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Diagonales : son, vibration et musique dans la collection du Centre national des arts plastiques ist eine Veranstaltung des französischen CNAP, in Zusammenarbeit mit zwanzig Kunstinstitutionen aus Frankreich, Belgien und Luxemburg. Die Ausstellung Illogical thoughts... präsentiert Toninstallationen von drei Künstlern, die sich mit dem Wort und den oft von diesem hervorgerufenen unlogischen Gedankengängen beschäftigen.

Die Ausstellung Illogical thoughts…, die im Rahmen von Diagonales, einer des französischen Centre national des arts plastiques in Zusammenarbeit mit zwanzig Kunstinstitutionen aus Frankreich, Belgien und Luxemburg realisierten Veranstaltungsreihe gezeigt wird, präsentiert drei eigens konzipierte Toninstallationen von Künstlern unterschiedlicher Disziplin (Performance, Bildende Kunst und musikalische Komposition), die sich mit dem Wort und den oft von diesem hervorgerufenen unlogischen Gedankengängen beschäftigen.

Ihr Interesse setzt sich um in einer Montage unzusammenhängender stimmlicher Fragmente, sich windender Erzählungen oder der Rolle, die „unübersehbare Widersprüchlichkeiten spielen, die entweder stolz akzeptiert oder verschämt versteckt werden, indem man dann in wilden Gedankensprüngen und Abschweifungen vom Hölzchen zum Stöckchen kommt.” (Antoine Defoort) Der Titel der Ausstellung bezieht sich einen der berühmten Sentences on Conceptual Art (1969) von Sol LeWitt: „Irrational thoughts should be followed absolutely and logically” und verweist auf das Spiel mit Logik und Unlogik, das sich in diesen Werken entfaltet.

Die musikalische Praxis von Pierre-Yves Macé ist geprägt von der besonderen Aufmerksamkeit, die er der Verräumlichung der Klänge sowie dem gesprochenen und dem geschriebenen Wort beimisst. Fivefold Bind (2010), die für die Ausstellung Illogical Thoughts… konzipierte Klanginstallation, entstand als Folge dieser Forschungen. Sie besteht aus einer Reihe von fünf unabhängig voneinander funktionierenden Lautsprechern, die für fünf, im musikalischen Sinne, „Stimmen”, stehen und die in einem Halbkreis auf einen zentralen Hörpunkt hin orientiert sind. Ausgangspunkt dieser Arbeit ist eine Reihe kurzer Ausschnitte aus Anleitungsvideos für Hobbyhandwerker: wie baut man ein Möbelstück zusammen, wie repariert man ein Auto, wie kocht man Erdbeermarmelade... Aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gerissen, reihen sich diese Aufforderungen in eine Komposition, die sie untereinander auf paradoxe Weise verknüpft, so dass der Zuhörer sich „widersprüchlichen Befehlen” ausgesetzt sieht, wie dies im Prinzip des „Double-Bind” geschieht. Dieser Begriff aus der Kommunikationswissenschaft bezeichnet die Aussage einer oder mehrerer sich widersprechender Informationen. Die Wortfragmente verbinden sich außerdem mit „Klangaktionen” die sich mehr oder weniger deutlich erkennen lassen (Kratzen auf einer Oberfläche, Klopfen, Schlagzeug...) So entsteht, wie der Künstler betont, ein komplexer Dialog zwischen diesen beiden Klangregistern: „Der Zuhörer wird gleichzeitig zu einer bestimmten Aktion aufgefordert wie er ihrer entbunden wird durch die Tatsache, dass sie sich von selbst zu erledigen scheint - mit dem Unterschied zwischen dem Wort und seiner konkreten klanglichen Umsetzung.”

Seien es Klangstücke oder Bild/Ton-Installationen, die Werke von Marcelline Delbecq räumen der Erzählung einen zentralen Platz ein. Die Künstlerin verbindet Bilder und Erzählungen, die sie nach der Idee sich fortpflanzender Gedankengänge im Raum verteilt. Für die Ausstellung Illogical Thoughts... präsentiert Marcelline Delbecq Fragmente eines noch unabgeschlossenen Werkes mit dem Titel West, für welches zwölf unterwegs in den USA aufgenommene Fotografien den Ausgangspunkt bilden für Erzählungen, in denen ein durch die Vereinigten Staaten fahrender Schriftsteller seine Recherche über den amerikanischen Autor Nathanael West beschreibt. Die drei Erzählungen, die in der Installation Trilogy (West IV, V, VI) versammelt sind, folgen dem Autor in seinen Ortswechseln, in seinen Träumen, in seinen Gedanken. „Der Betrachter dieser drei Abzüge, der mit seinem Blick in sie eindringt, ist eingeladen, literarischen Miniaturen zu lauschen, die mit lauter Stimme vorgetragen werden und Legenden und Hirngespinste eines Amerikas zwischen Wirklichkeit und Erfindung darstellen. Gewiss, dies mag ein Echo auf die Bilder sein, es ist aber mehr noch ein Echo auf die Einbildungskraft der Zuhörer selbst,” so Marcelline Delbecq. In Verbindung mit musikalischen Phrasen und Klängen, die in Zusammenarbeit mit dem Bureau de Son entstanden, d.h. mit dem Geräuschkünstler Nicolas Becker und dem Musiker Benoit Delbecq, kombinieren die drei Erzählungen zwei Stimmebenen: die Stimme einer Erzählerin wechselt sich mit der Stimme eines Mannes ab, die dem Protagonisten auf der Suche nach Elementen für seinen Roman zu entsprechen scheint.

Antoine Defoort arbeitet gewöhnlich im Bereich der Performance, die er als „Raum” versteht, in dem er verschiedene Kunstformen (Video, Musik, Installation, interaktive Elemente, Schrift...) sowie verschiedene Empfindsamkeiten zusammenführen kann. In seiner grotesken Welt verbindet er Techniken des Kunsthandwerks mit Bezügen zur Musik, zur Wissenschaft und zum Film ebenso wie Zweckentfremdung von Gegenständen, Codes und Begriffen. Aus diesen Verbindungen ergeben sich mitunter gewundene Erzählungen, Unfälle, die er „mit offenen Armen willkommen heißt” und die von Defoort so inszeniert werden, dass strenge Logik und absurde Poesie auf harmonische Weise miteinander verbunden werden. Die Sprache, gesprochen oder geschrieben, wie auch die Musik sind die wesentlichen Ausdrucksformen seiner Arbeit. Mit ihnen stellt er seine Querverbindungsspiele an, bei denen er Dinge zusammenführt und Übertragungen anstellt, die, wenn sie auch auf den ersten Blick keinen Sinn machen, dennoch eine gewisse Logik haben. „Man könnte sagen, ich machte Sammlungen von Querverbindungen, d. h. wenn Sie so wollen, QuerverSammlungen.”

Die Installation mit dem Titel EYESCLOSEDEYESOPENEYESCLOSEDEYESOPENEYESCLOSEDEYESOPEN (2010), die er für die Ausstellung Illogical Thoughts... produziert hat, bringt, nach dem Muster unaufhaltsamen Redeflusses, verschiedene Bedeutungsebenen zusammen - klangliche und visuelle Diskurselemente, grafische Wandmalereien... - die der Betrachter mithilfe einer Vorrichtung, bestehend aus einer Videobrille und einer Webcam, erleben kann. Indem Textinformationen in Livebilder geblendet werden, sieht sich der Zuschauer mithilfe dieser Vorrichtung in eine „gesteigerte Wirklichkeit versetzt, Version 1.0.1., bei der sich die Wirklichkeit an ihrem Bild reibt. EYES CLOSED und EYES OPEN”.

Parallel zur Ausstellung Illogical thoughts… werden Videoarbeiten aus der Mudam Sammlung und des CNAP im Auditorium des Museums gezeigt. Jedes dieser Videos hat gewisse Überschneidungen von Musik und Krach zum Inhalt. In Percussions graphiques (2006), des algerischen Künstlers Yazid Oulab (1958), sieht man die Hand des Künstlers in schnellem Rhythmus mit einem Zimmermannsbleistift ein Blatt Papier mit Strichen bedecken. Der heilige Singsang der Sufis zur Nachtwache, „Leï-la”, begleitet die meditative Handlung. La Courtisane (2003) des Schweizers Denis Savary (1981) spielt mit der Widersprüchlichkeit der Bilder und dem Zusammenprall der Töne und zeigt einen Drehleierspieler vor dem Hintergrund einer Cross-Piste, auf der Motorräder ihre Runden drehen. In La Marche Turque (2006) des libanesischen Künstlers Ziad Antar (*1978) spielen zwei Hände das berühmte Stück Alla Turca von Mozart auf einem stummen Klavier und reduzieren es auf den Rhythmus eines militärischen Marsches.

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ILLOGICAL THOUGHTS…
Im Rahmen von
"Diagonales: Son, Vibration et Musique dans la Collection du Centre National des Arts"
Kuratoren: Sebastien Faucon, Christophe Gallois

Künstler: Antoine Defoort, Marcelline Delbecq, Pierre-Yves Mace