press release only in german

Im Rahmen der aktuellen Ausstellungsserie Time & Technology zeigt Art Laboratory Berlin die Ausstellung Fantastic Time Machines mit neuen Arbeiten von Shlomit Lehavi und Sam Belinfante & Simon Lewandowski. Die beiden Beiträge setzen sich mit dem Phänomen des zeitlichen Verlaufs, mit dem Synchronen, dem Simultanen sowie mit dem Nacheinander auseinander. Hierbei entwickeln die Künstler besondere Formen imaginärer Zeitmaschinen.

Im vorderen Ausstellungsraum ist die neue Arbeit The Reversing Machine (A Theatre of Kairos and Chronos) zu sehen, die die britischen Künstler Sam Belinfante und Simon Lewandowski speziell für diese Ausstellung angefertigt haben. Die Installation spielt auf den Begriff Kairos als einen günstigen Zeitpunkt im Gegensatz zu Chronos, dem zeitlichen Verlauf, an. Im Zentrum der Installation steht ein konstruierter Mechanismus, der von den Künstlern sogenannte Time-Setter oder Chronocrator, der versucht, die zeitliche Wahrnehmung durch das Vor- und Zurückspielen verschiedener Maschinen zu visualisieren. Sowohl die analoge Struktur als auch die Betonung auf Bidirektionalität stellen moderne Konzepte eines linearen Fortschritts in Frage.

Dieses Palindrom ist eine künstlerische Reflexion über das gegenwärtige Leben mit seinen zahlreichen simultan gesteuerten Prozessen und sich ständig wiederholenden Handlungen. „Das zentrale Element (das im direkten und im übertragenen Sinne das Herzstück darstellt) ist eine kinetische Skulptur in der Form eines Wendegetriebes, das sich selbst umkehrt und dabei verschiedene vorwärts und rückwärts verlaufende Mechanismen in einer Endlosschleife antreibt.“ Die Getriebewelle treibt unterschiedliche Maschinen an (ein Plattenspieler, ein Diaapparat, eine sich bewegende Lampe, etc.) – und kehrt sich dann um. Dieses mechanische Palindrom führt wiederum zu einer Poetik der Dichotomie: an und aus, vorwärts und rückwärts, laut und leise, hell und dunkel.

“Alles wird komplett von einem Mechanismus gesteuert, nicht auf irgendeine Weise digital kontrolliert, und ist dadurch in seiner Konsequenz völlig transparent – und legt sowohl das Was als auch das Wie der Aktion offen.” (Belinfante, Lewandowski)

Im hinteren Ausstellungsraum zeigt Art Laboratory Berlin die Arbeit Time Sifter der in Israel geborenen und heute in New York lebenden Künstlerin Shlomit Lehavi, die vorwiegend in den Bereichen New Media und Mehrkanal-Video arbeitet. In ihrer Videoinstallation Time Sifter erforscht sie das kollektive Gedächtnis, das kollektive Vergessen und das zeitbasierte Medium Video als aktuelle Zeitmaschine.

„Time Sifter ist ein von den Betrachtern gesteuerter Raum, der in Bildern und Sound gebettet ist”, sagt Shlomit Lehavi, „es geht um das Thema einer Zeitmaschine im digitalen Zeitalter. Es ist wie eine Zeitreise durch Bewegung, Raum und Klang.” Die Projektionsfläche, die einem Totempfahl ähnelt, besteht aus einer Stahlkonstruktion mit runden Holzsieben, die in Istanbul per Hand hergestellt und mit speziellem Projektionsmaterial versehen wurden. Es repräsentiert sowohl den Mechanismus als auch die Metapher des Zeitsichtens (Zeitsiebens).

Das von der Künstlerin aufgenommene Videomaterial stellt die Bewegung durch den Raum an verschiedenen Orten innerhalb der letzten zehn Jahre dar. Die Wiederholung ähnlicher Handlungen an unterschiedlichen Örtlichkeiten – Reise, Arbeit, die Rolle des Flaneurs – stellt eine Reihe von Verbindungen über Zeit und Raum her.

Die Besucher spielen eine bedeutende Rolle für das Funktionieren dieser Zeitmaschine: „Jedes Sieb lässt sich um die eigene Achse drehen (was die Besucher entscheiden können). Jede Drehung veranlasst das Springen zum nächsten Video; die Besucher haben somit die Kontrolle über die Gestaltung des Raumes, die Videosequenzen und das narrative Moment. Die Arbeit Time Sifter versucht, einen Dialog über Zeit und Raum im digitalen Zeitalter anzuregen.“ (S. Lehavi)

only in german

Fantastic Time Machines
Shlomit Lehavi, Sam Belinfante / Simon Lewandowski
Kuratoren: Regine Rapp, Christian de Lutz