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In ihrem gesamten Obergeschoss zeigt die Staatsgalerie Stuttgart auf über 5000 Quadratmetern die umfangreichste Neupräsentation der Sammlung in der Geschichte des Museums. In der Alten Staatsgalerie ist nach zwei Jahren der Bauarbeiten endlich wieder Kunst zu sehen. Auch der 2002 fertiggestellte Erweiterungsbau von Wilfrid und Katharina Steib ist nun zusätzlich in die Dauerausstellung integriert. Dadurch bietet sich dem Besucher die Möglichkeit, eine große Auswahl an herausragenden Kunstwerken aus über 700 Jahren in einer Architektur aus drei Jahrhunderten zu betrachten. Diese umfassende Neupräsentation bringt die Qualität und Breite der Sammlung wieder zur Geltung und rückt auch den Grundgedanken des Museums als Institution der Bewahrung neu ins Bewusstsein.

Einführung in die Ausstellung

Die Neupräsentation unserer Sammlung, die Kunstwerke von 1350 bis heute umfasst, gibt dem Besucher der Staatsgalerie Einblick in 700 Jahre Kunst- und Zeitgeschichte: »Endlich diese Übersicht.«. Die chronologische Bildanordnung wird immer wieder unterbrochen und der Besucher wird durch die Gegenüberstellung von Kunstwerken verschiedener Epochen zum bewussten Nachdenken ermuntert. Dadurch werden Einblicke in die grundlegenden künstlerischen Fragen nach Form, Inhalt und Bedeutung verschafft, die Künstler zu allen Zeiten beschäftigt haben. Zahlreiche Räume erfahren eine grundsätzliche Umwidmung, indem sie zu ausgewählten Themen Werke verschiedener Epochen vereinen.

Neue Staatsgalerie

Im Stirlingbau begegnet der Besucher der Alten Kunst, flankiert von Werken der Moderne. Der Parcours erstreckt sich hier von der frühen italienischen Tafelmalerei und den Altarbildern der Alten Meister, wie dem Pfullendorfer Altar, bis zu venezianischen Veduten des 18. Jahrhunderts. In den einzelnen Galerieräumen wird das Augenmerk auf bestimmte, für die künstlerische Entwicklung besonders fruchtbare und interessante Zeiten gelegt, wie zum Beispiel auf die Malerei der Dürerzeit. Die Bilder u.a. von Lucas Cranach d. Ä., Hans Baldung Grien und Hans Burgkmair d. Ä. entstanden in einer für die deutsche Nation entscheidenden Epoche. Vor dem Hintergrund der Reformation und der Bauernaufstände entwickelte sich eine Kunst, die den religiösen und sozialen Spannungen Rechnung trug. Ein anderer Raum bietet dem Besucher Einblick in das holländische 17. Jahrhundert, die sogenannte Goldenen Zeit, die mit Werken Rembrandts und Rubens, aber auch mit Jan Sten, Frans Hals und Jan van Goyen vertreten ist.

Alte Staatsgalerie

In der nun wieder zugänglichen Alten Staatsgalerie liegt der Schwerpunkt auf dem deutschen und französischen Impressionismus und der Klassischen Moderne mit Werken von Künstlern wie Claude Monet, Paul Gauguin, Lovis Corinth, Max Slevogt und Pablo Picasso. Einzelne Räume vereinen beispielsweise Werke von Künstlergemeinschaften wie den Fauves, der Brücke und dem Blauen Reiter. Der Festsaal der Alten Staatsgalerie zeigt mit den großformatigen Gemälden von Georg Baselitz, Anselm Kiefer und A. R. Penck Werke des deutschen Neoexpressionismus.

Steibbau

In der Steibhalle sind mit Bildern von Jackson Pollock, Robert Motherwell, Morris Louis u.a. vornehmlich Werke des abstrakten Expressionismus zu sehen, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg in den USA entwickelte. Programm wurde eine freie, nicht geometrische Abstraktion sowie die sich von der Form emanzipierende Farbe.

Ferner finden sich hier Werke der Pop Art, die sich in Auseinandersetzung mit und in Abgrenzung zu der damals vorherrschenden abstrakten Malerei ab den 50er Jahren gleichzeitig in Großbritannien und den USA entwickelte. Hier erwarten den Besucher Bilder von Andy Warhol und Roy Lichtenstein, sowie von Jeff Koons, Gerhard Richter und Sigmar Polke.

Thematische Räume

Die in Raum 1 vereinten Bilder geben Aufschluss über die Ikonographie der Auferstehung am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Das Streben des Menschen nach Erlösung ist eines der zentralen Themen in dieser Zeit. In der Bildenden Kunst verbindet sich der Wunsch, die traditionellen Themen der christlichen Überlieferung in moderner Form zu gestalten mit dem Ringen um die Möglichkeit, die Tradition des erzählerischen Bildes, wie es die italienische Renaissance definiert hatte, in die Gegenwart fortzuschreiben. Schon in den 1870er Jahren tritt Fritz von Uhde mit seinem ungewöhnlichen »Arme-Leute-Jesus« hervor und inspiriert dadurch jüngere Zeitgenossen aus dem Kreis der Münchner Sezessionisten wie Max Slevogt und Lovis Corinth. Als provokante Quintessenz dieses Interesses an der modernen Anverwandlung christlicher Themen kann die »Auferstehung« des erst 24jährigen Max Beckmann gelten.

Unter dem programmatischen Titel »De pictura« (»Über die Malkunst«) werden Bilder aus verschiedenen Jahrhunderten vereint, in denen Künstler sich mit der Wirkung der Malerei auf den Betrachter auseinandersetzen. Giovanni Paolo Panninis gibt in seinem Galeriebild »Roma Antica« beispielsweise den Blick frei auf einen konstruierten imaginären Bildraum und darin auf weitere perspektivisch angelegte Gemälde. Der im Stil des spätmittelalterlichen Manierismus geschaffene Herrenberger Altar wird in der Alten Staatsgalerie mit einem Werk Barnett Newmans konfrontiert. Die großen Farbflächen, die der Vertreter des amerikanischen Abstrakten Expressionismus schuf, können als moderne Andachtsbilder verstanden werden. Der Besucher wird vor diesen Bildern wie vor dem monumentalen Altarwerk Ratgebs zu einer meditativen Betrachtungsweise angeregt.

Künstlerräume

An besonderen Knotenpunkten und architektonischen Schnittstellen gibt es Räume, die einzelnen Künstlern gewidmet sind, wie zum Beispiel dem Meister von Meßkirch, Max Beckmann oder Pablo Picasso.

Auch einige Werke Johann Heinrich Danneckers sind zu sehen, dessen 250. Geburtsjahr 2008 gefeiert wird. Außerdem ist im Stirlingbau weiterhin der Beuys-Raum in seiner vom Künstler eingerichteten Form zu finden.

»Endlich diese Übersicht.«

Der Titel spielt mit Zitaten und vereint – analog zu unserer Sammlung und deren Neuhängung – Junges mit Altem, Bildende Kunst mit Architektur und Naheliegendes mit Unerwartetem: einerseits durch den Rekurs auf das Werk der zeitgenössischen Schweizer Künstler Fischli/Weiss »Plötzlich diese Übersicht«, das aus einer etwas verschobenen Perspektive Momente der Weltgeschichte einfängt, andererseits durch den Punkt, der diesem leicht abgeänderten Zitat zur Seite gestellt wurde. Durch den Punkt wird der Bogen zur Architektur und zur historischen Keimzelle unserer Sammlung geschlagen. Er ist eine Reminiszenz an den Punkt hinter den Goldlettern »Museum der Bildenden Künste.«, die noch heute über dem Eingang der Alten Staatsgalerie prangen.

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Endlich diese Übersicht
Neupräsentation im Obergeschoss der Staatsgalerie Stuttgart

Werke von Claude Monet, Paul Gauguin, Lovis Corinth, Max Slevogt, Pablo Picasso, Andy Warhol, Roy Lichtenstein, Jeff Koons, Gerhard Richter, Sigmar Polke ...