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Eröffnung: Freitag, 17. Februar 2017, 19 Uhr

In Kooperation und mit großzügiger Unterstützung von E)(POMONDO by Holtmann, Hannover-Langenhagen, hat das Sprengel Museum Hannover eine neue Rekonstruktion von El Lissitzkys Kabinett der Abstrakten (1927) errichtet. Der Raum, der bis 1937 im Provinzial-Museum in Hannover existierte, steht nicht nur für eine bedeutsame Etappe der hannoverschen Museumsgeschichte, sondern gilt als ein Hauptwerk des russischen Künstlers und Meilenstein in der Entwicklung der Ausstellungsarchitektur.

Als Künstler der internationalen Avantgarde verfolgte der Architekt, Maler und Typograph Lissitzky (1890−1941) das Ziel, die abstrakten Formen der Kunst in Einklang mit den Anforderungen des modernen Lebens zu bringen. Seine Werke berücksichtigten stets neueste technische Möglichkeiten, Materialien und Medien. Der Stadt Hannover war er seit 1922 besonders verbunden, da er hier bei Kuratoren und Sammlern Anerkennung erfuhr und seine spätere Frau Sophie Küppers kennenlernte.

1926 entwarf er im Auftrag von Alexander Dorner, Direktor der Landesgalerie im Provinzial- Museum Hannover, einen neuartigen „Demonstrationsraum“ für zeitgenössische Kunst, der schon damals als zukunftsweisendes Experiment überregionale Beachtung fand und bis heute im Fokus kunsthistorischer Forschung steht. Lissitzky erfand eine komplett neuartige Form, Kunst zu zeigen. Er verglich den Demonstrationsraum mit einer Art „Schaukasten“ oder „Bühne“, auf der jedes Werk zu seinem eigenen Recht und zur besten Geltung kommen sollte. Das moderne Ausstellungsdisplay mit Lamellenwänden und beweglichen Elementen zielte auf die Aktivierung des Besuchers und die Reflektion seiner Wahrnehmung. Die Gestaltung sollte „keine private Salondekoration sein“, sondern einen „Standard aufstellen für Räume, in denen der Allgemeinheit neue Kunst gezeigt wird“ (Lissitzky). Ausgestellt waren (und sind) im Kabinett abstrakte Werke von Kubisten und Konstruktivisten wie Fernand Léger, Piet Mondrian, El Lissitzky und Friedrich Vordemberge-Gildewart.

Der Originalraum wurde im Zuge der Zerschlagung der Moderne durch die Nationalsozialisten 1937 zerstört und in Erinnerung an Dorners Wirken erstmals 1968 vom Niedersächsischen Landesmuseum rekonstruiert. Diese erste, nicht länger funktionstüchtige Rekonstruktion diente bis 2016 im Sprengel Museum Hannover als materielle Substitution des verlorenen Originals. Als Gedächtnisort und „Alleinstellungsmerkmal“ des Hauses erschien eine Rekonstruktion weiterhin unverzichtbar, ermöglicht der Raum doch ein unmittelbares Erleben künstlerischer Utopien der internationalen Avantgarde in Hannover in den 1920er-Jahren, auch wenn eine moderne Kopie immer das Risiko einer gewissen Verfälschung der historischen Wahrheit birgt.

Der neue Nachbau ist am selben Ort in der Sammlung nun der Öffentlichkeit wieder dauerhaft zugänglich. Er versucht, das ursprüngliche Kabinett in seiner architektonischen Beschaffenheit, der Farbigkeit und Beleuchtung so präzise wie möglich zu rekonstruieren: so gibt es wieder zwei Zugänge (statt bisher nur einer Tür), einen schwarzen Linoleumboden (statt eines hellgrauen Teppichbodens), eine Decke und Fensterverkleidung aus Nesselstoff (statt eines Kunststoff-Gitters und eines Plexiglas-Kubus) und eine buntfarbige statt einer bisher schwarz-weiß-grauen Bemalung der Rahmenleisten.

Zur Eröffnung des neu rekonstruierten Raums wird es eine kleine Präsentation von Werken und Dokumenten zu Lissitzky, Dorner und zur Entstehung des „Kabinetts der Abstrakten“ sowie der Rekonstruktion geben. Beide Räume werden ab 23. September 2017 auch einen essentiellen Teil der kommenden Sonderausstellung „revonnaH. Avantgarde in Hannover 1912 – 1933“ darstellen (bis 7.1.2018).

Es erscheint eine 12seitige, illustrierte Besucherbroschüre (dt. und engl.).

In Kooperation und mit großzügiger Unterstützung von E)(POMONDO by Holtmann, Hannover-Langenhagen.

Eröffnung: Freitag, 17. Februar 2017, 19 Uhr

Wissenschaftliche Leitung: Dr. Isabel Schulz