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„Meine Taten sind nicht Fiktionen... Die Challenger-Explosion 1986 und das Erdbeben 1992 in Los Angeles gehen wirklich auf mich zurück.“

Er zelebriert sein eigenes Begräbnis, gibt sich als professioneller Fussballspieler aus, spricht im Namen des indonesischen Volkes an der Uno Menschenrechtskonvention, verursacht Erdbeben und mimt immer wieder den bösen Terroristen, der ein System klammheimlich infiltriert und von innen heraus zusammenbrechen lässt.

Gianni Motti (*1958) verwirrt sein Publikum gerne. Wie kein anderer Künstler hat er das subversive Verhalten zu seiner zentralen Strategie eigen gemacht. Dass er sich dabei oft in gefährliche Situationen begibt, scheint den Künstler nicht zu interessieren. Seien es politische, kulturelle oder soziale Veranstaltungen, die Motti feinsäuberlich unterwandert: es bleibt immer das Moment des Unerwarteten. Doch die Erwartungs- haltung des Publikums soll nicht einfach nur gesättigt werden – Gianni Motti versteht sich nicht als Künstler, der wie ein Hofnarr die Spektakelkultur bedient, sondern als universeller Aktivist, der die Funktion von Systemen aufzeigt und sie auch manchmal zerstört. Um gleich von Beginn an der Leistungskurve des Unerwarteten zu entrinnen, feierte Gianni Motti am 29. Juli 1989, während der Zeremonie für die heilige Marta, in Ribarteme Vigo in Spanien sein eigenes Begräbnis. Im geöffneten Sarg wurde er durch die Strassen getragen, welche durch Menschenmassen aufgrund der Feierlichkeiten verstopft waren. Erst als der Sarg bereits in das Grab herabgelassen werden sollte, floh der Künstler – unerwartet war doch die Reaktion der Trauernden, mit unkontrollierten Emotionen rissen sie am Wiederauferstandenen herum.

Mottis Aktionen pendeln fortwährend zwischen dem Rationalen und Irrationalen, zwischen Ironie und Provokation, zwischen Gerücht und Missverständnis. So werden die Aktionen von Gianni Motti meist nur durch das Erzählen und illustrieren anhand von fotografischen Erzeugnissen vom Betrachter erlebt – der klassische Kunstbetrachter wird meist nur durch zweite Hand bedient.

Seit einigen Jahren verfolgt Gianni Motti nun die Raël-Sekte. Die Raëlianer glauben, dass vor 25.000 Jahren Ausserirdische auf der Erde gelandet seien und Menschen, Tiere und Pflanzen durch Klontechnik aus toter Materie erschaffen hätten. Nach eigenen Angaben zählt die Sekte rund 55'000 Anhänger und wurde 1973 vom französischen Journalisten Claude Vorilhon gegründet, der sich selbst Raël nennt und in Québec, Kanada lebt. Er gründete 1997 die Gesellschaft Clonaid mit Sitz in Las Vegas. Bei der neuesten Videoarbeit Ufo-Cult (2003) kann man Sektenführer Raël und Brigitte Boisselier, jene Ärztin, die am 26. Dezember 2002 behauptete den ersten Menschen geklont zu haben, in pastoraler Landschaft beim Seifenblasen- zerplatzen beobachten - die Seifenblase als Symbol für die zurückgewonnene Kindheit oder ist sie bloss Trugbild, welches gleich zerplatzen wird?

Das migros museum für gegenwartskunst wird eine umfassende Biografie über den Künstler Gianni Motti herausgeben. Pressetext

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Gianni Motti: Plausible Deniability