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Mit dem plastischen Werk des Künstlers Emil Cimiotti (geb. 1927) zeigt das Marler Museum einen der wichtigsten Protagonisten der informellen Plastik, wobei sein Werk über diese Zuschreibung zweifellos hinausgeht. Seine den Raum verinnerlichenden Werke stehen an der Schwelle einer formalen Erweiterung des Plastischen und einer inhaltlich assoziativen Skulptur des Unbekannten und des Vergänglichen. Es erscheint eine umfangreiche Publikation zum Künstler und dessen Werk.

1927 in Göttingen geboren, gehört Emil Cimiotti zu den Künstlern, die nach dem 2. Weltkrieg die moderne Kunst ganz neu entdecken mussten. So waren die ersten künstlerischen Versuche noch figürlich, aber schon bald begann er, nicht zuletzt auch durch die prägenden Begegnungen mit Willi Baumeister, Hans Hartung und Ossip Zadkine, den Formen einen höheren Wert zuzuschreiben und mit ihnen zu experimentieren. Um 1955 fand er schließlich zu seiner eigentlichen künstlerischen Sprache. Es war eine spontane und direkte Ausdruckskraft, die er in seinen nicht zu großen Plastiken realisierte, und die der informellen Kunst nahe steht. Im Gegensatz jedoch zu der Unmittelbarkeit und bewussten Inhaltsleere des Informellen sind seine Arbeiten jedoch immer auch inhaltlich orientiert: "Alle meine Plastiken," schreibt er, "auch die scheinbar ungegenständlichen, haben Inhalt. Alle meine Plastiken, auch die scheinbar realistischen, sind ganz abstrakt."

Sehr schnell gehört der junge Mann zu den beachteten Künstlern der neuen Bundesrepublik: 1957 erhält er den Kunstpreis ‚Junger Westen‘ für Bildhauerei in Recklinghausen, dem 1959 der gleiche Preis für Handzeichnungen folgt. Dieser damals wohl wichtigste Preis für zeitgenössische Kunst war der Durchbruch.1958 werden Arbeiten von ihm im italienischen Pavillon auf der XXIX. Biennale in Venedig gezeigt und 1959 ist er auf der II. Documenta in Kassel vertreten. Nach dem Romstipendium 1959 in der Villa Massimo folgt 1963 die Berufung als Professor für Bildhauerei an die neu gegründete Kunsthochschule in Braunschweig.

Cimiotti gilt seitdem als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Plastik, der in einer stillen aber konsequenten Art seine Kunst voran getrieben hat. Sein Studienfreund und Künstlerkollege Fritz Seitz schreibt 2003 über den Inhalt des Werks von Emil Cimiotti zusammenfassend und im Rückblick: "Überall im Werk stoßen wir nicht nur auf das Ineinander, sondern auch auf das Gegeneinander von Prozessen: Von Wachsen und Absterben, von Verschmelzung und Zerfall, von Verwandlung und Erstarrung."

Pressetext

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Emil Cimiotti - Skulpturen von 1957 bis 2004
Retrospektive