie auch anlässlich der Ausstellung im Museum Schloss Moyland. Weitere Informationen unter: http://www.ralfschreiber.com/

Erwin Stache (D)
Erwin Stache wurde 1960 in Schlema bei Aue geboren. Von 1977 bis 1980 studierte er Physik und Mathematik an der Leipziger Universität, daneben erhielt er Klavier- und Orgelunterricht. Sein erstes elektronisches Musikinstrument baute er 1975 – einen eigenständigen Synthesizer. Seit 1985 lebt er freiberuflich als Musiker, Instrumenten- und -Klangobjektbauer, Komponist und Erfinder in Beucha bei Leipzig. Er arbeitet mit freien Theatergruppen, Tanzgruppen, Instrumentalisten und Poeten zusammen und tritt bei zahlreichen internationalen Festivals auf. Weitere Informationen unter: http://www.erwin-stache.de

Miki Yui (J )
wurde 1971 in Tokio geboren und studierte von 1995 bis 2002 an der Kunstakademie Düsseldorf und der Kunsthochschule für Medien in Köln. Sie arbeitet als Künstlerin und Komponistin an ihrem Projekt small sounds – Umwelt und akustische Wahrnehmung in den Bereichen Installation, Zeichnung und Musik. Kontinuierlich ist sie mit Konzerten und Projekten sowie auf Ausstellungen in Europa und Japan vertreten. Die zuletzt produzierte CD small sounds meet small music realisierte sie 2006 gemeinsam mit Rolf Julius. Miki Yui erhielt mehrere Stipendien und Kunstpreise, u.a. den Produktionspreis des WDR sowie den Förderpreis für Bildende Kunst der Kunststiftung NRW. Weitere Informationen unter: http://www.mikiyui.com/

only in german

Im Auge des Klangs I – The Eye of Sound I
Musikfestival am 18.08.2007
Kuratoren: Bettina Paust, Stephan Froleyks

mit Maria de Alvear, Joseph Beuys, Alvin Curran, Marianne Greve, Christina Kubisch, Ronald Kuivila, Benoit Maubrey, Andreas Oldörp, Tony Oursler, Stefan Schneider, Ralf Schreiber, Erwin Stache, Miki Yui