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In seiner ersten Einzelausstellung in der Galerie Daniel Buchholz präsentiert Florian Pumhösl (*1971, Wien) eine neue Gruppe von Hinterglasbildern sowie eine Serie von Material-Assemblagen.

Pumhösls raumgreifende Ausstellungsdisplays und Filminstallationen, wie zuletzt auch im Kölnischen Kunstverein (2003/04), beschäftigen sich gleichermaßen mit den Semantiken moderner Ausstellungspräsentationen wie mit dem kritischen Potential des Formvokabulars der Avantgarde der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dabei ging es ihm nicht ausschließlich darum, deren Bildstrategien und Vorgehensweisen zu zeigen oder zu dechiffrieren. Vielmehr wurde das Ausgangsmaterial nach Leerstellen, Widersprüchen und Kommunikationsmöglichkeiten in die Gegenwart hinein untersucht und in eine im Bewußtsein ihrer Historizität eigene Form- und Bildsprache verwandelt.

Indem das installative, raumgreifende Moment deutlich zurücktritt, widmet sich Florian Pumhösl in seiner Ausstellung in der Galerie Daniel Buchholz nun dem Bildträger als Medium und anhand dessen den Verhältnissen zwischen abstrakter Bildsprache und Raum.

Unter dem Titel "Eetkamer" sind abstrakte Hinterglasarbeiten zusammengefasst. Dieser Titel ist ein Verweis auf einen Raumentwurf George Vantongerloos. Der Zugang des belgischen Konstruktivisten zur Abstraktion, der unmittelbare Funktionalität, aber auch Spiritualität ausschließt, ist für Florian Pumhösl von zentraler Bedeutung. Er sucht hier nach Möglichkeiten, mit den historischen visuellen Ausdrucksformen der Abstraktion anders als historistisch oder relativierend zu verfahren.

Die in den Bildern angedeuteten Sujets gehen auf die Schilderung eines Besuchs Ellsworth Kellys bei Vantongerloo in Paris in den frühen 50er Jahren zurück, auf die Florian Pumhösl während seiner Recherche gestoßen war. Ellsworth Kelly schien nicht besonders beeindruckt zu sein von dem, was er bei Vantongerloo zu sehen bekam. E.C. Goosen berichtet: "Kellys Bericht über sein erstes Zusammentreffen zeigt deutlich sein Unverständnis der Prinzipien, denen der belgische Meister sein Leben gewidmet hatte. Vantongerloo war ein einsamer Mann, Mitglied der de Stijl-Gruppe, der seinen Besuchern immer wieder die alten ästhetischen Kampflieder vortrug. Nach ungefähr einer Stunde Monolog spielte er eine weitere Stunde auf der Trompete, dann zeigte er einige seiner neueren Arbeiten und erklärte umständlich seine mathematischen Theorien. Er brachte mir bei, erinnert sich Kelly, dass seine Art der Malerei einen Grund haben müsse."

Die zweite Serie, Assemblagen antiker und präkolumbianischer Objekte, bezeugt Pumhösls Interesse am Zusammenspiel von Museologie, Archaik und Modernität. In diesen, unter anderem als »Kader« definierten Materialbildern werden historische Vorbilder abstrakter Bildsprachen, etwa eine präkolumbianische Spitze, verwendet, wie sie beispielsweise auch den klassischen abstrakten Kompositionen Anni Albers als Vorlage dienten.

Die Assemblagen mit antiken Elementen sind darüberhinaus aber auch eine Art Layering verschiedener Aspekte. Bei den Elementen handelt es sich um mehr oder weniger bedeutende antike Fundstücke, die dem Künstler im Handel zugänglich waren. Dabei gibt es eine Art persiflierenden, "kuratorischen" Zugang, eine Neuordnung oder "Neuaufstellung" innerhalb eines Bildes, wenn man so will, in dem Florian Pumhösl versucht, den Charakter von musealem oder kommerziellem Display und Bild aufzuheben und historisch zu vermengen.

Ein wesentlicher Aspekt ist auch der filmische/fotografische: die Kompositionslogik bzw. die Redimensionierung realer Objekte auf ihren Abbildcharakter. Zentral bei den Arbeiten ist aber wohl das angespannte Verhältnis zwischen Ursprung und Verwendung.

Bezogen auf eine moderne Formensprache vertauscht Florian Pumhösl in seinen Assemblagen das vermeintliche Abbild mit seinem Vorbild. Das tatsächlich gemeinte Sujet ist jedoch, wie auch in seinen Hinterglasmalereien, der abstrakte Raum, seine emanzipatorische Idee und ihre flüchtige Erscheinung.

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Florian Pumhösl