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Monika Sprüth und Philomene Magers freuen sich, zu Beginn des Jahres eine Ausstellung mit neuen Werken von George Condo in Berlin zeigen zu dürfen. Nachdem zur Eröffnung der Galerie im Oktober 2008 großformatige Zeichnungen des Künstlers im Kabinett im Obergeschoss zu sehen waren, setzt Condo mit der Ausstellung ‚Family Portraits’ den Diskurs über das Figurative in der Malerei, der einen zentralen Aspekt im Werk des Künstlers darstellt, fort.

George Condo, der bereits 1984 seine erste Einzelausstellung in der Monika Sprüth Galerie in Köln hatte, lebte zu Beginn der 80er Jahre längere Zeit in Köln und bewegte sich im Umfeld der ‚Jungen Wilden’. Der Stil dieser Gruppe junger Maler, zu denen etwa Walter Dahn oder Jiri Dokupil gehörten, zeichnete sich durch einen betont malerischen, expressiven Duktus aus, der sich bewusst von den damals etablierten Kunstformen wie Minimalismus oder Konzeptkunst distanzierte. Während sich Künstler in der Malerei von dem zur damaligen Zeit wertgeschätzten Begriff von Kunst lösen wollten, wurden zugleich unkonventionelle Kunstformen, wie z.B. Grafitto oder Comic formal aufgenommen. Die Verweigerung einer historischen oder gattungsbedingten Hierarchie zeichnet bis heute das Werk von George Condo aus: Die Bildsprache der Malerei über Velázquez bis Picasso geht eine Symbiose mit der Ästhetik der modernen Comic- und visuellen Alltagskultur ein. Es zeigen sich jedoch keine direkten Bildzitate oder angeeignete Motive, vielmehr verbindet Condo formale Referenzen und Sujets in einer zeitgenössischen Bildwelt, in welcher der Aspekt der Kunstgeschichte stetig aufscheint.

Das Portrait als klassische Bildgattung fungiert bei Condo als Kommentar zur Geschichte der Malerei und zugleich als Spiegel unserer Zeit. Durch den Einsatz von Licht und Schatten, der an das klassische ‚Chiaroscuro’ erinnert, lässt Condo das Antlitz des grotesk-schönen ,Smiling Girls’ oder die schwermütig anmutende Gestalt in der Arbeit ,Silent Thoughts’ aus dem dunklen, fast schwarzen Hintergrund hervortreten. Die Figuren, die zum Teil aus geometrischen Formen zusammengesetzt sind, erscheinen mit ihren weit aufgerissenen Mündern und hervorquellenden Augen wie fratzenhafte Kreaturen und erinnern an Bauchrednerpuppen. Gleichzeitig muten die in einer virtuos-altmeisterlichen Malweise ausgeführten Gemälde melancholisch und entrückt an.

Die großformatigen Werke der Ausstellung, wie z.B. ‚The Fallen Butler’ oder ‚Central Park’ fügen Figuren, Fragmente von Gesichtern und abstrakten Formen zu einem facettenreichen Nebeneinander auf der Bildfläche zusammen. Der durch die Titel bezeichnete zeitliche Aspekt wird zu einem Element der Malerei. Das narrative Moment dient jedoch nicht der Schilderung eines spezifischen Ereignisses, sondern ergänzt vielmehr die Darstellung komplexer Gegebenheiten und Konstellationen. Indem Condo dem Betrachter mit seiner humoristisch-grotesken Darstellungsweise ein irritiertes Schmunzeln entlockt, stellt er zugleich unsere Wahrnehmung der erlebten Wirklichkeit zur Disposition.

Während sich die heutige Zeit durch eine ausgeprägte Aufarbeitung der Vergangenheit, d.h. auf die Geschichte und ihrer Rezeption auszeichnet, wird sie zugleich durch eine Umwelt beeinflusst, die zunehmend an Geschwindigkeit und Komplexität gewinnt. George Condo zeigt in seinem Werk ein Bewusstsein über die Geschichte der Bilder und Phänomene unserer Zeit. Seine Malerei, ebenso wie seine Skulpturen und Zeichnungen weisen einen Duktus auf, der sich auf dem schmalen Grat zwischen der Erhabenheit des Kunstwerks auf der einen und der Komik, dem Grotesken sowie der Entstellung auf der anderen Seite wandelt.

Neben der Ausstellung von George Condo zeigt Sprüth Magers Berlin ,Insicuro Noncurante’ von Alighiero e Boetti sowie eine Ausstellung von Michail Pirgelis.

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George Condo
Family Portraits