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„Exposition“ bringt die jungen Münchner Positionen Florian Ecker (1977) und Florian Lechner (1981) in die Zweigstelle Berlin. Neben künstlerischen Arbeiten der beiden Bildhauer wird auf einer freistehenden Wand eine große Fotoarbeit gezeigt. Dieser Beitrag von Hermann Pitz (*1956) stellt einen zentralen Punkt innerhalb der Ausstellung dar. So verweist sie als Referenz nicht nur durch Pitz’ Biografie auf die Achse Berlin-München, sondern bewegt sich auf inhaltlicher und formaler Ebene zwischen den Arbeiten von Ecker und Lechner.

Leuchtmittel unterschiedlichster Art und Kontexte sind auf der Fotografie „Lampadas“ versammelt. Auf und in Metallhalterungen postiert, liegen und stehen sie unprätentiös auf zwei weißen Holzrastern. Man fühlt sich dabei ertappt, hier eine Art wissenschaftlich arrangiertes Experiment, aus mehr oder minder unfarbigen und runden Formen, erkennen zu meinen. Pragmatisch betrachtet ist es eine vom Künstler mittels Kamera festgehaltene Situation. Doch die motivischen Einzelelemente kumulieren unter den Einflüssen von Willkür und Absicht in Auswahl und Positionierung zueinander zu einem eigenwilligen Konstrukt. Es attackiert jenen der Fotografie inne wohnenden „Unverrückbarkeitsanspruch“, den man ihr nur all zu gerne unterstellt. Somit steht die Arbeit exemplarisch für das künstlerische Werk von Hermann Pitz - denn es hätte ja auch ganz anders kommen können.

Jenes wissenschaftliche Vokabular von „Lampadas“ findet sich in den Skulpturen, Plastiken und Drucken Eckers wieder. Durch empirische, naturwissenschaftlich phänomenologische Untersuchungen, gepaart mit künstlerisch, bildhauerischem Vokabular, entstehen Transformationen klarer, fast nüchtern sinnlicher Qualität. Daneben finden sich durchaus subtile Verweise auf seine Person sowie Referenzen auf formaler Ebene. So übersetzt Ecker u.a. Parameter der Sonne in Graphen, welche als weiße Marmorscheiben das Tageslicht aufnehmen und auf kristalliner Ebene durch ihre Struktur das Licht brechen. Über Jahrtausende konservierte Zeit, materiell visualisiert in Form von Stein, begegnet uns auf verblüffend überraschende Weise. Auf einem handelsüblichen und vor Ort verfügbaren Plattenspieler drehen sich von Künstlerhand polierte Steinplatten. Die Arbeit „Ohne Titel in Stereo / Edit“ eröffnet uns das komplexe Spektrum von künstlerischem Eingriff, Zufall, physischem Dasein und sinnlicher Präsenz - als sich im Raum ephemer ausbreitendes Geräusch.

Der Raum, durch den bei Ecker die Geräusche wandern, ist bei Florian Lechner das bestimmende Thema und Handlungsraum zugleich. Multiperspektivische installative Eingriffe entwickeln sich als temporäre monumentale Zeichnungen in Realräumen oder verschieben als autonome Objekte die Wahrnehmung räumlicher Realität. Dabei scheinen sie sich von ihrerm materiellem Dasein zu lösen, operieren verstärkt im Bereich von Hell-Dunkel und ihren Extremen Licht und Schatten. Es sind virtuelle Räume voller Schlichtheit, Eleganz und brachialer barocker Exzessivität. In den Serien der „Raumschnitte“ und „Raumbilder“ überlagern sich die Räumlichkeit von Motiv mit derer des Objekts. Digitaler, zweidimensionaler und dreidimensionaler Raum prallen aufeinander und hebeln sich gegenseitig aus. Erst durch die Wahrnehmung des Betrachters entsteht das, was Lechner als „wahre Trugbilder“ bezeichnet. Es sind offene Zustände, die uns hier begegnen - die Arbeiten sind in gewisser Weise nie fertig. Hier schließt sich der Kreis zur künstlerischen Arbeit von Hermann Pitz.