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Die Ausstellung "Ich glaube du bist dran" initiiert von dem jungen Wiener Künstler Constantin Luser entwirft ein Empfinden aktueller Ungewissheiten und Irritationen, das sich kritisch mit der Medienkunst auseinandersetzt. Die Zusammenhänge zwischen Kunst, Gesellschaft und Industrie untersuchend hat Luser die Kollegen Jan Pilgaard/ DK, Johnny Barrington/ UK und ila/ A eingeladen, sich mit ihren Arbeiten an der Konzeption der Ausstellung zu beteiligen.

Luser entwirft in seinen spontanen Zeichnungen grundlegende Konzepte und Gedankenprotokolle, die auf dem Papier oder direkt auf der Wand entstehen und in ihrem (Outline) Stil an am Computer entworfene Konstruktionspläne eines Industrieprodukts erinnern. Einzelne Bildausschnitte werden in maßstabsveränderten Nebenskizzen hervorgehoben, während die beigefügten Beschriftungen wiederum neue Assoziationswege und Gedankensprünge evozieren. Bei Lusers Installationen handelt es sich um freie Transformationen des Mediums der Zeichnung in den 3dimensionalen Raum. Das Funktionale und Konstruierte weicht dem Fiktionalen und Imaginären, und eine eigenständige wie phantastische Parallelwelt entsteht. Der Schotte Johnny Barrington nimmt in seinen Videos "Pregnant Cows" und "Gulls" die dem menschlichen Betrachter fremdartig erscheinenden Kommunikationsformen von Tieren zum Motiv. Was auf den ersten Blick einer Dokumentation gleicht, vollzieht allerdings einen sukzessiven Wandel innerhalb der Bilderzählung, an dessen Ende die verstörte Irritation und das Mißverständnis der menschlichen Projektion gegenüber der Tierwelt steht. Jan Pilgaards Interesse gilt dem Medium der Erzählung, das er auf seine gewohnte Funktion als Konstrukt von Bedeutung untersucht. Seine Videoarbeiten spielen mit den verschiedenen Ebenen des Dokumentarischen, Fiktiven und Performativen, um eine spannungsreiche Beziehung zwischen Persönlichen/ Individuellen, Sozialen/ Kollektiven aufzubauen. Einer tendentiellen Auflösung und Zerstreuung der Handlungen in seinen Videos wirkt er allerdings mit seinem konzentrierten Blick auf das Medium und die Form der Erzählung entgegen.

Ila installierte für sein jüngstes Projekt "Call Wood" ein autark funktionierendes Telefon im Regenwald, welches vom Stadtmenschen angewählt werden kann, um sein Bedürfnis nach einer akkustischen Rezeption von Natur zu stillen. Doch bleibt ein absurder Widerspruch. "Ich glaube, Du bist dran" ist als ein offenes System konzipiert, und entwickelte sich prozesshaft innerhalb von sechs Tagen. Die vier Künstler verbrachten diese Zeit zumeist in den Räumen der Galerie zum gemeinsamen Projezieren von Ideen, den Möglichkeiten ihrer Umsetzung und Herstellung bis hin zum tatsächlichen Ausstellungsaufbau. Der Prozess resultierte in einem Film, dokumentierenden Fotografien und in der Präsentation einiger insbes. für den Film benötigter Requisiten sowie in verschiedenen Wandmalereien, Skulpturen und von Luser resumeeartig angefertigten Zeichnungen auf Papier. Die einzelnen Ausstellungsobjekte dienen als Projektions- und Assoziationsflächen für das Geschehene, Faktische aber auch für die verschiedenen Emotionen und Zweifel des internationalen Künstlerteams, und so scheint die Ausstellung partiell den Charakter eines Tagebuchs anzunehmen.

Auffallend ist das wiederkehrende Thema der Krankheit. Das Weiß des Ausstellungsraums wird zu dem anonymen Weiß von Krankenhauszimmern im Kontext des Handlungsortes des Films. "Ich glaube, du bist dran" integriert körperliche wie psychische Krankheit, Heilung, "Wahnvorstellungen" und nervliche Erschöpfung in das alltägliche Spiel, auf das dieser Ausstellungstitel rekuriert - und stellt somit ein Ausdruck von Widerstand gegen die Reibungslosigkeit eines funktionierenden Systems dar.

Constantin Luser entwickelte ein vergleichbares Konzept für eine Künstlerteamausstellung im Sommer 2003 in der Galerie Christine König und ist aktuell in der Ausstellung "Kontext, Form, Troja (Junge Szene)" in der Secession in Wien zu sehen.

Constantin Luser: geb. 1976 in Graz; lebt und arbeitet in Wien und Graz; 1999 Diplom Industrial Design, Fachhochschule Graz; bis 2003 Universität für Angewandte Kunst Wien, Visuelle Medien bei Brigitte Kowanz und Renee Green

Johnny Barrington: geb. 1977 Inverness; lebt und arbeitet in Glasgow und Isle of Skye/ Schottland; 1998- 2002 Glasgow School of Art Jan Pilgaard: geb. 1973 in Mejrup/ DK; lebt und arbeitet in Gothenburg; 2000- 2004 School of Photography and Film, HFF, Gothenburg; 2002- 2003 Universität für Ange-wandte Kunst Wien/ A; 1999- 2000 Aarhus School of Photography/ DK

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