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Giulio Paolini (geboren 1940 in Genua, lebt in Turin) schuf seit den 60er Jahren Werke, die den Betrachter immer wieder zur Reflexion darüber veranlassen, was er sieht. Die Bilder, Skulpturen und Installationen eröffnen Perspektiven ihrer Wahrnehmung, die sich gegenseitig relativieren. So führen diese Werke auf anschaulichem Wege in ein offenes und ständig sich erweiterndes Bezugsfeld zwischen Werk und Idee. Damit gehören sie im weiteren Sinne zur „konzeptuellen Kunst“ – hier allerdings einer sehr visuell-sinnlichen –, wie sie in den 60er und 70er Jahren aus unterschiedlichen Positionen entstand.

Paolinis Werke sind materiell so durchlässig und anschaulich so voller Verweise, dass sie nicht „etwas“ in den Blick stellen, sondern das Sehen selbst zur Anschauung bringen. Die Erwartung an feste Bedeutungen wird unterlaufen; das Kunstwerk reduziert und konzentriert sich auf sein Sich-Ereignen in der Gegenwart: „Die Kunst ist im A ugenblick, in welchem sie ihre Form erhält, auch wenn sich dann unendlich viele Au genblicke, einer neben dem anderen, anordnen und die Welt umspannen.“ (G.P.)

Die Bilder, Skulpturen und Installationen machen den Blick, das Betrachten, das Blickfeld zum Thema. Was man ansieht, zerfällt, spiegelt sich, verstreut sich im offenen Raum. Der eigene Blick beginnt zu wandern und stellt sich immer neu ein. Was man erkennt, weist über sich hinaus auf andere Möglichkeiten des Sehens. Ein leichter, fast tänzerischer Spaziergang der Anschauung beginnt, und immer vielfältiger werden die Bezüge und Erinnerungen an das, was man zuvor gesehen hat.

Diese Leichtigkeit, diese Öffnung auf den Raum und auf andere Werke entfaltet eine überraschend lebendige und sinnliche Schönheit. Das einzelne Werk verliert seine Schwere und wechselt seine Identität. Erst im Vergleich und in den Beziehungen zu anderen Werken und Sichtweisen nimmt es im Betrachter Gestalt an. Was in Beschreibungen abstrakt und theorielastig klingt, erzeugt in Wirklichkeit eine entspannte, vielfältige und geistreiche Präsenz: Die Wahrnehmung der Kunst tritt selbst immer wieder neu in den Blick.

Diese Transparenz und Offenheit der Werke wird vom Künstler zur Ausstellung konfiguriert, die damit selbst ein Werk darstellt: „’Esposizione universale’ (Weltausstellung) als Vision, als bewegliche und zu allen Seiten hin offene Einstellung, als Kaleidoskop von Bildern in ewiger und unerschöpflicher Suche nach der eigenen Identität...“ (G.P.) Die Ausstellung umfasst 24 überwiegend großformatige Installationen, Stationen im Kontext des zentralen Werkes „Esposizione universale“, darunter viele ältere Arbeiten von Paolini. Damit hat der Künstler auch eine Perspektive – eine Rückschau – auf sein eigenes Schaffen konzipiert.

Seit der großen Retrospektive von 1986 in der Staatsgalerie Stuttgart ist es die erste umfassende neuere Ausstellung des Künstlers in Deutschland.

Das Projekt entstand in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum Winterthur

Pressetext

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Giulio Paolini. Esposizione universale
Kooperation: Kunstmuseum Winterthur