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Eröffnung: 2011-06-24, 6-9 pm

Campagne Première stellt in der diesjährigen HORS D'OEUVRE Ausstellung Video- und Filmarbeiten von Noa Gur und Christoph Girardet vor.

Noa Gurs Video Staircase Flesh zeigt in einer Boden-Projektion eine Flüssigkeit, die sich auszubreiten scheint. Die Pfütze reflektiert zunehmend Bruchstücke eines sich verändernden Bildes. Nach einigen Sekunden gefriert die Lache und der Betrachter kann für einen kurzen Moment auf das entstandene Bild starren: Eine unbekleidete Frau steigt eine durchsichtige Treppe hinab. Gur provoziert den indiskreten Blick und erzeugt eine Spannung zwischen dem Offenen und dem Verborgenen und verführt den Betrachter, die nicht sichtbaren Fragmente in der eigenen Vorstellung zu Ende zu denken. Ihre Arbeit beschreibt dabei eine zweifache Handlung: Die Art und Weise, wie wir den menschlichen Körper als eine Einheit und eine Bewegung in ihren Einzelteilen wahrnehmen.

Noa Gurs Window Blind weckt Assoziationen an eine alltägliche Erfahrung: Licht- und Schattenspiele vorbeifahrender Autos, die sich im Dunkeln an der Zimmerwand und -decke beobachten lassen. Auch diese Arbeit bewegt sich zwischen Zeigen und Verhüllen, wobei sie filmische Bilder mit den unbewussten Bildern und Geräuschen verknüpft, die man in einem dunklen Raum wahrnehmen kann. Gur arbeitet auch hier mit sich wiederholenden Elementen, indem sie eine Wand zeigt, die auf eine (Galerie) Wand projiziert wird, indem sie eine Bewegung als eine Bewegung zeigt und einen (Fenster) Rahmen in einem Rahmen.

Christoph Girardets 60 SECONDS zeigt 60 Bilder von Armbanduhren in 60 filmischen Sequenzen, in denen Zeit gleichzeitig linear und dekonstruiert ist. „Den Punkt, an dem Zeit variabel wird, visiert Girardet mit Zeitlupe, Zeitraffer, Rücklauf, Wiederholung unentwegt an, verdichtete Zeit, gestreckte Zeit, entsprechend den Zeiten der Erinnerung, der konzentrierten Betrachtung, des Traums, die alle nicht dem Terror des Chronometers gehorchen.“ (Michael Girke in: Christoph Girardet, A Stolen Life, Found Footage 1991 - 2003). Girardet bedient sich der Montage, um die Zeit in ihrem Fluss zu zeigen und unterstreicht, dass Zeit nichts Natürliches hat. Ihr Entstehen verdankt sie dem Hang des Menschen zur Ordnung.

Girardets HALF SECOND HAND zeigt das Bild einer sich in die Erde klammernden Hand. In einem beständigen Schnitt-Rhythmus von einer halben Sekunde wird ein Bruchteil der Einstellung wiederholt, nach jedem Schnitt um 90 Grad im Uhrzeigersinn gedreht und gespiegelt. Die schnelle Rotation bewirkt eine Richtungslosigkeit der Geste, ein zwanghaftes Greifen und Abrutschen um eine in der Hand zerrinnende Erde, welche dadurch wie eine skulpturale, dreidimensionale Form erscheint.

Noa Gur (Tel Aviv, 1980) hat an der Bezalel Academy of Art, Jerusalem (Bachelor of Fine Art) und an der Kunsthochschule für Medien Köln (Master of Fine Art) studiert. Sie gewann das Stipendium Kunst Im Tunnel (KIT), Düsseldorf (2009), das DAAD Stipendium (2008-10) und das Sharett Stipendium, America - Israel Cultural Foundation (2004). Ihre Beteiligungen an Gruppenausstellungen waren zu sehen in der Kunsthalle Düsseldorf, dem Herzliya Museum of Contemporary Art und der Bundeskunsthalle, Bonn. Arbeiten von ihr sind in internationalen Kunstsammlungen wie der Sammlung Goetz, München, und Wendy Fischer, London, vertreten. Sie lebt und arbeitet in Köln und Tel Aviv.

Christoph Girardet (Langenhagen, 1966) hat an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig studiert (Meisterschüler 1994). Seit 1989 umfasst seine Arbeit Videos und Videoinstallationen, seit 1994 auch in Zusammenarbeit mit dem Videokünstler Volker Schreiner und seit 1999 mit dem Filmemacher Matthias Müller. Er beteiligte sich an Gruppenausstellungen in bedeutenden Institutionen wie dem Stedelijk Van Abbemuseum, Eindhoven, dem P.S.1 Contemporary Art Center, New York, und dem Hirshhorn Museum, Washington. Einzelausstellungen fanden unter anderem im Kunstverein Hannover, der Sean Kelly Gallery, New York, und der Kunsthalle Bielefeld statt. Präsentationen wurden auf bedeutenden Filmfestivals weltweit gezeigt. Seine Arbeiten befinden sich im Besitz verschiedener öffentlicher und privater Sammlungen wie dem Centre Pompidou, Paris, Hirshhorn Museum, Washington, Filmmuseum Amsterdam und Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg. Im Jahr 2000 erhielt Girardet das Stipendium des International Studio and Curatorial Program in New York und 2004 das Villa Massimo Stipendium in Rom. Er lebt und arbeitet in Hannover.

Für weitere Informationen oder Bildmaterial kontaktieren Sie uns bitte telefonisch oder per E-Mail: Campagne Première, Kristina Bewersdorff Tel. +49.30.40054300, E-Mail: bewersdorff@campagne-premiere.com

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Hors d´oeuvre III
Christoph Girardet, Noa Gur