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„Ich möchte eine Person zeigen, welche eines natürlichen Todes stirbt oder gerade eines natürlichen Todes gestorben ist. Dabei ist mein Ziel, die Schönheit des Todes zu zeigen.“ Diese aus dem Kontext gerissene Feststellung aus Anlass eines Interviews in Paris im Februar 2008 löste vor 3 Jahren wütende Proteste, aber auch Sympathiebezeugungen vor allem in der deutschen Presse aus. Gregor Schneider erhielt sogar Morddrohungen. Dabei hat niemand jemals diesen Sterberaum gesehen. Nun wird er erstmals in Innsbruck gezeigt. Schneider beschreibt im Interview mit Heinz-Norbert Jocks (Kunstforum International 2008) ausführlich das Aussehen des gebauten Kunstraums: „Ich habe einen Sterberaum gebaut, der für mich als Bildhauer das eigentliche Kunstwerk ist. Doch dieser kann auch als solcher genutzt werden. Er ist ein Nachbau eines Raums aus dem Museum Haus Lange/Esters [Krefeld], der in meinen Augen einer der empfindsamsten und künstlerisch anspruchvollsten ist, die wir für die Gegenwartskunst als Museumsbau haben. Es handelt sich dabei um einen von Licht durchfluteten Wohnraum mit großen Fenstern und Holzboden. Von Mies van der Rohe konzipiert, ist er für mich ein Ausdruck von räumlicher Freiheit… Der Kunstraum kann die nötige Würde schaffen um das Sterben und den Tod auch öffentlich sichtbar zu machen.“ „Kunst hat für mich einen zutiefst im positiven Sinne humanen Anspruch. Sterben kann auch Kunst sein. Im Grunde ist ein Sterberaum ein persönlicher Gestaltungsauftrag für den Raum und die Umgebung, in der wir sterben uns auflösen um dann Tod zu sein. Eine Gestaltungsaufgabe die jedem Menschen bevorsteht.“ Die öffentliche Darstellung kann den Tod aus dem gesellschaftlichen Tabu führen. Ist es vorstellbar das sterben und den Tod ähnlich der Geburt eines Menschen, zu einem positiven Erlebnis werden lassen?

Schneider, 1969 in Rheydt (Mönchengladbach) geboren, ist vor 15 Jahren durch sein Totes Haus ur bekannt geworden, ein gründerzeitliches Reihenhaus, in dem Schneider über viele Jahre hinweg alptraumhafte Raumfolgen schuf, die zunächst in verschiedenen Museen zu sehen waren und dann in ihrer Gesamtheit in den Deutschen Pavillon der 49. Biennale von Venedig (2001) verpflanzt wurden. Gregor Schneider erhielt dafür den „Goldenen Löwen“. Seitdem hat er international zahlreiche Projekte verwirklicht, den für den Markusplatz in Venedig geplanten Cube, eine Replik der Kaaba in Mekka, die an der Kunsthalle Hamburg verwirklicht wurde, das Raumlabyrinth Weisse Folter in der K21 der Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf, die Cells des Bondy-Beachs bei Sydney, END am und im Museum Abteiberg Mönchengladbach und kürzlich it’s all Rheydt für das Durga Puja Festival in Kolkata. Parallel zum Sterberaum wird im Centro de Arte Dos de Mayo C2M Madrid Gregor Schneiders neues Projekt Punto Muerto (Dead End) gezeigt. Ein gewaltiges darmartiges Röhrensystem mit einzelnen ur-Räumen durchzieht von außen das Museum, durch die der Besucher auch den Ausgang finden muss, ohne das Museum zu betreten.