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Sommer & Kohl freuen sich, die zweite Einzelausstellung mit neuen Arbeiten von Eva Berendes (*1974, Bonn, D) zu zeigen.

Die Künstlerin zeigt eine Reihe wandbasierter Arbeiten aus Seide und Skulpturen aus lackiertem Stahlblech und Messing. Sie präsentiert diese im Rahmen einer provisorischen Ausstellungsarchitektur, die entfernt an einen Pavillon erinnert.

Quadrate, Kreise und Vielecke sowie fragmentarische Rasterflächen sind lapidar auf Seidentüchern angeordnet. Trotz der losen Verteilung der Formen lässt sich ein Augenmerk für Überlagerungen, knappe Anschnitte und ungewöhnliche Gewichtungen erkennen. Die Künstlerin platziert die Form- und Farbkonstellationen präzise in einem Bereich, der zwischen zufälliger Anordnung und austarierter Komposition liegt.

Die quadratischen Tücher werden mit zwei kleinen Magneten auf weißen Metallkreuzen befestigt, welche sich durch die luzide Leichtigkeit des Stoffes hindurch abzeichnen. Die Befestigungsmethode erlaubt nur ein begrenztes Spannen der Seide, so dass der Stoff durch sein Eigengewicht durchhängt. Der für malerische Überlegungen eher untypische Bildträger Seide bezieht die Schwerkraft somit als eine nachträgliche Modifikation der fertigen Komposition mit ein. Er verleiht den „Bildern“ eine individuell ausgeprägte Irregularität, eine Art Unzulänglichkeit, die der Absolutheit der abstrakten Formen entgegenläuft.

Eva Berendes organisiert die Materialien in ihrer Ausstellung nach dem Prinzip der räumlichen Staffelung. Sie staffelt Farbe, Seide, Metall, Gipskartonplatten und Holzgitter zu räumlichen Ensembles, deren Ebenen sich graduell mit dem Ausstellungsraum verbinden. Jede Ebene bringt eine ihr eigene Transparenz bzw. Opazität mit sich, Eigenschaften, auf die auch der Ausstellungstitel „A veil, a shadow, a bloom“ anspielt.

Auch die ausgesägten und teilweise farbig lackierten Lochblechplatten, die die Künsterlin durch Scharniere zu frei stehenden Skulpturen verbindet, nehmen das Prinzip der durchlässigen Fläche auf. Die Bleche werden von hinten durch feine Messingverstrebungen stabilisiert. Eva Berendes entwickelt hier Aspekte anderer Arbeiten weiter, wie z. B. ihrer mit Wolle bespannten Paravents.

In Eva Berendes Arbeiten klingt häufig die Welt der Angewandten Kunst oder des Kunsthandwerks an. Sie spielt mit dem Perspektivwechsel, der in den Grenzbereichen und Zwischenräumen etablierter Kategorien stattfindet. Bildende oder Angewandte Kunst, Skulptur oder Malerei, modernistische oder postmoderne Abstraktion: obwohl ihr Werk von formaler Strenge und Kohärenz geprägt ist, ergeben sich immer mehrere, divergierende Blickwinkel, die sich nicht in Übereinstimmung bringen lassen. Im Gegenteil, die Arbeiten lösen sich erst in diesen Widersprüchen ein.

Arbeiten von Eva Berendes sind zu sehen in den Gruppenausstellungen Bilder über Bilder, aus der Daimler Collection, Museum Moderner Kunst Stiftung Wien, A (bis 27. Juni 2010); The Berlin Box, kuratiert von Friederike Nymphius, Kunsthalle Andratx/CCA, Mallorca, E (bis 31. Oktober 2010); The Long Dark, kuratiert von Michelle Cotton, Kettle’s Yard, Cambridge, GB (17. Juli bis 19. September 2010) und Between The Lines, works by Eva Berendes and Zoe Paul, Cass Sculpture Foundation, Goodwood, West Sussex, GB (2. Juni – 5. September 2010).

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Eva Berendes
A veil, a shadow, a bloom