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Franz Schreker und Günter Brus, beide bewegen sich im Land, das Arthur Schnitzler "Das weite Land" genannt hat, nämlich das Land der Seele, dessen Erforschung Sigmund Freud den Namen "Psychoanalyse" gegeben hat.

Günter Brus' Bilddichtungen, Zeichnungen und Gemälde handeln von Seelenzuständen, so wie auch Schrekers Opern in der Hauptsache leitmotivische Gestaltungen des Empfindungslebens und seiner Abgründe sind. Sie bilden ein "Quartett" - der Dichter der Seele, der Wissenschaftler der Seele, der Musiker der Seele und der Zeichner der Seele. Diese Wahlverwandtschaft ist sicherlich einer der Gründe, warum Brus von Schrekers Klangwelt so fasziniert ist, denn sie entspricht seiner Farbwelt. Schrekers Klangfarbe, dessen chromatische Valeurs eben "giftgrün, bläulich schimmernd" sind, "durchzogen mit tiefroten Blutschlieren", wie ein deutscher Musikkritiker schrieb, spiegelt Brus' Farbklang wider.

Günter Brus war bereits mit 18 Jahren, als er das erste Mal eine Oper von Schreker hörte von dessen Klangkunst fasziniert. Er spürte in der Oper "Der ferne Klang" bereits den eigenen Klang: "Etwas Unfaßbares rückte meine Empfindung vom angestammten Platz (...) der 'Ferne Klang' blieb mir als ein Symbol für die Sehnsucht jedes Schaffenden, einem Einzigen zuzustreben: 'Dem eigenen Klang'." Die Konflikte, die beider Werk erzielte, sind in Wirklichkeit die von ihnen zutage geförderten gezeichneten, komponierten Konflikte des Menschen zwischen Ratio und Trieb, zwischen bewusst und unbewusst.

1978 entstand anlässlich der Neuinszenierung von Franz Schrekers "Die Gezeichneten" am Opernhaus Frankfurt eine Bilddichtung von Günter Brus zu dieser Oper. Letztes Jahr widmete Salzburg dem Komponisten eine Ausstellung im Festspielhaus, parallel dazu war Brus' Zyklus zu sehen. Nun kommt das Werk als private Leihgabe in die Neue Galerie Graz, wo es bis Ende 2007 zu besichtigen sein wird.

Kuratorin: Christa Steinle

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Günter Brus
Bilddichtung zu Franz Schrekers Oper 'Die Gezeichneten'
Kuratorin: Christa Steinle
21.10.06 - Ende 2007