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Galerie Guido W. Baudach freut sich, ihre fünfte Einzelausstellung von Erwin Kneihsl zu präsentieren. Geboren 1952 in Wien, zog Kneihsl nach seiner Ausbildung als Fotograf an der Höheren Grafischen Lehr- und Versuchsanstalt Anfang der 70er Jahre nach Berlin, wo er sich in unterschiedlichen Schaffensphasen dem Film, der Malerei und der Performance widmete. Doch spätestens seit dem Ende der 1990er Jahre liegt sein Hauptaugenmerk erneut auf der Fotografie. Stets analog und in schwarz-weiß arbeitend, nimmt Kneihsl dabei technisch wie auch stilistisch Bezug auf fotografische Ansätze des 19. Jahrhunderts. Ähnlich dem Piktorialismus verabschiedet er sich zugunsten einer gesteigerten künstlerischen Ausdrucksfähigkeit des fotografischen Bildes vom ursprünglichen Abbild-Charakter des Mediums: technische Eingriffe in den Entwicklungsprozess abstrahieren die Objekte von ihrem üblichen Erscheinungsbild – Bilder werden manipuliert, Grauwerte eliminiert, Schwarzweiß-Kontraste bis ans Äußerste getrieben und Unschärfe als bewusstes Form-Prinzip eingesetzt. Die kontrastreichen und grobkörnigen Silbergelatinabzüge – stets Unikate, die zumeist auf Karton getackert sind – lösen sich durch diese Verfremdungen vom konkret Abgebildeten und scheinen sich zu verselbstständigen. Durch Vereinfachung und Konzentration entstehen stark reduzierte Bildkonstruktionen, in denen jenseits des konkreten Motivs das dahinterliegende Prinzip hervorgekehrt wird.

Anders als bei seinen früheren Fotografien verzichtet der Künstler für seine neuen Arbeiten auf dramatisierende Effekte, wie extreme Perspektiven, um die Bilder stärker auf ihr Wesentliches zu reduzieren und somit zu konzentrieren. Das Gros der in der Ausstellung gezeigten Fotografien hat Kneihsl in der sogenannten „Stadt für Wissenschaft, Wirtschaft und Medien“ in Berlin-Adlershof aufgenommen. Sein Augenmerk galt hier den als Technische Denkmäler gesicherten Anlagen der früheren Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt, die in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet wurden. Unter den Motiven Kneihsls finden sich der „Große Windkanal“, der „Trudelturm“ und der „Schallgedämpfte Motorenprüfstand“ – Forschungseinrichtungen, die allesamt für aerodynamische Untersuchungen genutzt wurden – ebenso wie die erst nach dem zweiten Weltkrieg in der DDR erbauten „isothermischen Kugellabore“. Diese an sich schon ungewöhnlichen, auf ihre Funktion reduzierten und wie Skulpturen anmutenden Gebäude hat Kneihsl isoliert aufgenommen und durch den radikalen Einsatz von Bleiche und Toner so stark verfremdet, dass sich ihre Konturen aufzulösen scheinen. Was bleibt, ist der Hauch einer Ahnung, eine unbestimmte, diffuse Empfindung. Ergänzt werden diese Architektur-Fotografien mit einer Serie von Seestücken. Natur und Technik, wie auch die Beherrschung der Natur zeigen sich hier als die schematisch angedeuteten Pole, zwischen denen sich Kneishls Ausstellung aufspannt.

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Erwin Kneihsl