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Gotthard Graubners früheste erhaltene Arbeiten sind Zeichnungen der 1940er und 1950er Jahre. Neben seinen Leinwandbildern, seiner Malerei auf Papier und seiner Druckgrafik bilden die Zeichnungen einen ebenso autonomen wie charakteristischen Teil von Graubners Werk. In elementarer Form verkörpern die Zeichnungen, was Graubners gesamte Kunst ausmacht: das Verständnis der Form als Prozess, sein Bildkonzept der Entfaltung von Bewegung und Räumlichkeit aus Überlagerungen von linearen oder flächigen Strukturen.

Die Ausstellung bietet seit 25 Jahren erstmals wieder einen Überblick über das zeichnerische Schaffen des heute 80-Jährigen Gotthard Graubner: von den frühen, großformatigen Aktzeichnungen der Düsseldorfer Akademiezeit (deren dynamisches lineares Kräftespiel weit über die gestischen Ansätze des damaligen Informel hinausweist) und seinen abstrakten, abgerundeten Rechteck-„Körpern“ (die bereits die Kissenform der malerischen Farbräumkörper erahnen lassen), über die von einer landschaftlich-räumlichen Grundhaltung getragenen, transparent-schimmernden Frottagen der 1970er Jahre bis zu den wirbelnden, meist farbigen Raumstrukturen, die seit den 1980er Jahren entstanden und lineare und malerische Elemente vereinen.

Gemeinsam ist Gotthard Graubners Zeichnungen ihre Unabgeschlossenheit im Sinne eines Prozesses, der sich bei der Betrachtung fortsetzt. Sie „bezeichnen keinen Zustand, sie sind Übergang“: Was der Künstler bereits 1963 als Essenz seiner Bilder formulierte, trifft in besonderem Maße auch auf seine Zeichnungen zu. Sie bringen das Sehen in Bewegung, indem sie weniger fixieren denn Übergänge beschreiben – Übergänge zwischen flächigen und räumlichen Impulsen, Konzentration und Diffusion, Ausdehnung und Verdichtung, den Austausch zwischen linearer Begrenzung und malerischer Öffnung.

Kurator der Ausstellung ist Fritz Emslander, Leiter der Grafischen Sammlung von Museum Morsbroich.

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Gotthard Graubner
Das zeichnerische Werk
Kurator: Fritz Emslander