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Das Œuvre des deutschen Filmemachers Harun Farocki umfasst mittlerweile an die 90 Agitations- und »Lehrfilme«, Spielfilme, Essayfilme und Dokumentationen. Seine Ausstellung in der Factory des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien verbindet die Erstpräsentation der Filminstallation Vergleich über ein Drittes mit einer Neuinstallation der Videotrilogie Auge/Maschine.

In den Videoinstallationen Auge/Maschine I,II,III (2000-2003) beschäftigt sich Farocki mit den Möglichkeiten der „intelligenten“ Bildverarbeitung. Er hinterfragt Bilderkennungsverfahren, die ursprünglich zu militärischen Zwecken entwickelt wurden, und heute dazu beitragen, dass auch Maschinen im zivilen Bereich ohne menschliches Zutun operieren. Zur Veranschaulichung dieses Zusammenhangs zwischen dem Verschwinden der Handarbeit und einer Abschaffung der Augen-Arbeit benutzt Farocki Aufnahmen aus Forschungseinrichtungen, aus Filmarchiven und aus Werbeabteilungen, die er in vielfältiger Weise aufeinander bezieht und miteinander vergleicht.

In Harun Farockis neuer 16mm Filminstallation Vergleich über ein Drittes (2007) steht der Begriff der Arbeit im Mittelpunkt. Am Beispiel der Herstellung und Verarbeitung von Ziegelsteinen werden die Konsequenzen aus Rationalisierungs- und Automatisierungsprozessen zur Diskussion gestellt. Farocki zeigt Arbeitsverfahren in traditionellen (Burkina Faso) frühindustriellen (Indien) und hochindustriellen (Europa) Gesellschaften. Das Medium der Doppelprojektion bzw. das Nebeneinander der Bilder im Ausstellungsraum erlaubt ihm, gleichzeitig Gegensätze und Ähnlichkeiten der Arbeitsformen aufzuzeigen, um eindimensionale Entwicklungs-vorstellungen zu untergraben und deutlich zu machen, dass nicht jede nichtindustrielle Arbeitsweise nur eine Vorstufe der industriellen ist.

Alle gezeigten Werke sind Doppelprojektionen, deren Besonderheit Harun Farocki selbst so beschreibt:

„Bei einer Doppelprojektion gibt es sowohl die Sukzession als auch die Gleichzeitigkeit, die Beziehung von einem Bild zum folgenden als auch zum nebenstehenden. (…) Man hat sich vorzustellen, dass drei Doppelbindungen zwischen den sechs Kohlenstoffatomen eines Benzolrings hin- und her springen und ebenso doppeldeutig stelle ich mir die Beziehung eines Elements auf einer Bildspur zu seinem nachfolgenden oder nebenstehenden vor.“

Das Nebeneinander der Projektionen vermag daher die Beziehung der gezeigten Bilder zueinander nicht abschließend zu definieren. Die Verknüpfung der hin- und her springenden Elemente ist die Aufgabe der BetrachterInnen.

Katalog: Harun Farocki. Nebeneinander , ca. 140 Seiten Mit Beiträgen von: Matthias Michalka, Helmut Draxler, Elisabeth Büttner Broschur

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Harun Farocki
Nebeneinander
Kurator: Matthias Michalka
MUMOK Factory