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Schon der Titel "Fabulös! Konstruktionen des Imaginären" deutet an, dass höchst Ungewöhnliches erlebt werden kann, wenn der Landauer Kunstverein Villa Streccius am Freitag, dem 08.05.09, um 20.00 Uhr, zur Vernissage in die Städtische Galerie lädt. Ist doch die Grundkonzeption der Ausstellung im Wortsinne "fabelhaft", also fiktional und erzählerisch gemeint. Noch vor wenigen Jahren hätte die Betonung des narrativen, erzählend Bildhaften in der Kunst als Verstoß gegen den guten modernen Geschmack gegolten. Heute aber sind wir wieder sensibilisiert für die Macht nicht nur der Bilder, sondern der in ihnen verborgenen Erzählungen. Wir wissen wieder, dass nicht die abstrakte Form unser Leben ausmacht, sondern die Deutung der darin verborgenen Ereignisse. In der Kunst bedeutet dies vor allem die Interpretation der eigener Wahrnehmungen und Empfindungen, die aber in Zeiten der medialen "fakes" kaum mehr erlaubt, Realität von Imagination zu trennen und Kunst zum vorwiegend imaginären Raum werden lässt.

In der Villa Streccius sollte so nicht nur ein verblüffendes Spektrum an fabulierenden Bildwelten durch Zeichnung, Malerei, Foto, Video, Plastik und Installation erfahrbar werden, sondern eine in der Kunst der Moderne selten gewordene Atmosphäre des verschobenen Blicks und des fiktional Wunderbaren. Allen Positionen gemeinsam ist der poetische Umgang mit der Wirklichkeit, die, auch wenn sie banal-alltäglich daherkommt, deshalb ein gewisses "magisches Potential" besitzt und damit Realität durch die "Choreographie" des Künstlers verwandeln kann. So etwa, wenn Mona Breede normale Menschen auf einer Ampelkreuzung fotografiert, dies nicht nur als analytischer "Freeze" eines urbanen Verkehrsablaufes "gelesen" werden kann, sondern auch als wundersames Stillleben mit Menschen als Bildelementen. Entscheidend ist die magisch-imaginative Blicksteuerung, welche unverrückbar geglaubte Dinge ins Schweben, zum Verschwimmen und Stürzen bringt und zum Alptraum werden kann.

Letztlich ist "Fabulös!" ein Versuch, die Welt mit zwei verschiedenen Augen zu sehen, mit dem rationalen Blick des normalen Betrachters, der weiß, dass ein Spiegel nur eine seitenverkehrte Doppelung unseres Selbst wiedergibt, und dem poetischen Blick, der sich selbst in einer anderen imaginierten Welt erlebt.

Die Villa Streccius wird voll von solchen Anregungen sein: Vom Spiegelsaal bis in die Kellergewölbe präsentieren elf KünstlerInnen der Geburtsjahrgänge 1961-70 ihre individuellen Bildberichte vom Leben und künstlerischen Handeln in der heutigen Gesellschaft.

Gezeigt werden die lebensgroßen farbigen Figuren aus Epoxydharz von Kassandra Becker (Karlsruhe), Fotografien menschlicher Begegnung und Vereinzelung in urbanen und industriellen Räumen von Mona Breede (Karlsruhe), eine, das herkömmliche Raumgefüge aufbrechende Installation von Barbara Denzler (Ettlingen), die filigranen roten Tintenzeichnungen menschlicher Systeme und Vernetzungen von Bea Emsbach (Frankfurt/Main), aus Metall konstruierte kinetische Klangmaschinen von Christoph Lahl (Mainz), lyrische Miniaturplastiken aus Spülschwämmen von Klaus Lomnitzer (Frankfurt/Main), durch rhythmische Choreographie bewegte und verfremdete Objekte des alltäglichen Gebrauchs von Anja Luithle (Stuttgart), ein Video und eine Fotoserie der Medien und Performancekünstlerin Chantal Michel (Bern/CH), die aus Eisendrähten gelöteten Hohlskulpturen eines Schlagzeugs, eines Verstärkers und einer E-Gitarre von Thomas Raschke (Berlin), virtuos übermalte Spiegel von Anne Katrin Schreiner (Frankfurt/Main) sowie dekupierte Fotoobjekte von Susanne Wadle (Landau/Pfalz).

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Fabulös! Konstruktionen des Imaginären
Kurator: Susanne Wadle

Künstler: Kassandra Becker, Mona Breede, Barbara Denzler, Bea Emsbach, Christoph Lahl, Klaus Lomnitzer, Anja Luithle, Chantal Michel, Thomas Raschke, Anne Katrin Schreiner, Susanne Wadle