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Die Bausätze, mit denen Wiegand sich seit 20 Jahren beschäftigt, umfassen alle Skulpturen mit flexiblen Einzelelementen. "(...) Sie bieten prinzipiell die Möglichkeit, Konstellationen zu variieren. Zeitgenössisch anthropomorphe Raumpiktogramme von archaischer Magie und archetypischer Kraft sind die entsprechend mit dem Titel Bausatz bezeichneten Einzelskulpturen.

Auf freie Aufstellung und Rundumansicht angelegt, entfalten die kompakten, monumentalen Raumsetzungen in spielerischer Leichtigkeit ihre spröde Eleganz. Im Mit- und Gegeneinander weniger Einzelelemente, einem diagonalbetonten Stützen und Verkeilen, Durchkreuzen und Durchdringen entwickelt sich ein in seiner faktischen Statik dynamisiertes, einfaches aber beziehungsreiches Spannungsgefüge im Raum. Die konstruktive Klarheit des tektonischen Gerüstskeletts klingt vielfach in weichen Rundungen und Bogenschwüngen aus. Wobei eingesägte Durchbrüche das per se offen in den Raum ragende Gefüge noch zusätzlich dem Raum öffnen. (...) Organisches scheint geometrisch gefestigt, das Geometrische wiederum nähert sich vertrauten Körperbezügen. Die Bausätze fordern vielfach gegenständliche Assoziationen heraus, ohne den Betrachter zwingend festzulegen." (Elfi Kreis) Die Arbeiten von 2009 spiegeln in besonderem Maße Wiegands Interesse am Grenzbereich zwischen zweiter und dritter Dimension. Sowohl die Multiples aus Stahl als auch die großen Holzarbeiten lassen nicht nur die Herkunft aus der Plattenbearbeitung erkennen, sondern verweisen ausdrücklich darauf und betonen das Wechselspiel zwischen den Dimensionen. Dies wird besonders deutlich bei den Stahlbausätzen, die das Prinzip Bausatz dadurch unterstreichen, daß sie auf der Grundplatte montiert sind, aus der sie geschnitten wurden.

Die skulpturalen Positiv-Formen, die in den Raum ragen, treten in einen spannungsreichen Dialog mit den Negativ-Formen der Grundplatte. Dadurch werden die Stahl-Bausätze gleichzeitig Plan, Konzept, Relief und Skulptur. In Herbert Eugen Wiegands Bausätzen kommen zwei Schichten zutage: die fertige Anordnung wie die Tätigkeit, die zu ihr hin geführt hat: der Prozeß. Und so bergen Wiegands Skulpturen - im Wechselspiel mit seinen druckgraphischen Arbeiten - eine Aufforderung an den Betrachter, das Fertige durch Gewahrwerden seiner Bestandteile wieder in Bewegung zu bringen, die nur scheinbar fest gefügte Form abermals zu lösen und in ein Tun zu überführen, das zu neuer und verwandelter Gestalt gelangt. Die Spuren der Tätigkeit bleiben stets erhalten. So lassen sich die Bausätze auch als Lebendigkeit des Materials lesen und be-greifen, dem sich auszusetzen bedeutet, es wie nebenbei im Gedankenspiel immer wieder neu zur Skulptur anzuordnen. Wiegands Bausätze sind so beiläufig wie lebendig.

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Herbert Eugen Wiegand
Bausatz