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Erwin Thorns Werk oszilliert zwischen klassischen Bildformaten und Objekten mit dem Charakter von Architekturen. Seine Bildsprache lässt sich als visuelles, linguistisches System umschreiben, in dem die Koordinaten aus Erhebungen und Vertiefungen bestehen. Bedeutungen werden in Rhythmen, in Abfolgen oder Kombinationen von Licht und Schatten konstituiert. Auf Bildobjekten in der Form von Scheiben werden verschiedene Permutationen auf der Basis des Unterschieds von konkaven und konvex durchgespielt. So genannte Streifenobjekte dagegen sind dynamische Formfindungen auf der Basis räumlich gespannter Leinwand, die an modellhafte Ausschnitte gewellter Landschaften erinnern. Erwin Thorn sieht die Elemente realer Architekturen als Orientierungspunkte für seine formalen Vorstellungen. Strukturen werden thematisiert, ebenso wie die Perspektive der Wahrnehmung und Wirkung des Lichteinfalls auf die sich ergebende Textur. Die Auseinandersetzung mit dem komplexen Thema der Bildbegrenzung durch Rahmungen wiederum führt Thorn zu diffizilen Manipulationen an der Verspannung der Leinwand an ihren Rändern. Die Idee traditioneller Bilderrahmen erscheint abgehakt und obsolet. Thorns Bilder erhalten den Charakter räumlich erfahrbarer Objekte, vor allem durch die Ausdifferenzierung des Schattenspiels. Erwin Thorn setzt seine Arbeit bewusst in eine Differenz zum individuell gestischen Ausdruck des abstrakten Expressionismus, der Art Autre und des Informel. Zu der in den Nachkriegs-Jahrzehnten aufkommenden Spiritualisierung von Malerei in den Ausstellungen des Art-Club in Wien, der sich formierenden „Hundsgruppe“ Anfang der 1950er Jahre und somit auch zur Wiener Schule behielt er Abstand. Viel mehr lässt sich Erwin Thorns Werk im Zusammenhang einer konzeptuellen Avant Garde lesen. Punktuelle Verwandtschaften mit den visuellen Strategien eines Hans Bischofshausen und Parallelformen zur Arbeit der Künstler der Düsseldorfer ZERO Gruppe um Heinz Mack, Otto Piene und Günther Uecker lassen sich ausmachen. Allerdings kippt Erwin Thorn seine Arbeiten gerne in die Untiefen subversiver Ironie.