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Stuttgart 24. November 2016 - 14. Januar 2017
Eröffnung Donnerstag 24. November 2016, 19 Uhr

Seit den 2010er-Jahren entwickeln die figurativen Werke des Bildhauers Gregor Gaida eine extreme Autonomie, in der die Spannung nicht mehr von Objekt und (fehlendem) Kontext generiert, sondern diese zunehmend aus dem Objekt selbst heraus gespeist wird. Mag „Der Dornenauszieher“ (2013) mit seiner kunsthistorischen Referenz auf Gustav Eberlein genau diese Grenze markieren, so offenbart sich dieser Ansatz zur Gänze in seiner Arbeit „Canes Major I-III“ (2014). ... Die verspiegelten, prismenartigen Öffnungen, die die organischen Hundeleiber durchziehen, halten die Pole Bild und Abbild, Abstraktion und Gegenstandsbezug in Spannung. Dabei changieren die Spiegel in ihrer Wahrnehmung als sich zurücknehmende, nach innen gerichtete Reflexionsflächen und einer dominanten, aber scheinbar materielosen Körperlichkeit. In der Werkgruppe der polygonalen Strukturen, darunter „Swog“ oder „Elementarz“ aus dem Jahr 2013, wird das spannungsgeladene Prinzip förmlich auf die Spitze getrieben. Sie bestehen allesamt aus einer figürlichen, individuellen Einzelform, die in serieller Reihung, Dopplung oder punktsymmetrischer Spiegelung zu einem geschlossenen Ganzen „konfiguriert“ wird. Hier ist es nicht die Narration, die in sich umschlägt, sondern die Form selbst. Gregor Gaida greift damit auf das Strukturprinzip der Arabesque zurück, in der sich die „künstlich geordnete Verwirrung“ der naturähnlichen scheinbar zufälligen Form zu einem neuen Ganzen wendet: Denn, so Friedrich Schlegel, „das ist der Anfang aller Poesie, den Gang und die Gesetzte der vernünftig denkenden Vernunft aufzuheben und uns wieder in die schöne Verwirrung der Fantasie, in das ursprüngliche Chaos der menschlichen Natur zu versetzen.“ Gregor Gaida entwirft mit seinen Skulpturen Vexierbilder, in denen bei aller spielerischen Raffinesse stets ein rätselhafter Kern verborgen ist. Text: Dr. Yvette Deseyve